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MEHR INSEKTEN!

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Dr. Stefan Meyer und Johannes Quente von der Georg-August Universität Göttingen führen die wissenschaftlichen Untersuchungen zur Ackerbegleitflora durch. Foto: BVNON

Foto: © Mirko Stute

FINKA – ein großes Projekt für mehr Artenvielfalt in der Landwirtschaft
Rund 75 Prozent der Fluginsekten ist in den vergangenen 30 Jahren verschwunden – diese Erkenntnis einer internationalen Studie von 2017 ist erschütternd, braucht die Menschheit doch Insekten, wenn sie weiterleben möchte – ohne Insekten keine Früchte auf den Feldern, keine landwirtschaftlichen Erträge. Menschen können nicht ersetzen, was Insekten für uns tun. Es gibt viele kleine und große Projekte, die sich um den Erhalt unterschiedlichster Insektenarten bemühen – jeder kann mit Insektenhotels (oder noch besser: Sandarien, Sand-Nistplatzrefugien) Bienen helfen, aber auch eine Spur größer darf es sein: FINKA heißt ein mit 3,65 Millionen Euro gefördertes Projekt in Niedersachsen, das sich mit der „Förderung der Insekten im Ackerbau“ befasst und von Politik, Landwirtschaft, Wissenschaft und Beratung gleichermaßen getragen wird. Geldgeber sind unterschiedliche Bundes- und Landesministerien und -institutionen.
Wie’s vonstatten geht, erklärt Ute Brauckhoff, Sprecherin des Projektes: „30 konventionell arbeitende Landwirt*innen verzichten im Rahmen des Projektes auf einer Versuchsfläche auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (PSM), die gegen Insekten und Unkräuter eingesetzt werden. Dabei werden sie von ökologisch arbeitenden Kolleg*innen aus ihrer Region mit Arbeitsgeräten und Fachwissen unterstützt. Ziel ist, sowohl einen großen und qualitativ hochwertigen Ertrag zu ernten als auch gleichzeitig durch den Verzicht der o.g. Pflanzenschutzmittel die Artenvielfalt auf der Agrarfläche zu erhöhen.“
Die Laufzeit von FINKA ist bis 2025 angelegt, in dieser Zeit wird angebaut und gleichzeitig von Wissenschaftler*innen der Georg-August Universität Göttingen sowie des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig erforscht, „wie sich die geänderte Bewirtschaftungsweise auf die Ackerbegleitpflanzen und damit auch auf die Insektenvielfalt auswirkt“, so Brauckhoff.
„Wir sind gespannt, was dabei herauskommt“, sagt Mirko Stute aus Groß Thondorf, der mit dem eigenen ökologischen Betrieb am Projekt teilnimmt. Stutes konventionell bewirtschafteter Partnerbetrieb sitzt in Hohenzethen, inzwischen tauscht man sich regelmäßig über den Stand der Dinge auf den jeweiligen konventionellen Flächen und auf den biologisch bewirtschafteten Vergleichsflächen aus. Man stellt Insektenfallen und Nisthilfen auf, überlegt, prüft. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder übernahm Stute den elterlichen Betrieb und bewirtschaftete ihn bis vor wenigen Jahren selbst noch konventionell. Daher weiß er sehr gut, welche Herausforderungen die Umstellung birgt. Das Wissen gibt er gern weiter. Für ihn ist klar, dass in „Bio“ die Zukunft liegt: „Im Bio-Bereich gibt es nach meiner Einschätzung die größte Chance auf Entwicklung, innerhalb derer wir auch mit relativ geringer Betriebsfläche arbeiten können“, sagt er. „Austausch“ ist da umso wichtiger und beide Seiten profitieren.
Für FINKA bauen Stute und der Partnerbetrieb im Moment Winterroggen an, ab Mai 2022 sollen es Kartoffeln werden. „Es wäre wirklich toll, wenn es einfach funktionieren würde, mit weniger Pestiziden und Herbiziden ähnliche Erträge zu erzielen – und dann auch noch für ein Mehr an Insekten zu sorgen“, sagt Bio-Landwirt Stute neugierig. Mit ersten Ergebnissen, so Ute Brauckhoff, ist im Herbst/Winter 2021 zu rechnen. „Allerdings müssen wir wirklich fünf Ernten abwarten, um tatsächlich valide Ergebnisse zu haben“.

[Janina Fuge]

Flugfalle. Foto: © Mirko Stute

Flugfalle. Foto: © Mirko Stute

Nisthilfe für Insekten. Foto: © Mirko Stute

Nisthilfe für Insekten. Foto: © Mirko Stute

 

 

 

 

 

 

 

 

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