Friedensangebot
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„Nur keinen Streit vermeiden“, brummte mein Vater, wenn jemand seinen Unmut geweckt hatte. Aber auch: „Nur nicht aufregen!“ Jahrzehntelang hatten die Eltern sich Mineralwasser der Marke Irenen-Quelle nach Hause liefern lassen. Irene, der griechische Name für Frieden. Gewirkt hat es diesbezüglich wenig.
„Als Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande“, wie Martin Luther schrieb, war zwar nicht von Bombenstimmung zu reden. Das Schwarzpulver war noch nicht erfunden. Ansonsten waren die Umstände vor zweitausend Jahren nicht viel anders als heute. Das Volk, in das er hineingeboren wurde, litt unter der Herrschaft und Willkür der römischen Besatzungsmacht. Der „Römische Frieden“, war nur unter inakzeptabler Selbstverleugnung der eigenen jüdischen Wertvorstellungen gegeben. Nach einem dritten Aufstand binnen siebzig Jahren wollte Kaiser Hadrian schließlich Judäa von der Landkarte und aus dem Gedächtnis tilgen und benannte die römische Provinz in Syria Palaestina um. Heute findet sich auf der Seite der Freundin einer Freundin der wenig fromme Wunsch: „Allah möge Israel von der Erde entfernen.“ In den Psalmen, Liedern und Gebeten der Juden, sind ähnliche Anliegen zu lesen. Sie haben ihre Berechtigung, insofern sie, der Seele Luft machend, dem Angerufenen – Allah oder JHWH – die Entscheidung und Ausführung überlassen.
Bei Naturkatastrophen sprechen und lesen wir von höherer Gewalt. Auch Pandemien und Kriege zählen dazu. Dass da noch eine höchste Gewalt ist, wird oft vergessen oder ignoriert. So heißt es über Jesus, Gottes Friedensangebot: „Er kam in sein Eigentum doch die Seinen nahmen ihn nicht auf“ – weder damals in Bethlehem, wo ihm ein Stall als Unterkunft zugewiesen wurde, noch später als erwachsenen Prediger und Propheten, sodass er schließlich ausrief: „Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen.“ Blind vor Hass, Wut und Eigensinn bekriegt man sich stattdessen. Egoshooter auf allen Seiten.
„O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein“, heißt es in einem Weihnachtslied aus Ostpreußen. Werner Bergengruen dichtete 1927 ähnlich im „Kaschubischen Weihnachtslied“: „Und wie wir das Herz dir schenken wollten! / Sieh, wir wären alle fromm geworden, / alle Knie würden sich dir beugen, / alle Füße Himmelwege gehen. / Niemals würde eine Scheune brennen, / sonntags nie ein trunk’ner Schädel bluten, – wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, / wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!“ Suchen wir, was zum Frieden dient.