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It's Trumann

Aus den Federn

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„Sterben – schlafen – Schlafen! Vielleicht auch träumen!“, ließ William Shakespeare seinen Hamlet sinnieren. „Müd, müd von all dem“ übersetzte Wolf Biermann „Tired of all this“, den Anfang eines Sonetts desselben Autors. Nach Schlafen ist dem Autor dieser Kolumne ebenfalls sehr oft zumute. Ob Post- oder Long-Covid dahintersteckt oder eine längst überfällige Erholungspause, sei dahingestellt. Dahingelegt?
Aus Federn, sei es Gänse- oder Pelikanfeder, fließen ihm schon lange keine Texte mehr. Wohl findet Bleistift- und Kugelschreibermine Verwendung oder gleich die PC-Tastatur. Mangels geeigneten Gedankenflusses ließ aber auch das nun auf sich warten.
Ehe „mit fremden Federn schmücken“ „kulturelle Aneignung“ genannt wurde, ermunterte unsere Mutter uns morgens oft mit „Uff! sprach Winnetou“, aus den Federn zu kommen (welche später durch Kunstfaser ersetzt wurden). Das ist etwa ein halbes Jahrhundert her.
„Morgen für Morgen weckt Er mir das Ohr“, wie der Prophet Jesaja schrieb, trifft auf den Kolumnisten nicht ganz zu, doch es kommt vor. So auch früh am Morgen vor Abgabefrist dieser Zeilen, als plötzlich die Ideen hierzu sprudelten wie vor Jahren zum Gedicht „Kopfsache“: Notiert. Und nochmal Augen zu. / Zumindest für ein Viertelstündchen. / Nun wedeln Wörtlein mir wie Hündchen! / In den Synapsen zünden Lüntchen! / So kommt der Dichter nicht zur Ruh. – Das wurde, nach den ideenlosen Tagen zuvor, eine Lektion für den Jesus-Schüler: „Der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage habe.“ Wobei diese „Plage“ nun zitierisches Vergnügen wurde und Trost, noch zeitig fertig zu werden.
Schlafittchen, las ich (vom Hundertsten ins Tausendste kommend), hat nichts mit Schlaf zu tun. Etymologen schwant, dass „jemanden am Schlafittchen packen“ seinen Ursprung in den zu fassenden Flügeln, den Schlagfittichen flüchtiger Gänse hat, was, über den Vergleich mit wehenden Mänteln, bei Revers und Kragen endete, wenn jemand mit einem andern „ein Hühnchen zu rupfen“ hat, der in der Folge vielleicht Federn lassen muss.
„Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage habe“, die Worte Jesu übersetzte Luther hübsch lautmalerisch: „Tag, Plage, habe“. Das Grundwort zur Plage, „kakia“, lässt Übles ahnen, Schlechtes erwarten. Gottvertrauen sei dem aber entgegenzusetzen.
In diesem Sinne sei der geneigten Leserschaft ein hoffnungsvoller, starker Start in den Frühling gewünscht.

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