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Altes Saatgut für Ihren Garten

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Kartoffeln sind gelb mit glatter Haut, Äpfel alle gleich groß. Wer sich nur im Supermarkt mit Lebensmitteln eindeckt, kennt Linda und Sieglinde sowie Golden Delicious und Elstar, weiß aber nichts von der Vielfalt bei Obst und Gemüse. Landwirte bauen am liebsten ertragreiche Sorten an, die resistent gegen bestimmte Krankheiten sind, gezüchtet von Saatgutherstellern. Das Problem: Der Genpool wird immer kleiner, alte Sorten verschwinden. Viele Vereine und Gärtner versuchen inzwischen, violette Kartoffeln, grüne Tomaten oder auch „historische“, also in den vergangenen Jahren aus der Mode gekommene Blumen zu erhalten.
Klaus Himme vom BUND Kreisverband Uelzen hält das für sinnvoll. Zum einen schmecken Obst- und Gemüse-Hybridsorten oft nicht so gut wie andere Sorten, eben weil sie auf Ertrag und Aussehen gezüchtet wurden. Außerdem führt die Optimierung auf wenige, ganz bestimmte Eigenschaften dazu, dass die Pflanzen krank werden oder verkümmern, wenn das Wetter einmal nicht so ist wie sonst oder sich das Klima auf Dauer ändert. Diese Hybridzüchtungen sind zudem nicht vermehrungsfähig, die Saat muss also immer nachgekauft werden.
Im Gegensatz dazu sind alte Sorten samenfest, d. h. Nachkommen aus dem gewonnen Saatgut sehen aus wie die Mutterpflanze und haben ähnliche oder sogar identische Eigenschaften; zudem können sie selbst wieder fruchtbaren Samen bilden. „Sie sind für den Erhalt der genetischen Vielfalt wichtig“, sagt Himme. Es gibt auch sogenannte Lokalsorten, die seit vielen Jahren in einem bestimmten Gebiet angebaut wurden und sich an die herrschenden Bedingungen anpassen konnten. Allerdings baut die Saat ab, d. h. ab der vierten Generation sind Blumen nicht mehr so schön, trägt die Tomatenpflanze nicht mehr so viele Früchte. Dann muss Samen neu gekauft werden. Das ist trotzdem preiswerter, als jedes Jahr neue Hybridsamen zu kaufen.
Viele Hobbygärtner wollen zur Vielfalt beitragen, alte Sorten erhalten und deshalb samenfestes Saatgut erwerben. Dieses ist beim Kauf leicht zu erkennen: Alle hybriden Sorten müssen den Zusatz „F1“ im Namen tragen, alle anderen sind samenfest, egal ob bio oder nicht. Welche Pflanzen für den eigenen Garten geeignet sind, das müsse man ausprobieren, erklärt Himme: „Ich habe z. B. nach diversen Versuchen die Freilandtomaten- und Freilandpaprikasorten gefunden, die für unsere Klima- und Bodenverhältnisse am besten sind.“
Es gibt viele Initiativen, bei denen man samenfestes Saatgut übers Internet bestellen kann, VERN ist eine davon (vern.de). Dieser Verein aus Mecklenburg-Vorpommern unterhält ein eigenes Saatgutarchiv und gibt Saat- und Pflanzgut ab, ohne daraus Gewinne zu erzielen, ähnlich agiert VEN aus Hessen. Beide Vereine sind auch auf Saatgutbörsen zu finden, dort kann man Saatgut und Jungpflanzen kaufen, tauschen oder verschenken. VEN ist z. B. beim 6. Lüneburger Saatgutfestival am 30. April, von 10 bis 16 Uhr, im Lüneburger Kurpark dabei. Auf dem Lüneburger Saatgutfestival kannst du Gemüsevielfalt als Saatgut und Jungpflanzen kaufen, tauschen oder verschenken. Wer mitmachen will, kann sich unter lueneburger-saatgutfestival@gmx.de anmelden. [Sascha Fobbe]

Mehr Infos dazu gibt es auf nutzpflanzenvielfalt.de. Vielleicht gibt es also demnächst mehr „unmoderne“ Blumen, Obst- und Gemüsesorten in den Gärten im Kreis Uelzen. Klaus Himme vom BUND würde sich freuen.

Rettung alter Apfelsorten

Der BUND im Kreis Uelzen hat eine Aktion gestartet, um alte Apfelsorten wie Uelzener Tambour, Celler Dickstiel oder Uelzener Kalvill zu erhalten.
Etwa 35 Baumbesitzer hatten sich auf einen Aufruf im Januar gemeldet, Klaus Himme vom BUND Kreisverband Uelzen hat von einem Großteil der Bäume Zweige geschnitten und kühl aufbewahrt. Sie werden im Frühjahr auf sogenannte Unterlagen (Wurzel mit Stammstück) gesetzt. Somit erhält man einen Baum, der so groß wird wie die Unterlage, aber die Früchte des aufgepropften Zweiges trägt.
Eine Vermehrung von Apfelbäumen mit Kernen ist nicht sinnvoll, so bekommt man nicht genau dieselbe Sorte, weil die Apfelblüten womöglich mit Pollen anderer Apfelsorten befruchtet wurden. Fürs kommende Jahr plant der BUND eine Wiederauflage der Aktion, auch deshalb, weil dieses Jahr nicht alle Interessenten berücksichtigt werden konnten.
Wer daran teilnehmen möchte, kann sich unter mail@bund-uelzen.de anmelden.