Neulich rief mich eine Vertreterin einer hiesigen Gemeinde an: „Herr Kruse-Neuls, ich habe ein Problem: Wie erkennt man bei dem umfangreichen Angebot an Firmen, die Baumarbeiten anbieten, ob es sich um ausgebildete Baumpfleger handelt? “Leider ist der Beruf „Baumpfleger“ kein Ausbildungsberuf und es scheint, dass die Politik auch in Zukunft keinen solchen Ausbildungszweig eröffnen wird. Auch ist der Begriff nicht geschützt, also kann sich jeder, der Motorsäge und Hubsteiger besitzt, als Baumpfleger bezeichnen.
Allerdings gibt es Fortbildungszertifikate für Berufe aus dem grünen Bereich, wie Garten- und Landschaftsbauer oder Forstwirte. Diese geben einen Hinweis darauf, dass sich der so Qualifizierte eingehender mit dem sehr umfangreichen Arbeitsfeld der Baumpflege befasst hat. Die Titel, die man nach der Zertifizierung erhält, sind: European Tree Worker: Der Absolvent kann alle wesentlichen Arbeiten am und im Baum unter Berücksichtigung des Natur-, Umwelt- und Unfallschutzes unter Anleitung durchführen. European Tree Technician: Aufbauend auf dem European Tree Worker ist der Technician eine Fachkraft, die Aufsichtsfunktionen im Bereich der Baumpflege, bei Verwaltungen oder in leitender Funktion in Baumpflegebetrieben versieht.
Beispiel von falscher Baumpflege: An diesen Bäumen (rechts) sollte wohl das Lichtraumprofil über der Straße freigeschnitten werden. Selbst als Laie kann man erkennen, dass die Baumstruktur nachhaltig zerstört wurde. Die Wunden an den Stämmen sind viel zu groß und vielfach überflüssig, sodass es in der Folge zu Pilzbefall (links) an den Bäumen kommen wird. Weil eine erhebliche Fotosynthesefläche (Blattmasse) entfernt wurde, kann der Baum sein Wurzelsystem nicht mehr ausreichend versorgen; es sterben Wurzeln ab. Das Schwingungsverhalten der Bäume hat sich stark verändert. Als Folge des Wurzelverlustes und größerer Windanfälligkeit verlieren diese Bäume ihre Stand- und Bruchsicherheit. Hier hätte der Kunde sogar einen Schadensausgleich gegenüber den „Baumpflegern“ geltend machen können. Leider sind solche Bilder keine Seltenheit. Nach falscher Beratung und unsachgemäßen Baumarbeiten haben Auftraggeber letztendlich die Folgekosten zu tragen, oder sie bezahlen für eine überflüssige und teure Fällung schon zu Beginn viel zu viel.