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It's Trumann Kolumne

SPIELRAUM

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„Was machst du da?“ Die kindlich-neugierige Frage auf Augen- und Ohrenhöhe zwischen Korbstuhl und Kinderkarrensitz könnte ich (Deutsch übersetzt natürlich) mit den Worten Mick Jaggers beantworten: „It is the evening of the day. I sit and watch the children play“. Mit dem Song „As Tears go by“ hatten Keith Richards und er vor bald sechzig Jahren einen Stein ins Rollen gebracht für ihre Freundin Marianne Faithfull: den Beginn ihrer Karriere als Sängerin. Tränen rollen in meinem Fall nicht. Sitzen und gucken vorm Café in der Fußgängerzone und dabei Kaffee schlürfen sind mein Vergnügen. Möglicherweise keimt beim Gucken eine neue Kolumne. Oder ein Gedicht: „Den Findling von der Stelle schieben, wo das Schwesterlein grazil, gleich der Kleinen Meerjungfrau, obenauf sitzt? Kinderspiel!“ Es vergeht wohl kaum eine Stunde an sonnigen Tagen, an dem nicht wenigstens ein Kind, vom Anblick des Wasserspiels angezogen, stehen bleibt, darüber hopst oder dem schneckenförmigen Wasserlauf folgt. Oft tummeln sich gleich vier bis sechs Kinder davor und darin, barft oder unbedarft mit Schuhen und Strümpfen – und nicht selten dann, übers Ufer tretend, fasziniert die eigenen Fußabdrücke auf dem Pflaster betrachtend. Ein Spring-Brunnen im doppelten Sinne. Erst dem Taubenjagdtrieb folgen, dann dem Lauf des Wasserspiels, schließlich auch dem Ruf der Mutter – eine vergnügliche Beobachtung für den nicht Erziehungsberechtigten bzw. -verpflichteten.

Die Findlinge ein paar Meter weiter finden Kinder ebenso einladend zum Spielen und sich Ausprobieren: „Weil die Mutter mit Bekannten sich am Wege unterhält, sind die Kinder unterdessen nicht vergessen, doch auf sich gestellt. Vor den Augen des Passanten – der, indem er nicht passiert, als ihr Publikum agiert – zeigen sich die Kleinen rege, sind sie „Stars in der Manege“. Er wähnt sich im Wildgehege bei der Ziegen Kapriolen: Mit und ohne Anlauf holen hüpfen sie von Stein zu Stein. Und der Abstand ist nicht klein! Zwischendurch sich überzeugend „Guckt er noch?“ zur Seite äugend, wagen sie den nächsten Sprung – ernten sie Bewunderung – den vom Findling auf die Bank! Schönes Schauspiel, vielen Dank!“

In der Technik bezeichnet Spiel den nötigen Freiraum zwischen Bauteilen, um in Zusammenspiel und -arbeit weder vorschnell zu verschleißen noch festzufahren. In diesem Sinne wünsche ich uns, nach hoffentlich erholsamer Ferienzeit, das geeignete Spiel und Augenmaß.

It's Tru[mann]

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