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„Sich was wünschen, reicht ja nicht“

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Fotos: Barbara Kaiser

14. Jahrgang der „International Academy of Music/Summer“ mit Teilnehmerrekord eröffnet

Im Historischen Langhaus ist noch der Klavierstimmer am Werk, auch wenn der junge Mann sein Tun mit „Handwerker“ abtuen will. Im Gebäude der Musikschule wird schon, eine Dreiviertelstunde vor der offiziellen Eröffnung, geübt. Die Geigen klingen und seufzen und rasen, da werden Läufe geübt und schwierige Doppelgriffe. Ich stehe im Flur und traue mich nicht, eine der sechs Türklinken zu drücken und zu stören, so leidenschaftlich, versunken und um Perfektion bemüht ist man dahinter bei der Sache. Trotzdem öffne ich am Ende eine Tür und stehe vor Sebastian Rauch. Er spielt auf einem der Flügel gerade Bach. Er ist gestern erst 17 Jahre alt geworden und kommt aus Stuttgart. Seit zehn Jahren sitzt er am Klavier, wird in zwei Jahren sein Abitur ablegen und danach „auf jeden Fall“ Musik studieren. Er ist unter den 55 Teilnehmern einer der jüngsten. In einem der fünf Sommerakademie-Konzerte wird er im Beethoven-Klaviertrio c-moll zu erleben sein.

Hinrich Alpers
Professor Hinrich Alpers

Vor diesem 14. Jahrgang habe ich den Erfinder und Hauptorganisator Professor Hinrich Alpers gefragt, mit welchen Gedanken und Gefühlen er in diese zehn Tage geht. Seine Antwort war selbstbewusst und doch demütig und dankbar:

Die Entwicklung, die die Sommerakademie gemacht hat, konnte ja nun wirklich niemand vorhersehen!“, sagt er. „Ich fühlte mich damals (im Jahr 2010) ein bisschen kühn“, bekennt er zudem; denn immerhin hatte der damals 28-jährige Pianist „Erste Sommerakademie“ auf die Konzertprogrammzettel geschrieben. Eine Eins impliziert zwangsläufig, dass es weitere Nummern geben sollte. Aber: „Sich was wünschen, reicht ja nicht.“ Zudem sei es nicht dasselbe, „eine Sache in einem einmaligen Kraftakt hochzuziehen“ oder ihr eben Konstanz und Entwicklung zu verleihen.

Das ist inzwischen gelungen. Konstanz: Heute wurde der 14. Jahrgang mit ganz viel Vorfreude eröffnet. Und Entwicklung: Von der reinen Klavierklasse mauserte sich die Veranstaltung zu einem Festival der Kammermusik. Mit, das sei hier nicht unerwähnt, atemberaubenden Aufführungen Neuer Musik und Kuriosem auch.

55 Teilnehmer im Jahr 2023 – das ist ein Rekord. Im Jahr 2010 waren es 20. Wobei die Streicher inzwischen in der Überzahl sind: Neun Kontrabässe, 28 Violinen, 18 Pianisten.

Es kamen irgendwie viele tolle Momente und Umstände zusammen“, erinnert sich Alpers. Und: „Dass mir so viele Leute die Treue halten, ist natürlich ein riesengroßer Bonus und großes Glück für mich.“ Er sei zwar selber Pianist, „aber mich hat doch das Gemeinsame, mit anderen Instrumenten, schon als Junge begeistert. Bloß nicht zu viel Zeit nur mit sich selbst verbringen, sage ich meinen Studenten heute auch immer wieder.“ Deshalb stört die neue, andere Zusammensetzung niemanden. Und für das Publikum wird es ein Gewinn sein, Mehrwert generieren.

Klavierstimmer

„Die Hansestadt Uelzen und ich persönlich sind stolz auf euch und wir freuen uns“, versicherte Bürgermeister Jürgen Markwardt in seinem Grußwort und wünschte „a lot of fun“. Es wird auch eine Menge Arbeit dabei sein und nicht nur Spaß. Aber die Freude am Musizieren wird sich in allen Konzerten auf das Publikum übertragen, das in all den Jahren stets gebannt saß.

Deshalb ging auch zu dieser Eröffnung ein Dank an alle Helfer und Sponsoren, ohne die dieser Musikmarathon nicht möglich wäre. Und weil Hinrich Alpers „very, very glad“ ist, überträgt sich dieser Enthusiasmus schon immer auf alle anderen Professoren, Korrepetitoren und Helfer. Es geht los. Zehn Tage voller Musik!

Barbara Kaiser – 4. Juli 2023

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