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Ein Zuhause für Pauline, Fritz und Fridolin

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Der Gnadenhof von Sabine Bracker gibt Tieren eine neue Chance
Seine dunkelbraunen Augen leuchten voller Lebensfreude, als er laut bellend an das grüne Tor heranstürmt. Ein echter kleiner grau-brauner Wirbelwind ist er, macht auf Macho, möchte aber einfach nur gestreichelt werden: Justus Jonas ist eines von knapp 90 Tieren, die auf dem Gnadenhof am Fuchsberg bei Oetzfelde ein liebevolles Zuhause gefunden haben.

„Ich möchte Tieren jeden Alters eine Chance auf ein artgerechtes Leben geben, ich möchte für sie das Ruder herumreißen, wenn sie aus welchem Grund auch immer in Not sind.“ Sabine Bracker ist Tierfreundin durch und durch und das ist Programm. Denn gute Freunde lassen sich nicht im Stich. Wer die lange Auffahrt zu den Gebäuden entlanggeht, der bekommt schon eine Ahnung, welche Tiere hier tagtäglich versorgt werden. Auf den tiefergelegenen Wiesen grasen einige Pferde, in der ersten Koppel lässt sich eine Eselin nicht vom Besuch stören. Neugieriger sind da schon die Kühe, die an den Zaun kommen, während die Ziegen interessiert herübergucken.

Die Liebe zu den Tieren ist Sabine Bracker in die Wiege gelegt worden. Ihre Familie stammt aus der Landwirtschaft, später arbeitete ihr Vater als Bereiter auf Reiterhöfen. Vor gut 40 Jahren zog die Familie in den Landkreis Uelzen, wo Sabine Bracker die Schule besuchte und später eine Lehre als Fotolaborantin absolvierte. Es verschlug sie 2007 nach Kl.Biewende nach Wolfenbüttel. Hinter dem Einfamilienhaus mit der angrenzenden Wiese und dem dazugehörigen Stall tummelten sich schon bald 18 Tiere, wie etwa körperbehinderte Katzen. Wenig später war die Idee geboren, einen Verein für misshandelte Tiere zu gründen. Das Ziel war schon damals klar definiert: „Wir wollen Tieren helfen, die durch Menschen Leid erfahren haben und denen das Vertrauen verloren gegangen ist. Es ist einfach nur schön, ihnen wieder einen Platz und ein Zuhause geben zu können.“

Was folgte, war der Umzug auf einen Resthof, doch Sabine Bracker wollte wieder zurück in den Landkreis Uelzen. Ihr Traum wurde im Oktober 2020 Realität. „Durch einen glücklichen Zufall konnten wir hier am Fuchsberg einziehen und sind äußerst dankbar dafür.“

Auf rund viereinhalb Hektar Wiese und in den Gebäuden werden 15 Pferde, zwei Kühe, ein Jersey-Ochse, das Wildschwein Frederik, die drei Esel Pauline, Fritz und Fridolin, 26 Schweine, 8 Ziegen, sechs Katzen und 12 Hunde versorgt. Ein Vollzeitjob aber auch eine Herzensangelegenheit für Sabine Bracker. „Schlimm ist es immer, wenn eines der Tiere krank wird. Aber ich habe gelernt mitzufühlen und nicht mitzuleiden“, sagt Sabine Bracker „anders ginge es gar nicht.“ Dankbar ist sie dafür, dass sie einen Tierarzt gefunden hat, der voll hinter der Idee steht.

Aber es gibt auch immer wieder Situationen, die Sabine Bracker besonders mitnehmen. „Als ich drei Sauen und einen Eber von einem Tierhändler, der die Tiere aus einer Wegnahme in Obhut aufgenommen hatte, abholen musste, hat mich das schon arg getroffen, dort die anderen Tiere zu sehen.“ Eineinhalb Tage später hat ihr Mitstreiter Michael Borowiak von dort noch einen Esel abgeholt.
Auf den Gnadenhof vermittelt werden die Tiere in erster Linie über das Veterinäramt. „Erster Ansprechpartner für die Abgabe von Haustieren ist das jeweilige Tierheim ,“ weiß Sabine Bracker, die mit dem kleinen weißen Mischlingshund „Danny“ einen Co-Piloten hat, der ihr auf Schritt und Tritt folgt.
Es sind schwierige Zeiten für den Gnadenhof, denn „durch Corona ist die Spendenbereitschaft stark eingebrochen. Dabei finanzieren wir uns allein durch Spenden, eine öffentliche Förderung gibt es nicht.“ Dafür aber Auszeichnungen wie den Niedersachsenpreis für Bürgerengagement oder den Ehrenamtspreis „Gemeinsam“. Erste Kontakte zur Lebenshilfe „Leben leben“ nach Uelzen sind geknüpft, eine Win-Win-Situation deutet sich an.

„Ich habe immer gewusst, dass der Betrieb eines Gnadenhofes eine echte Gratwanderung ist, aber ich gehe diesen Weg gerne, denn ich weiß, dass die Tiere hier eine glückliche Zeit verbringen. Wer möchte, kann sich einbringen, indem er spendet oder eine Tierpatenschaft für eines der Tiere vom Gnadenhof übernimmt.“
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage
www.gnadenhof-niedersachsen.de oder unter der Telefon­nummer (05822) 9589668.

[Dirk Marwede]

Initia Medien und Verlag UG

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