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Eigene Geschichte – Archäologie an der A39-Trasse

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Stadt- und Kreisarchäologe Mathias Hensch und die Arbeiten an der A39-Trasse

Es ist eine Mammutaufgabe, die Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Mathias Hensch mit seinem Dienstantritt im August 2022 übernommen hat – und die ihn mit Sicherheit noch viele, viele Jahre begleiten wird: Die durch den Landkreis verlaufende Trasse der geplanten Autobahn A39 zwischen Lüneburg und Wittingen gilt es, auf archäologische Strukturen und Funde zu überprüfen: „Wir sind dafür verantwortlich, dass das Denkmalschutzgesetz umgesetzt wird“, erklärt Hensch den formalen Rahmen seines Wirkens, „und diesem Auftrag kommen wir nach.“

Bildquelle: https://www.strassenbau.niedersachsen.de/startseite/projekte/bundesautobahnen/a_39_zwischen_luneburg_und_wolfsburg

Die A39 durchschneide den gesamten hiesigen Kulturraum, im Moment gehe es allerdings nur um den dritten Bauabschnitt und dessen Planfeststellungsverfahren, insgesamt gibt es sieben Bauabschnitte der A39-Trasse. Und natürlich ist Hensch mit dieser Aufgabe nicht allein, die Kommunalarchäologien der Landkreise Gifhorn, der Hansestadt Lüneburg sowie das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege in Lüneburg sind in die Aufgabe eingebunden. Diese ist dabei komplex: „Es gibt für uns ganz unterschiedliche Bereiche, in denen wir uns umsehen müssen – am wichtigsten sind die priorisierten, bei denen wir a) sicher sind, dass es Bodenfunde geben wird und b) Bodenfunde vermuten.
Daneben gibt es noch „sehr, sehr viele Bereiche, über die wir schlichtweg nichts wissen“. Dabei ist die Trasse so lang, dass es flächendeckend gar nicht zu schaffen sei, sämtliche dieser Bereiche zu überprüfen. Deshalb kommen ab diesem Herbst ehrenamtliche, erfahrene und lizensierte „Sondengänger“ zum Einsatz, die all jene „völlig unbekannten Bereiche“ möglichst flächendeckend begehen und untersuchen: Siedlungsfunde und Gräberfelder könnten dabei sein – alles, aus Metall kann dabei entdeckt werden, auch Oberflächenfunde wie Feuerstein-Geräte und Keramikscherben sind denkbar. Und all das aus einem Zeitraum von mehreren Zehntausend Jahren, von der Steinzeit (in Norddeutschland lebten schon vor 400.000 Jahren Urmenschen, wurden allerdings erst um 4.000 v. Chr. sesshaft) bis zur Frühen Neuzeit des etwa 17./18. Jahrhunderts. Wichtig dabei: „Wer für uns im Sondengehen im Einsatz ist, hat eine Genehmigung der Denkmalschutzbehörden. Nur so ist das auch erlaubt. Und für die A39 kommen dezidiert nur die lizensierten Sondengänger und Sondengängerinnen zum Einsatz“, so Hensch.

So wird es aussehen, wenn die (ausschließlich durch Genehmigungen der Denkmalschutzbehörden!) lizensierten Sondengänger sich auf die Suche entlang der geplanten A39-Trasse machen – wie hier bei der Prospektion an der Römerschanze in Veerßen im Februar 2023.
Foto: Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen

„Uns geht’s allerdings nicht nur um Funde, sondern um den kulturgeschichtlichen Kontext von Archäologie“, plädiert Hensch engagiert. So wisse man beispielsweise über die Siedlungsgenese der heutigen Dörfer kaum etwas, diese sei aber enorm wichtig für die kulturgeschichtliche Entwicklung der gesamten Region.
Sollten Grabungen und Feldarbeiten notwendig werden, trägt der Veranlasser – also in diesem Fall der Bund – die Kosten. Wenn Grabungen notwendig sind, gibt es rechtlich auch keine Möglichkeit, diese zu verhindern. Wichtig ist Hensch dabei aber, seine Arbeit jenseits des Politischen zu sehen: „Wir blockieren nichts, arbeiten auch sehr konstruktiv mit der Autobahn GmbH zusammen – aber es muss eben auch genügend Zeit für alles sein.“
Welche Funde zu vermuten sind, ob Sensationen möglich werden, wie lange alles dauert: Hensch hält sich da bedeckt. In jedem Fall ist es ein logistisches Großprojekt, denn ausnahmslos alle Funde und alle Begehungen müssen dokumentiert werden. „Ich kann keine unmittelbare Einschätzung geben – aber wir müssen anfangen. So schnell wie möglich.“
Und das passiert auch: Für Anfang Oktober ist eine erste Begehung der lizensierten Sondengänger in Zusammenarbeit mit der Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen geplant. Auf die Funde, die uns mehr über die eigene Vergangenheit erzählen, dürfen wir gespannt sein.

[Janina Fuge]

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