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Der Schreibtisch von …

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… Mathias Hensch, Leiter der Stadtarchäologie Uelzen

Stapel mit Unterlagen, Schriftstücken, Broschüren und aufgeschlagenen Büchern umrahmen die Tastatur. Die Stapel sind raumgreifend, über Eck, ausgebremst von einem Drucker. Zwei Bildschirme ragen empor, als würden sie im Meer der Informationen nach Luft schnappen wollen. Der eine zeigt eine Karte, der andere einen Text. Dazwischen das Smartphone und ein kleines Fundstückchen – sorgfältig verpackt in einer durchsichtigen Tüte. Zielsicher findet Mathias Hensch die Maus und tippt die nächsten Zeilen. Das Suchen und Finden fällt dem 54-Jährigen nicht schwer. Wen wundert‘s: Es ist seine Profession. Seit August ist Dr. Mathias Hensch Chef der Stadt- und Kreisarchäologie in Uelzen.

Mit moderner Technik auf Spurensuche in uralten Zeiten: Quellen aus handgeschriebenen Schriftstücken und maschinengeschriebenen Blättern werden digital erfasst, gedeutet, diskutiert, veröffentlicht. Sammlungsstücke und Fundsachen, die in dem Büro überall aufzutauchen scheinen, werden als Impuls für neue Ansätze oder als Belege für alte Theorien herangezogen. Klingt staubtrocken? Wenn Mathias Hensch über Archäologie und Geschichte erzählt, ist sein Faible für dieses Metier spürbar: Die Augen funkeln hinter der schmalen Brille, die kräftigen Hände schwingen hin und her, deuten hier, weisen zurück.  

Neben der Theorie gehört die Praxis zu seinem Metier. Und bei Grabungen im Altmühltal ist Hensch tatsächlich mal auf einen Schatz gestoßen – mit Münzen und Schmuck. Der Traum eines Archäologen? „Grabungen gehören dazu“, sagt Hensch. Faszinierender finde er jedoch, dass sich in der Geschichte vieles finde, was Rückschlüsse auf Menschen und Kulturen zulasse – und für heute Wert habe. Eben nicht das Gold, sondern das Wissen, die Lehren, die sich ableiten lassen, Erfahrungen, die genutzt werden könnten. Während die Zahl der schriftlichen Quellen begrenzt und zum Großteil gesichtet sei, stoßen Archäologen mal mehr oder weniger unverhofft immer wieder auf neue Quellen. „Archäologen sind Kulturwissenschaftler und Historiker. Und diese Blicke von allen Seiten vermitteln ein möglichst realistisches Bild von Geschichte. Wie es einmal war. Wenig verklärt“. 

Seine Leidenschaft für Archäologie hat Hensch während seines Studiums in Bamberg und Dänemark gepackt. Während der gut 30 Jahre in Süddeutschland fand er zur Professionalisierung – und nun scheint er sich in Uelzen pudelwohl zu fühlen. „Hier ist eine der fundreichsten Regionen Deutschlands“, schwärmt Hensch. Jastorf-Kultur beispielsweise bezeichne eine Kulturstufe der vorrömischen Eisenzeit. Und ja, der kleine Ort zwischen Uelzen und Bevensen ist als Namensgeber gemeint. Der in Celle geborene Hensch hat schon länger eine Verbindung zu der Region – über die Bekanntschaft mit seinem Vorgänger, Fred Mahler, und auch über die Grabungen in der Hutmacherstraße in Uelzen, über die er seine Magisterarbeit verfasst hat. 

Auf dem Regal hinter dem Schreibtisch steht eine imposante Urne aus der Eisenzeit. An der Wand hängt neben einer Abbildung der Ebstorfer Weltkarte ein Plakat von Hannes Wader aus der 1970ern. Und auf dem Fensterbrett, das den Blick auf den Hof im historischen Zentrum in Oldenstadt freigibt, sind drei mehrere hundert Jahre alte Keramikschalen aufgereiht. Ein toller Ort für die Stadt- und Kreisarchäologie. Nicht nur, weil hier hinter der Feldsteinkirche, umrahmt von Jugendbildungsstätte, Musikschule, BbK-Galerie und dem Fachwerkbau, wo zuvor der Landkreis und die KVHS ihren Sitz hatten, die Keimzelle der späteren Stadt Uelzen liegt. Sondern auch, weil Mathias Hensch, nach seinem Lieblingsort in Uelzen befragt, die riesige Eiche nennt, die in der Herbstsonne freundlich-imposant aus dem Ensemble hervorlugt. Und die kann er von seinem Schreibtisch aus sehen.

[Kathrin Marie Arlt]

 

3 Fragen an Mathias Hensch

Was darf auf meinem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Meine Bildschirm-Arbeitsbrille, damit ich stressfrei lesen und schreiben kann.

Mein Schreibtisch ist für mich 
… kreatives Chaos.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Was müsste auf meinem Schreibtisch zu finden sein?
Immer ein frischer Kaffee, das wäre schön.

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