Lukas Strieder spielte im 6. St.-Marien-Sommerkonzert die Tuba
Lukas Strieder habe, so Kantor Erik Matz in seinen Begrüßungsworten, seine ersten musikalischen Schritte in St. Marien gemacht. Genau wie Merle Hillmer, die vor Wochenfrist an der Orgel saß. Ein bisschen Stolz auf solche erfolgreichen jungen Leute darf da schon sein. Im 6. St. Marien-Sommerkonzert war Lukas Strieder als Solist zu Gast: An der Tuba, die er inzwischen sehr erfolgreich zu spielen weiß.
27 Jahre alt ist der Musiker aus Wieren inzwischen und befindet sich derzeit im Masterstudiengang am Mozarteum Salzburg. Die Tuba ist ja nicht das gängigste Soloinstrument, erwählt es jemand, muss es Liebe sein. Lukas Strieder hat zwar nicht die ganz große Ausgabe dieses Blechblasinstruments mitgebracht zum Konzert, aber er kommt mit Trillern und Läufen, er darf schwärmen und manchmal poltern, laut und leise. Als Begleiter setzte sich Erik Matz an die Orgel und war aufmerksamer Begleiter, denn bei den Stücken handelte es sich immer um Bearbeitungen, meist von Partituren für Violoncello und Orgel.
Los ging`s also! Das Mittelschiff war wieder sehr gut besetzt. Besucherandrang quasi; Erik Matz freute sich darüber, denn, so die Erinnerung, vor mehr als 20 Jahren, als die Reihe der Sommerkonzerte startete, verlor sich manchmal nur ein Dutzend Zuhörer in den Reihen. – Ein paar Anlaufschwierigkeiten hatten sowohl der Organist wie auch der Tubist. Aber im Verlauf des Konzerts wurde es besser. Da kam die Tuba tänzerisch. Gemächlich, aber fröhlich (In: Delsbo Brudmarsch, Anonymus) oder brummte zärtlich in „Méditation de Thais“ von Jules Massenet, dem französischen Opernkomponist (1842 bis 1912). War für ein Largo! Sie konnten Bachs „Air“ ebenbürtig genannt werden; genauso hingebungsvoll jedenfalls erklangen sie auch.
Lukas Strieder spielt weiche Ansätze, die in den allermeisten Fällen sehr sauber und makellos sind. Er beherrscht das Legato fließend (beim Blech besonders schwierig) und die Töne schmeicheln sich in des Zuhörers Ohr und Zwerchfell, wo sie mitschwingen und alle Aggression oder Aufregung vergessen lassen. Die Macht der tiefen Töne! In den Improvisationen op. 55 über das geistliche Volkslied „Schönster Herr Jesu“ von Karl Höller (1907 bis 1987) rankten sich die fünf „Sätze“ an den Spielvorschriften entlang. Mal „Sehr lebhaft, schattenhaft“, „Gesangvoll fließend“ oder „Lebhaft und markiert“. Mal gibt die Tuba die Melodie vor, mal die Orgel. Den auch indifferenten Tonclustern gaben Strieder und Matz Struktur, was nicht immer einfach ist.
Das „Vocalise“ von Sergej Rachmaninow dagegen war einfach nur schön. Diese „Singübung nur mit Vokalen“ war eine klare Angelegenheit. Insgesamt hätte vielleicht im Repertoire ein bisschen mehr Allegro sein können, denn mit der Programmauswahl verschenkte der Solist ein bisschen die Effekte, die jeder Auftritt auch braucht. Vielleicht auch deshalb gab es am Ende drei Auszüge aus Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik; die Ouvertüre, die Bourrée und La Réjouissance (Jubel). Natürlich klingt das anders als mit den schmetternden Bachtrompeten, ein bisschen schwerfälliger zudem. Es kann sein, dass Lukas Strieder einen nicht so guten Tag erwischt hatte, weshalb er nicht ins nötige Tempo kam. Ich selber habe ihn schon viel besser in Form erlebt, dass es zum Staunen war. Trotzdem war es ein erfrischendes Konzert mit einem Soloinstrument, das man eigentlich nur lieben kann. Weil es ist wie Baloo, der Bär. Oder so.
Am kommenden Samstag, 13. August 2022, sitzt Erik Matz an der Orgel und er kommt Französisch. Mit Orgelwerken von Francois Couperin und Charles Marie Widor. Sie wissen schon – das ist der mit der wunderbaren, atemberaubenden Toccata aus seiner 5. Orgelsinfonie! 16.45 Uhr wie immer in St. Marien.