Nimm eine Freundin mit
….wenn du dich politisch engagieren willst. Das ist der unkonventionelle und sehr praktische Vorschlag, den Dr.Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied im Bundestag) am Mittwoch im Central Theater den Frauen mit auf den Weg gab. Eine vertraute Person, mit der man gemeinsam Probleme angehen kann, ist sehr hilfreich und ein großer Gewinn.
Endlich konnte der Frauenarbeitskreis 8.März im Kreis Uelzen die Veranstaltung durchführen, die eigentlich zum Weltfrauentag geplant war. Über 60 Frauen waren in das Kino gekommen, um den Film DIE UNBEUGSAMEN gemeinsam zu schauen. Uelzens Kinochefin Renate Böhm hatte sofort ein offenes Ohr für das Anliegen des Arbeitskreises, frauenpolitische Themen ins Kino zu bringen und zu diskutieren und hat Kino, Team und Technik gern zur Verfügung gestellt.
Für viele der anwesenden Frauen ist der Film eng verbunden mit ihrer eigenen, auch politischen Geschichte und ganz sicher hat er auch die Frage hervorgebracht: Hat sich für Frauen in der Anerkennung ihrer politischen Arbeit etwas verändert? Für die jungen Frauen bringt er Aufklärung über die bisher schon geleistete Arbeit, besonders im Hinblick darauf, woran unbedingt weitergearbeitet werden muss, damit tatsächlich eine Parität in den entscheidenden politischen Gremien entstehen kann. Nach der letzten Wahl beträgt der Anteil der Frauen 34,9 % im Bundestag, im Kreistag Uelzen nur 23,8 % (nur 10 der 42 Mitglieder sind Frauen).
Zur anschließenden Diskussion waren Dr.Julia Verlinden und Sabine Fink, SPD, Mitglied des Kreistags, eingeladen. Auf die erste Frage der souverän das Gespräch und die anschließende Diskussion leitenden Moderatorin Elke Scherwinsky: „Gab es im Film, der im Wesentlichen eine Dokumentation aus den 70er Jahren ist, eine Situation, die dir sehr bekannt vorkam?“ antwortete Fr. Fink: „Ja, die Frage, wie ich denn meine politische Arbeit zusätzlich zu meiner täglichen Arbeit ausführen kann, wenn ich doch Kinder habe? Mein Mann ist das noch nie gefragt worden.“ Da hat sich also nicht viel geändert.
Beide Politikerinnen hatten sehr unterschiedliche Gründe, in die doch noch immer sehr männlich geprägte Politik einzusteigen. Frau Dr. Verlinden will dazu beitragen, dass all die Ergebnisse, die sie in ihrer Arbeit als Umweltwissenschaftlerin gesammelt hat, auch durch die Politik umgesetzt werden. Frau Fink leitet das Motiv, sich nicht immer nur zu ärgern, sondern auch aktiv etwas zu tun.
Alle Anwesenden erinnerten sich gut an den Satz von Gerhard Schröder 1989: “ Familie und das ganze Gedöns“, mit dem er das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend titelte.
Auf die Frage, ob es immer noch Abwertungsmechanismen feministisch zugeordneter Politik bzw. politischer Äußerungen von Frauen gibt, erinnerte Frau Fink an den kürzlich gefallenen Satz von Herrn Merz im Bundestag. Elke Scherwinsky konnte zitieren:“ Sie können wegen mir feministische Außenpolitik machen, feministische Entwicklungshilfepolitik, aber nicht mit diesem Etat der Bundeswehr“. So eine Äußerung kann weder Frau noch Mann im Raum stehen lassen und so waren alle von Frau Baerbocks Gegenrede angetan: (Zitat)…..“Deswegen gehört zu einer Sicherheitspolitik des 21.Jahrhunderts auch eine feministische Sichtweise. Das ist kein Gedöns! Das ist kein Gedöns, sondern auf der Höhe der Zeit.“
Um dafür zu sorgen, dass feministische Sichtweisen auf alle komplexen Fragen in der Politik auch noch nachdrücklicher eingebracht werden können, musste zum Abschluss noch die Frage gestellt werden: Wird es ohne Quote jemals eine paritätische Besetzung des Bundestages geben? Frau Dr.Verlinden steht natürlich fest hinter der festgeschriebenen Frauenquote von Bündnis 90/Die Grünen, aber auch Frau Fink sagt:“ Es wird nicht ohne funktionieren.“
Der AK 8. März wird ganz sicher an diese erfolgreiche Veranstaltung anknüpfen und weiterhin zu frauenpolitischen Themen arbeiten.