Den es nicht gibt, wie die zweite Gruppe der Blätter beweist. Sie sind keine farbenfrohen Aquarelle, sondern in Schwarzweiß mit Chinatusche plus Experiment entstanden. Es sind Agrarlandschaften. Tiefe Treckerspuren – wir wissen alle, dass die großen Maschinen den Boden verdichten, der nächste Starkregen wird die lockere Krume als Schlammlawine irgendwohin spülen. Ein Berg Zuckerrüben mit den Silos von Nordzucker. Intensive Landwirtschaft, mehr, mehr, mehr…
Petra Vollmer sagt, dass es sie freue, wenn ihre Kunst solch verschiedenen Eindrücke oder Assoziationen produziert. Sie erschuf diese Arbeiten mit einer dokumentarischen Sichtweise, indem sie Material aus der Landschaft nahm und einsetzte. So besteht das lustige Bild „H²O“ aus Wassertropfen, die mit Erde gemischt wurden. Herausgekommen sind Kleckse in vielen Farbtönen. Man darf als Zuschauer denken: Wasser – wie kostbar ist es inzwischen?!
Für ein Bild wurden zwei Blätter auf die B4 geklebt, damit die Autos darüberfahren. Auf dem auf diese Art gemarterten Stück Papier entstand ein Sportwagen, der viel zu schnell unterwegs ist, wie man ahnt, Leitplanken und Straße. Ein Teil von Landschaft, der ungute Gefühle macht.
So funktioniert für Petra Vollmer und den Betrachter der „Umgang mit dem, was ich sehe“. Die Bilder erzeugen Bedeutungsebenen, die Hintergründe haben, wenn man sich nur ein klein wenig müht, nicht achtlos und oberflächlich bleibt. Die Künstlerin selbst ist nämlich auch keine, die arglos bliebe gegenüber gegenwärtiger und zukünftiger Entwicklung.
Barbara Kaiser – 08. Juli 2021