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Eine Art Resümee

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Renate Schmidt blätterte in ihren Mappen und stellt Arbeiten aus Jahrzehnten aus/Vernissage Samstag, 10. Juni 2023, 17 Uhr

Da sitzen wir, Renate Schmidt und ich, ein wenig konsterniert und vielleicht auch ratlos vor der Tatsache, wie schnell doch die Zeit vergeht! Zu ihrem 50. Geburtstag hatte sich die Kunsterzieherin, Malerin und rührige wie verlässliche Organisatorin in Sachen Kunst eine Ausstellung in der BBK-Galerie Oldenstadt geschenkt; damals, im Jahr 1997, habe ich sie kennengelernt. Das ist mehr als ein Vierteljahrhundert her! Naturgemäß kenne ich also viele der Arbeiten, die sie jetzt, ab 10. Juni 2023, im selben Ausstellungsraum präsentiert. Es sind aber auch welche dabei, die entstanden vor dieser Zeit, denn an den Wänden hängen fast fünf Jahrzehnte künstlerischen Schaffens.

Christiane

Es scheint eine Art Resümee zu sein, das Renate Schmidt da zusammentrug. Aber auch Selbstbehauptung: Seht her, es gibt mich immer noch! Von zwei Kinderbildern ihrer Töchter Christiane und Constanze über Urlaubsbilder aus dem Mittelmeerraum oder Marokko – letztere verbinden uns zusätzlich, weil ich auch zwei Dutzend Mal dieses Maghreb-Land bereiste – und Beiträgen zu den thematischen BBK-Ausstellungen im Kunstverein, die alle zwei Jahre stattfinden und eine besonders schöne Art der Zusammenarbeit belegen. Und dann gibt es da noch diese typischen Schmidtschen „Makrobilder“. Die hatten zunächst eine Fotografie der Lilien im Garten zur Grundlage, später waren es auch Fotos aus Uelzen, beispielsweise der alte Uelzner Hof, die freihändig als Blüte zurechtgeschnitten werden. Immer der Frage nachgehend: was kann man noch daraus machen.

Die ältere Arbeiten sind ebenfalls „typisch Schmidt“, es sind Schraffur-Bilder. Sie halte es mit Franz Marc, sagt Renate Schmidt. Der deutsche Expressionist, der, gerade erst 36 Jahre alt, im Jahr 1916 vor Verdun sein Leben  lassen musste, war der Ansicht, dass alles eins ist. Womit er Recht hat, alles hängt mit allem zusammen. Das sollen die Schraffur-Bilder verdeutlichen, die mehrere Schichten zu haben scheinen und in denen alles ineinander greift.

Musikalische Tempi

In einem anderen künstlerischen Experiment wandelt Renate Schmidt auf den Spuren des Bauhauses. Einer der Vertreter, Josef Albers, untersuchte, wie Farben wirken. Er experimentierte mit Farben und geometrischen Formen und ihren (Wechsel)Wirkungen auf die subjektive visuelle Wahrnehmung. Bei Schmidt liegen Quadrate aus Blau und Grün oder Rot und Blau direkt beisammen, und die harten Kontraste tun keineswegs dem Auge weh.

Eine besonders schöne Idee fand ich persönlich die „Tempi in der Musik“ für eine Ausstellung des BBK anlässlich der Internationalen Sommerakademie (leider gibt es diese Initiative der KünstlerInnen nicht mehr!). Bei Renate Schmidt oszillieren verschieden farbige Sinuskurven und reden so von Allegro oder Largo, von Presto und Andante.

Renate Schmidt mit ihrem „Garten der Erinnerung“

Etwas Besonderes ist auch „Der Garten der Erinnerung“, eine der wenigen dreidimensionalen Werke. Gesammelt wurden hierfür über die Jahre verschiedene Holzstücke – es begann einmal mit einem Stück Olivenholz -, die eine Form suggerieren. Einen Engelsflügel etwa oder ein sich schlängelndes Reptil, präsentiert auf einem kleinen Sockel. Eine witzige Idee sind auch die Strandgut-Steine in der Schachtel. Man kann daraus verschiedene Figuren legen – Fantasie vorausgesetzt. Ein optischer Blickfang sind die wunderbar farbigen Fischernetze und der knorrige Olivenbaumstamm. Leider sitzen die Fischer am spanischen Kai nicht mehr, es sei inzwischen  alles zugebaut, bedauert Renate Schmidt. Es ist wie überall, möchte man seufzen.

„In-zwischen“ ist die Ausstellung in Oldenstadt benannt. Es ist viel passiert in der dahinfließenden Zeit, wohl wahr! In einer Lebenszeit, die für die Künstlerin inzwischen 76 Jahre lang währt. 26 lange Jahre durfte ich Renate Schmidt begleiten und ihr Schaffen beobachten. Für Oldenstadt 2023 ist ihr eine besonders schöne Schau gelungen.

Vernissage ist am Samstag, 10. Juni, 17 Uhr. Geöffnet ist noch am Sonntag, 11. Juni, und am Samstag und Sonntag, 17./18. Juni, immer von 15 und 18 Uhr. Zudem auf Anfrage bei der Künstlerin selbst.

Barbara Kaiser – 07. Juni 2023

 

 

 

 

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