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Gesucht? Gefunden! – Kreativer Freiraum auf dem Land – Zu Besuch bei Nina Meyer

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Sonnenlicht fällt in das kunterbunte Zimmer, in dem große Bilder und ausdrucksstarke Fotos eher wie zufällig stehen und hängen. Auf dem Schreibtisch finden sich dicht an dicht Stifte, Papier, Skizzen und ein Laptop. Aus dem anderen Laptop klingt leise Musik. Die Gitarren an der Wand, Saxofon und Schlagzeug lassen ahnen, dass die Musik auch mal lauter sein darf. Mittendrin Nina Meyer.
Grafikerin, Malerin, behände am PC und im Reich der schmucken Webseiten, Fotografin, Musikerin – von rein professioneller Seite ließe sich Nina Meyer schnell beschreiben. Danach befragt, wer oder was sie denn sei, sinkt sie kurz auf dem Sessel zusammen, richtet sich dann auf, lächelt: „Ich bin einfach Nina“. Wird es nun banal? Eher überraschend authentisch.
Und ehrlich. „Beispielsweise bin ich unorganisiert. Also hier.“ Sie deutet einmal quer durch den Raum. „Aber wenn es um die Arbeit geht, ist es anders. Mit Grafik-Kram verdiene ich mein Geld. Da arbeite ich natürlich strukturiert. Aber das bin ja nicht ich“. Allerdings gehört der „Grafik-Kram“ zu Nina Meyer. Ebenso wie Tiere zu ihr gehören. Im Hintergrund bellen die beiden Hunde. Eine der fünf Katzen zieht ihre Bahnen um Stuhl- und Menschenbeine quer über den schwarz-weißen Fußboden.
Die 38-Jährige hat es aufs Land gezogen. In das kleine Dorf Zebelin, gerade mal 30 Minuten von ihrer ehemaligen Heimatstadt Uelzen entfernt. In der Hansestadt hatte sie bei der Zeitung Mediendesign gelernt, hat sich anschließend als Heim- und Tierpflegerin ausbilden lassen. Es folgten Jobs, bis sie sich mit Mitte 20 entschlossen hat: Ich mache mich selbstständig. Ohne Geld, aber mit der festen Absicht, ihrer Kreativität mehr Raum zu ­bieten.

Die erste Kamera wurde in Raten abbezahlt, die Miete mit Bildern beglichen, … Irgendwann lief es richtig gut: „Ich habe viel verdient, aber auch echt viel gearbeitet“, erzählt sie. Ernst. Gut ging es ihr zu der Zeit nicht. Die Selbstständigkeit wurde zur Belastung. Die Lösung: Eine Teilzeitanstellung in einem Verlag – die restliche Zeit wird mit eigenem kreativem Tun gefüllt. „Ich habe eine Grundsicherheit mit einer Arbeit, die ich kann und gerne mache. Es ist schön, wieder mit einem Team zu arbeiten. Und es ist mir wichtig, weiterhin eigene Entscheidungen zu treffen“, sagt Nina Meyer. Dazu gehöre auch, in der dunklen Jahreszeit einfach um 18 Uhr ins Bett zu gehen, und um halb drei Uhr nachts am Schreibtisch Aufträge abzuarbeiten. „Ich bin eben kein nine-to-five-Typ“, lächelt sie und zieht die Schultern hoch.
Eine Möglichkeit, einen Einblick in die Nina-Meyer-Welt zu erlangen, ist im Zeitraum der KLP, der Kulturellen Landpartie. In der Zeit stellen einzelne Künstler:innen und Kollektive ihre Werke und Taten ohne Dachverbandelung zur Schau. So wie Nina Meyer. Die Vorfreude ist ihr anzumerken. „Hier kommen einfach spannende Menschen her, teilweise sehe ich die nur einmal im Jahr. Das wird jetzt echt Zeit. Wegen Corona habe ich die letzten zwei Jahre ausgelassen“, sagt sie. Die vielen Einschränkungen und Auflagen – es habe einfach etwas gebraucht, sich damit zu arrangieren. Zudem habe die Corona-Zeit einen Einfluss auf die Kreativität und Leichtigkeit im Tun gehabt. „Wir genießen die KLP-Tage in der Regel in einem entspannten Chaos. In diesem Jahr erneut mit Masken… das ist dann eben mal ok“.
Fotografien und vielleicht auch neuere Bilder will Nina Meyer zeigen.

In Ninas Villa Wahnsinn 2.0 in Zebelin 19 werden über Pfingsten dann auch Freundinnen und Freunde der Künstlerin zu Gast sein, die ihre Arbeiten – Zeichnungen, Drucke, Upcycling oder auch selbstgefertigte Seife – präsentieren. In der Regel geht es an diesen Tagen hoch her. „Das ist keine organisierte Ausstellung, sondern ein offenes Haus“, versucht Nina Meyer lächelnd eine Erklärung. Gerade bei Menschen aus größeren Städten wirke dieses Prinzip: „Viele sagen, das sei für sie eine andere Welt“. Es wird geplaudert, rumgealbert, Musik gemacht. Es werden Waffeln gebacken, Kaffee gekocht, Kuchen gereicht… Vieles spontan. Alles mit Herz.

Mehr Infos gibt es auf: www.thisisninameyer.com.

[Kathrin Marie Arlt]

Die Gastkünstler vom
4. bis 6. Juni 2022

GraphicJazz | Nick Bültge
aus Altenmedingen: Zeichnungen, Drucke, Grafiken – ein Kreativ-Paket.

Beate Merle aus dem Wendland mit ihren selbstgemachten Schätzen. Seifen, Taschen, Deko aus Holz …

Die Frau mit dem Farbknall –
Steffi Ribbe
aus Potsdam rettet alte Möbel und backt weltbeste Waffeln.

KLP & Co.
Geplant ist die KLP in diesem Jahr, wenn das Zeitgeschehen es zulassen sollte, vom 26. Mai bis 6. Juni – und damit ganz traditionell von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten. Vorsichtige Vorbereitungen sind im Gange. Ein Ausweichtermin wäre vom 11. bis 22. August. Vorsorglich. Denn im Corona-Start-Jahr 2020 ist die KLP ausgefallen, 2021 fand sie Ende Juli statt.
Die Kulturelle Landpartie bietet seit 1989 an jenen jahreszeitlich terminierten Tagen die sogenannten „Wunderpunkte“ als Anlaufstellen im Wendland an. Ursprünglich fanden die Aktionstage ihre Wurzeln im politischen Widerstand gegen das Atommülllager Gorleben und die Castortransporte. In Dörfern und Rundlingen, Scheunen und auf Plätzen wird Kultur in all ihren Facetten gezeigt: Kunst, Handwerk, Theater, Musik, Lesungen, Tanz, Kabarett, Performance und Gaukelei – gerne verbunden mit feinem Speis und Trank und einem Angebot zum Gedankenaustausch oder politischen Diskurs.
Einige Hundert Akteur:innen und zig-tausend Schaulustige zieht es dann ins Wendland. 2022 wird die mittlerweile 32. KLP erhofft. Parallel ist die sogenannte „Wendlandpartie“ geplant, mit einer Gruppe selbstständig und in Eigenverantwortung agierender Kulturschaffender, die ihre Höfe ebenfalls in dem Zeitraum öffnen. Und die „Mützingenta“, und der „Landgang“ als weitere Netzwerke mit kreativen Menschen. Eine Zersplitterung, die sich vor einigen Jahren angezettelt hat. Aber das ist eine andere Geschichte…

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