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Feuilleton

Kino ist auch Kultur

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Ein kleiner Glückwunsch für Renate Böhm zu ihrem 80. Geburtstag

Den Kulturpreis des Landkreises erhalten ja immer nur ehrenamtlich Engagierte. Deshalb wird Renate Böhm, die außerordentlich rührige Kinobesitzerin in Uelzen, nie auf der Liste des seit fast 40 Jahren ausgelobten Preises der Ausgezeichneten stehen.

Im Jahr 2007 aber erhielt diesen Preis einer, der sich auch fürs Kino stark machte: Dieter Schinkel († 2021). Wie gut sich Renate Böhm und er verstanden, konnte man bei der Feierstunde beobachten. Denn der Pädagoge und kinoverrückte Schinkel führte die jungen Menschen an das Medium Film heran. Was mit der Film-AG des Herzog-Ernst-Gymnasiums im Jahr 1973 begann, sich in der Arbeit mit dem Kulturkreis ab 1979 (Kunst im Kino, KiK) fortsetzte und in der Etablierung der Uelzener Filmtage gipfelte, hat dieser Region einen guten Ruf in Sachen Kino eingebracht. Durchschnittlich 300 Besucher hatten die KiK-Veranstaltungen stets.

Auch Renate Böhm kann keinem guten Film widerstehen. Sie erinnerte sich damals recht gut daran, dass sie oftmals in Hannover beim Verleih die Entgegnung gehört habe: Was, den anspruchsvollen Film wollen Sie ausgerechnet in Uelzen zeigen? Eine Bemerkung, die Bände spricht über die Vorstellungen von (Landes)Hauptstädtern über stattfindende Kultur in der vermeintlichen Provinz. Es ist Renate Böhms Beharrlichkeit zu danken, dass der Name dieses Hauses, ihres Kinos, einen guten Klang hat und sich auch Experimenten nie verschloss.

Beispielweise beschritten zum 25. Jahrestag der Uraufführung von „Phantom der Oper“ (2011) Besucher des Central-Kinos den davor ausgerollten roten Läufer. Renate Böhm hatte für ein Fluidum-Extra gesorgt, schließlich gab es Theater im Kino. Das erste Mal und alle waren gespannt. Aus der Royal Albert Hall London flimmerte die Live-Übertragung über die Leinwand. In großer Inszenierung (Cameron Mackintosh), die alle Register des Spektakulären, wozu eine Theaterbühne in der Lage ist, zu ziehen gewillt war. Natürlich riecht Theater anders – aber es war ein großes Erlebnis in „unserem“ Central. Derlei Übertragungen finden inzwischen in schöner Regelmäßigkeit statt – ab Oktober bis Juni 2022 wird die Metropolitan Opera aus New York hier einspielen!

Film ist auch Kultur! Nicht immer, aber immer öfter. Und in Uelzen sowieso. Das Central-Theater ist Dank Renate Böhm eine Institution. Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag am 09. Oktober 2021, liebe Frau Böhm, auch wenn Sie öffentliche Aufmerksamkeit nie wollten und ich mir den Mund fusselig geredet hatte, dass ich Sie für meinen AZ-Reihe „Ganz privat“ auch besuchen darf. Durfte ich nicht! Vor allem also Gesundheit zu Ihrem Ehrentag, weiterhin Optimismus, nie versiegende Leidenschaft für den Film und alles erdenklich Gute!

Barbara Kaiser – 07. Oktober 2021

Renate Böhm mit Dieter Schinkel, 2007.
Renate Böhm mit Dieter Schinkel, 2007.

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