Sport im und nach dem Lockdown
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TSV Bienenbüttel – „Es ist wieder richtig Leben auf dem Platz“
„Wir genießen erst mal das, was ist, alles andere wird hinten angestellt!“ Heike Quentin, die zweite Vorsitzende des TSV Bienenbüttel, freut sich, dass seit Mai Sport in Gruppen wieder möglich ist. Fußball, Handball, Leichtathletik, Reha- und Gesundheitsport und sogar Karate finden zur Zeit draußen statt.
So ganz ohne körperliche Betätigung mussten aber nicht alle der 600 aktiven Mitglieder seit November 2020 auskommen: Mit dem zweiten Lockdown war der TSV neue Wege gegangen, um Kontakt zu den Vereinsmitgliedern zu halten und Sport anzubieten. Quentin, die Kurse für Reha- und Gesundheitssport gibt, und eine weitere Kursleiterin entwickelten Trainingspläne, die die Teilnehmenden per WhatsApp oder Post erhielten. Damit diese sehen konnten, wie die Übungen richtig ausgeführt werden, wurden kurze Sequenzen mit dem Handy aufgezeichnet. „Fürs erste Video habe ich mich noch geschminkt und die Haare gemacht und zehn Mal aufgezeichnet, damit alles perfekt ist“, lacht Quentin. Im Dezember 2020 kam dann die Anfrage, die Kurse online über Zoom zu geben. „Zuerst sagte ich nein, weil ich mich damit gar nicht auskannte, aber man lernt ja nie aus.“ Zuvor wurde mit der Familie getestet, ob alles klappt, im Januar ging es dann los. „Das war spannend, erst waren alle schüchtern, keiner wusste, wie man sich da verhält. Komisch war auch, dass man als Trainerin nichts hört und die anderen auch nicht sieht“, erinnert sich die 55-Jährige. Wegen der Rückkopplungen waren alle stumm geschaltet und die Kursteilnehmenden waren nur stehend im Blickfeld der Kameras zu sehen. Sie fanden aber toll, dass sie sich wieder unterhalten konnten, dafür öffnete Quentin den Zoom-Raum extra 15 Minuten früher. Super findet sie, dass auch viele Ältere dabei waren: „Im Mai war die Lust aber durch, alle wollten wieder in natura mitmachen.“ Das gilt auch für die Yoga-Gruppe und die Handballer, die ebenfalls Online-Übungseinheiten bekamen. Damit nun jeder weiß, wo sein Training stattfindet, ist das Gelände des TSV an der Niendorfer Straße in Felder eingeteilt. „Es ist wieder richtig Leben auf dem Platz, das ist total toll!“, freut sich Quentin. Die Inzidenzzahlen erlauben inzwischen sogar Sport drinnen, aber solange das Wetter mitspielt, bleiben alle draußen. „Wir wollen die Ansteckungsgefahr möglichst gering halten“, erklärt sie. Die aktuellen Sportpläne gelten bis zum Herbst, auch in den Sommerferien. Macht ein Übungsleiter Urlaub, wird Ersatz gesucht: „Wir mussten jetzt so lange aussetzen, da wollen wir nicht schon wieder unterbrechen.“
Nur das Mutter-Kind-Turnen und Tischtennis finden immer drinnen statt. Aber natürlich ist es noch nicht so wie vor der Pandemie, z. B. ist in geschlossenen Räumen die Teilnehmerzahl reduziert. Maske tragen bis zum Platz, Hände und Trainingsgeräte desinfizieren, Abstand halten und viel lüften galt auch schon vergangenes Jahr. Wie das Reha- und Gesundheitstraining im Herbst genau ablaufen wird, steht noch nicht fest. „Wegen Corona kann man gar nichts planen“, seufzt Quentin, die sich inzwischen mit Hygienekonzepten u. ä. „bestens“ auskennt. Angedacht sind Hybridveranstaltungen, also Kurse im Trainingsraum des Vereinsheims für eine bestimmte Anzahl Teilnehmer, weitere können per Zoom von Zuhause aus mitmachen. Heike Quentin wird dabei sicher entspannter an die Sache herangehen, „die Leute kennen mich doch, dann ist auch egal, ob ich ein farblich passendes T-Shirt anhabe oder nicht“.
[Sascha Fobbe]