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Fuchs, Maus und Kiwi

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Workshop zur Ausstellung Frank Zucht mit Nachhaltigkeitsgedanke

Es herrscht Leben im Theaterkeller, der Galerie des Kunstvereins Uelzen. Der Berliner Künstler Frank Zucht, der seine Ausstellung „In die Wildnis“ in den vergangenen vier Wochen dort präsentierte, veranstaltete einen Workshop für Kinder ab acht. Und so tummelten sich dort rund ein Dutzend kleine Menschen, unter ihnen Emelie, Stella, Haylie, Alina, Max und Mia, um ihrer Kreativität Ausdruck zu geben. Hatten sie sich am ersten Tag in der Ausstellung von Zucht umgesehen, in der es von Tieren nur so wimmelt, waren sie jetzt selber gefragt. Aus verschiedenen Materialien gestalteten sie ihre fantasievollen Kreaturen. Gefördert wurden diese Veranstaltungen vom Land Niedersachsen über das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona. Kunst, Kultur und Kreativität für Kinder und Jugendliche“.

„Wir wollen die Fantasie anregen“, sagt Frank Zucht im Gespräch. Die Kinder sollen „assoziativ denken und aus Alltagsgegenständen Figuren erstellen“. Und so entstehen aus alten Plastikflaschen, Eierverpackungen, Styroporteilen, Wolle und Stäbchen die verschiedensten Tiere. Bei Stella soll es eine Maus werden, aber die Anfänge lassen eher ein dickes Schwein auf Stelzen erahnen. Aber das macht nichts. Alina hat einen Fuchs zum Ziel, obwohl dessen Kopf (aus einer Toilettenpapierrolle) eher an einen Terrier erinnert. Als ich ihr das Foto meines Airedaleterriers zeige, muss sie zustimmen! Am Tisch von Mia und Max, die Geschwister kommen aus Holdenstedt und besuchen ab August die 2. und 7. Klasse, hat man sich den Wappenvogel Neuseelands vorgenommen. So stehen zahlreiche Kiwis aus alten Glitzi-Schwämmen und warten darauf, mit Gipsbinden ihre Form zu bekommen. Den charakteristischen Schnabel jedenfalls haben sie schon.

Eigentlich mag Max lieber Affen, wie er mir verrät. Auf die Art legt er sich nicht fest. Ob Gorilla, Orang Utan oder Schimpanse – Hauptsache Affe. Überhaupt ist Max ein aufgewecktes Kerlchen. Weil im Workshop mit altem Plastik gearbeitet wird, wissen er und seine Schwester natürlich etwas über den ganzen Mist in den Weltmeeren. Sie erzählen auch, dass sie schon mal Müll aufgelesen haben, weil „es nicht gut für die Welt ist“, wenn er liegenbleibt. Ach, man wünschte so viel Weisheit den Älteren! Max hat auch gelesen, erzählt er, dass, wenn die Menschheit nur drei Jahre lang auf Autos verzichtete, nur (E-)Bus und Bahn führe, sich das Weltklima zu 80 Prozent erholen könnte. „Warum machen wir es dann nicht?“, fragt er. Ich bin froh, dass er mich dabei nicht direkt anschaut und eine Antwort will. Trotzdem versuche ich eine Erklärung, dass es was mit dem Kapitalismus zu tun hat, wo es nur ums Geld geht und der Mensch und die Umwelt eben erst lange danach kommen. Bestimmt wird er das später durchschauen, wenn er sich seinen kritischen Geist bewahrt. Das wünsche ich ihm sehr.

Man wolle auch eine Wertschätzung bei den Kindern entwickelt, hatte Frank Zucht gesagt. Dass man nicht alles wegwerfen muss, dass Dinge, die in der Tonne landen, durchaus noch für etwas taugen können.
Wenn die Kinder also inzwischen ihre Mäuse, Füchse und Kiwis nach Hause getragen haben und sie in ihren Zimmern positioniert sind, werden sie nachdenken über Nachhaltigkeit. Vielleicht kennen sie das Wort noch nicht, aber auch mit solchen Arbeiten wurde etwas dafür getan. Gegen Gedankenlosigkeit und Verschwendung.

Barbara Kaiser – 22. Juli 2022

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