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Das Geheimnis des Wasserturms

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Fotos: Dirk Marwede

In Himbergen steht eine Privatsammlung der besonderen Art.

Diese Ausstellung ist äußerst liebevoll zusammengestellt, sie ist spannend, sie ist auf ihre Art einmalig: Im ehemaligen Wasserturm von Himbergen findet sich ein heimatkundlicher Schatz, den Klaus und Elke Dreyer in mehr als 50 Jahren zusammengetragen haben.
Heimatgeschichte war für den gebürtigen Himbergener Klaus Dreyer immer schon sein Ding. Er hat bereits als 20jähriger alles gesammelt, was irgendwie mit der Heimatgeschichte zu tun hatte. Dass daraus einmal eine solch große Ausstellung zusammenkommen würde, hat er wohl nicht geahnt.
Der Kauf des 1912 gebauten Wasserturms erwies sich dabei als Glücksfall. Bis 1959 war der Turm mit Wasser befüllt und beinhaltete die dreifache Menge des Tagesbedarfs aller Himbergener. Auch für den Notfall – etwa einen Brand – war damit gesorgt. Die Einwohnerzahl stieg stetig an und so wurden fünf Druckbehälter eingebaut, die bis zum Anschluss an die zentrale Wasserversorgung 1979 ihren Dienst taten. Mit dem „Aus“ des Wasserwerks kam es 1980 zum Verkauf des Wasserturmes an Klaus und Elke Dreyer.
Die hatten das danebenstehende ehemalige Deputathaus bereits 1966 gekauft und 1977 ein Fachwerkhaus aus Dörmte als Holzbildhauerwerkstatt eingerichtet, die direkt neben einem ehemaligen Speicher aus Wulfsode steht. Gemeinsam mit dem aus der Ortsmitte abgebauten und hier wieder aufgebauten Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ist so auf einem kleinen Hügel in unmittelbarer Nähe zum Friedhof ein schönes Ensemble entstanden.

„Gott segne Euren Bund“ – farbiges Geschirr zur Grünen Hochzeit

Eine im Diorama nachgestellte Szene aus der Schlacht in der Göhrde 1813

Der Besucher der Ausstellung des Wasserturmes ahnt von alledem nichts, wenn er durch die grün und gelb gestrichene Tür in den Wasserturm und damit in eine andere Welt eintritt. Schon auf den ersten Blick wird deutlich – hier ist viel zu sehen. Um möglichst viel Platz für die Exponate zu haben, hat Klaus Dreyer eine Empore in den Turm gebaut. Von dort aus bietet sich ein Blick auf all das, was in mehreren Jahrzehnten auf Trödelmärkten, durch Privatschenkungen aber auch durch Ankäufe zusammengekommen ist.
Einen Schwerpunkt nimmt dabei die sogenannte Kantkerbschnitzerei, auch als Tramp-Art-Schnitzerei bekannt, ein, die insbesondere von Männern betrieben wurde. Um etwa eine Schatulle, einen Bilderrahmen oder kleine Truhe herzustellen, brauchte es nicht viel. Etwas Holz, ein gutes Messer und handwerkliches Geschick – aus diesen Zutaten entstanden kleine Kunstwerke, jedes für sich ein Unikat. Selbst eine kleine Kirche, als deren Kirchturmuhr eine Taschenuhr diente, ist hier zu finden. Ein kleines Schränkchen bewahrte seine Geschichte über viele Jahrzehnte für sich, denn bei den Restaurierungsarbeiten entdeckte Klaus Dreyer eine handschriftliche Notiz mit Informationen zu der Entstehung.
Gleich daneben ist ein Diorama von der Schlacht in der Göhrde im Jahr 1813 zu sehen, erstellt von Klaus Dreyer. Die legendäre Schlacht wird mit zahlreichen Objekten und Schriftstücken in der sehenswerten Privatsammlung näher beleuchtet. Unzählige Postkarten aus dem Kirchspiel, wunderschön gestaltete Meisterbriefe, Küchenutensilien aus vergangenen Jahrzehnten, Gemälde, Fotografien zu Themen der Heimatgeschichte, Jagdtrophäen aus der Göhrde und vieles andere mehr erwartet den heimatkundlich interessierten Besucher.
Die Empore wiederum widmet sich einem ganz eigenen Kapitel, dem der Hochzeit. Darunter viele Objekte, die einzigartig sind. Geschirr zur grünen, silbernen, goldenen oder diamantenen Hochzeit ist bekannt, doch die Ausstellung im Himbergener Wasserturm zeigt einzigartige Stücke, die weit bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Da stehen die Namen der Braut und des Bräutigams versehen mit dem Hochzeitsdatum auf den Tassen, da finden sich farbige, reich verzierte Tassen zur Grünen Hochzeit, da hängen Teller, die die Niedersächsische Landesregierung einst zu Hochzeitsjubiläen verschickt hat, neben vielen anderen Tellern an der Wand.
Originell auch das sogenannte „Leihgeschirr“, das es einst in Himbergener Geschäften zu besonderen Anlässen gab, oder das Burhorn aus Gr. Thondorf, das ebenso wie die fast 400 Jahre alte Baumscheibe aus dem Göhrder Forst viel erlebt hat.
Dies alles und noch viel mehr macht die kleine Privatsammlung zu einer echten Besonderheit, die nach Absprache unter Telefon (05828) 206 besichtigt werden kann.

[Dirk Marwede]

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