Seite lädt...

Allgemein

JEDER KANN EINEN BAUM PFLANZEN

teilen

„Wir wollen mit unserer Plattform Aufmerksamkeit schaffen und ein Umdenken fördern, damit Monokulturen von Mischwäldern abgelöst werden. Das Potential ist auch im Kreis Uelzen da. Schließlich will es jeder vor seiner Haustür schön haben!“ Gesa Müller-Schulz hat deutschland-forstet-auf.de mitbegründet, eine Internetseite, die Förster und freiwillige Helfer zusammenbringt. Förster geben an, wo aufgeforstet werden soll, Freiwillige melden sich zur Mitarbeit, Spender bezahlen u.a. Bäume. Das Ziel: Den Wald zu stärken, damit er auch in Zukunft Erholung bietet, Wasser speichert und Sauerstoff freigibt, ohne die wirtschaftlichen Interessen der Waldbesitzer zu ignorieren. Eine gewaltige Aufgabe: Ende 2020 ging die Internetplattform von 277.000 Hektar Fläche in Deutschland aus, die aufgeforstet werden müssen.
Müller-Schulz kommt aus dem Kreis Uelzen, sie wurde in Katzien geboren, einem Dorf, das zur Gemeinde Rosche gehört, wohnt aber mittlerweile in Berlin. Sie betreut die Internetseite zusammen mit Gleichgesinnten ehrenamtlich. Als studierte Politikwissenschaftlerin, die lange auch für konventionelle Unternehmen tätig war, ein ungewöhnliches Engagement. Auslöser war der Hitzesommer 2018, da brannte der Wald in Brandenburg. Sie selbst war gerade Mutter geworden: „Ich konnte beim Stillen den Brand riechen“, sagt sie. Ihrer Tochter ging es nicht gut, auch wegen der Hitze. Das brachte sie zum Nachdenken. Sie informierte sich, suchte Lösungen, um Wälder und Moore zu stärken. Ein Zeitungsinterview, in dem ein Förster beklagte, dass es zu wenig Waldarbeiter zum Aufforsten gebe, war der Anstoß, die Plattform aufzubauen. Seit Januar 2020 ist deutschland-forstet-auf.de online, an den ersten fünf Pflanz-Wochenenden beteiligten sich 1040 Freiwillige. Wegen Corona musste das Projekt erst einmal gestoppt werden, im Herbst geht es nun aber weiter mit einigen Pflanzaktionen. Im Kreis Uelzen ist bislang nichts geplant, das muss aber nicht so bleiben: „Wir sind in unserer Region super-privilegiert – besonders im Ostkreis könnte man schnell einen guten Zustand herstellen, dort gibt es keine Autobahn und nicht so viele versiegelte Flächen“, sagt die 37-Jährige. Sie würde sich freuen, wenn auch bei den neuen Projekten zur Bodenerhaltung Landwirte aus der Region mitmachen. Ziel ist es hier, mittels regenerativer Landwirtschaft und Agroforesting die Erosion des Bodens zu vermeiden und seine Qualität zu steigern. Die Plattform bietet Hilfe beim Umbau, die Landwirte müssten das nicht alleine schaffen: „Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe – von der Politik kommt aber leider keine Hilfe, auch nicht zur ökologischen Waldbewirtschaftung“, bedauert Gesa Müller-Schulz. Das Bewusstsein für Umwelt und Natur steigt, auch durch die Überflutungen in NRW und Rheinland-Pfalz im Juli. Müller-Schulz ist wichtig, dass jedem bewusst wird, welche Rolle der Wald beim Klimaschutz spielt, und dass jeder etwas zu seinem Erhalt beitragen kann, denn jeder kann einen Baum pflanzen. Das helfe auch, sich nicht länger ohnmächtig der Klimaveränderung ausgesetzt zu fühlen. „Als wir zwei Jahre später den selben Wald, dessen Brandgeruch mir beim Stillen in der Nase lag, wieder aufgeforstet haben, waren 200 Leute dabei. Das war ein überwältigendes Gefühl! Und hat mir Folgendes gezeigt: Ich kann das, was ich früher für Firmen gemacht habe, deren Geschäftsmodelle zur Klimakrise beitragen, auch genauso gut für den Klimaschutz einsetzen.“

Mehr Infos gibt es unter www.deutschland-forstet-auf.de

[Sascha Fobbe]

Gesa Müller-Schulz mit ihrer Schwester Birte Schulz-Both an einem Teich, den die Familie in Katzien zusammen mit dem NABU für Kraniche ausgehoben hat.

Gesa Müller-Schulz mit ihrer Schwester Birte Schulz-Both an einem Teich, den die Familie in Katzien zusammen mit dem NABU für Kraniche ausgehoben hat.

Tags:
Vorheriger Artikel
Nächster Artikel