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SUP? Super! Ein Selbstversuch – Stand up Paddling bringt Spaß und macht fit

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Leicht bedeckt war er, der Tag. Und die Temperaturen? Eben Norddeutscher Frühling. Zum Startplatz in Bad Bevensen geht es also mit Fleecejacke – über den „schnelltrocknenden“ Kleidungsstücken. Eine richtige Entscheidung, wie sich dann herausstellen sollte – entsprechend der Empfehlung der Paddelpiraten, die in Uelzen, Bad Bodenteich und im Kurpark SUP-Schnuppertrainings anbieten. Andre Krohne, Paddelpiraten-Kapitän, begrüßt gutgelaunt die Gruppe, die sich neugierig um die Bretter scharrt, die in den nächsten eineinhalb Stunden für uns eine kleine neue Welt eröffnen.

Allerdings: Vor der Aktivität auf dem Brett haben die Paddelpiraten die Theorie gesetzt. Aus guten Gründen. Zum einen, weil wider den ersten Augenschein die Bretter eigentlich gar keine Bretter, sondern aufgepumpte Plaste-Boards (inflatable, also aufblasbare Bretter, auch iSUPs genannt) sind, die es in ganz unterschiedlichen Ausführungen für unterschiedliche Ansprüche gibt. Zum anderen, weil ein paar sinnvolle Tipps vermittelt werden können, die den Start definitiv erleichtern. „Zunächst einmal der anstrengendste Part“, erklärt Andre Krohne und lächelt breit: „Wie kommt die Luft ins Board?“. Ein Bar bedarf es, damit es wirklich bretthart ist und nicht durchsackt. Wir pumpen, was das Zeug hält. Und dann: Wie bewege ich mich auf dem Board? Wie erhebe ich mich? Wie paddele ich vorwärts, rückwärts und wende ich? Was, wenn es wackelig wird? Auf sicherem Boden können die ersten Schritte und Bewegungen ausprobiert werden. Ha! Klappt hervorragend. Die Paddellänge wird angepasst, die Finne werden montiert – nun kann es losgehen.
Die Ilmenau mäandert ruhig und zufrieden durch den frühlingsgrünen Park. Ein paar Enten schauen verwundert, als die Bretter unter dem Geländer der Kneipp-Anlage zu Wasser gelassen werden.
Andre Krohne hält das Board stabil, wir waten durch das knietiefe Nass und kraxeln nacheinander auf die Bretter. Leichter als gedacht. Wie empfohlen knien wir zunächst. Das Paddel – eine Hand oben am Griff, die andere auf halber Strecke – wird das erste Mal durchs Wasser gezogen: Es geht voran. Tatsächlich. Etwas schlingernd, weil die Seitenwechsel zunächst nicht ganz so geschmeidig gelingen wollen. Flussaufwärts. Irritierend. Die Strömung kommt entgegen, zieht am Board vorbei und gaukelt ein Vorankommen vor. Ein Blick zur Seite offenbart: Die Geschwindigkeit ist minimal.

Aber die Sicherheit nimmt zu. Ein paar Minuten und die erste Brücke ist erreicht. Die Perspektive vom Wasser aus ist unfassbar schön. Weiden wabern ins Wasser und machen hier und da ein Ausweichen nötig. Spaziergänger lächeln vom Ufer rüber. Unsere Gesichter zeigen abwechselnd hohe Konzentration und ein breites Grinsen. Sich so auf dem Wasser zu bewegen, ist ein außergewöhnlich schönes Gefühl. Ein Fortkommen – fast schwebend. Paddel links, zwei, drei Züge. Wechsel. Rechts… Mit der Sicherheit steigt der Wunsch, in den Stand zu kommen. Noch bis zum nächsten Baum, eine elegante, enge Wende – und hoch. Wie war das? Gewicht verteilen, hochdrücken und… Es folgt die unerwartete Erkenntnis, dass eigenes Können, Wunsch und Wirklichkeit mitunter nicht im Einklang sind. Und zudem die Erfahrung, dass die Ilmenau Ende April nicht so kalt ist, wie befürchtet, selbst dann, wenn man kurz, aber komplett untertaucht.
Nun ist das Heideflüsschen wirklich nicht tief. Bis auf einen kurzen Anflug von peinlicher Berührtheit, weil alle anderen tipptopp auf ihren Boards stehen, war der unerwartete Wassergang wahrlich nicht schlimm. Flugs zurück aufs Board. Und nochmal. Mit leicht zittrigen Beinen gelingt ein zweiter Versuch. Das Board ist im ersten Moment wackeliger als erwartet. Hier macht Übung den Meister und die Meisterin. Zurück zur Anlegestelle, klitschnass aber happy, lässt sich unter dem Strich sagen: Gerne wieder!

SUP – Stand up Paddling: Gut zu wissen
Das perfekte Board zum Ausprobieren kann ausgeliehen werden – beispielsweise im Kurhaus Bad Bevensen. Wer sich ein eigenes Board zulegen möchte, dem empfiehlt der Uelzener Fitness-Coach und SUP-Fan Andre Krohne auf die Maße zu achten: „Vier Parameter sollten bedacht werden. Die Länge mindestens 3.10 Meter, die Breite nicht schmaler als 70 cm, die Höhe mindestens 15 cm und die Traglast mindestens 120 kg. Dann kann es ein stabiles, gut nutzbares Board sein, das gut auf dem Wasser liegt“. Der Fitness-Faktor ist enorm. Das eigene Alter und Fitnesslevel spielen dabei keine so große Rolle. Der Benefit vom SUP: Der gesamte Körper ist gefordert. Mit der richtigen Technik sind es gerade Oberkörper, Rumpf und Beine, die in Aktion sind. Und kaum spürbar: die Tiefenmuskulatur, weil permanent die Balance gehalten wird. Ob gemächliches Flanieren auf dem Wasser, engagiertes Strecke-Machen oder vielleicht Yoga auf dem Board – die Möglichkeiten sind vielfältig.

SUP im Landkreis
Basic-Kurse werden in Bad Bevensen ab Ende April bis September jeden 2. und 4. Samstag im Monat um 11.30 und 13.30 Uhr angeboten. Treffpunkt ist an der Kneipp-Anlage im Kurpark in Bad Bevensen (29 Euro mit Bevensen-Card, 30 Euro ohne).
Wer sich einfach mal ein Board leihen will: Wunschtermin bei der Tourist-Information im Kurhaus anfragen (ab 2 Stunden = 24 Euro, www.bad-bevensen.de).
Auch in Bad Bodenteich (Seepark, auch abends mit beleuchteten Boards) und Uelzen (Oldenstädter See und Ilmenau) können erste und zweite Versuche unternommen werden. Infos: www.heideregion-uelzen.de.
Natur und Freizeitsport in Einklang zu bringen, macht Sinn. Eine Orientierung, wo und wann das Board zu Wasser gelassen werden darf, bieten die Richtlinien, die auch für Kanu- und Kajak-Fahrer gelten. Der gesunde Menschenverstand dürfte ein Übriges beitragen, beispielsweise wenn Brutzeit ist oder Wasservögel im Schilf Unterschlupf suchen, sollte man bestimmte Bereiche meiden.

[Kathrin Marie Arlt]