Dirt Jumpen
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Fotos: Henning Tietz
Eine Trendsportart für Uelzen
Fast ein Jahr ist es nun her, dass die Dirt-Bike-Bahn am Oldenstädter See fertiggestellt und eingeweiht wurde. Nach der Eröffnungsrede rollten die ersten mutigen Dirt Jump Fahrer mit Helm und in voller Montur den etwa fünf Meter hohen Starthügel herunter. Danach geht es eine der drei Strecken hinab über waghalsige Sprünge und in einem Pumptrack zurück zum Start. Rund 120 Zuschauer waren bei der Eröffnungsfeier dabei, um das Spektakel zu genießen.
Nach der Winterpause geht es in Uelzen nun bald in die zweite Saison der Trendsportart ,,Dirt Jumpen‘‘. Dabei handelt es sich um eine Radsportart, bei der mit eigens dafür entwickelten Fahrrädern, den sogenannten Dirt Bikes, über Rampen und Erdhügel gesprungen wird. Die Räder sind recht klein und sehr stabil gebaut und besitzen eine Federgabel um den harten Landungen standzuhalten. Ziel während des Springens ist es in der Luft möglichst schwierige Tricks, wie verschiedene Saltos, Drehungen, gänzliches Loslassen vom Lenker und vieles mehr zu meistern. Entwickelt hat sich das Dirt Jumpen bereits in den 1990ern aus den Wurzeln des bekannten BMX-Sports, bis sich daraus ein eigener Sport mit eigenen Arten von Strecken und Rädern entwickelte. Nun erfreut sich der Sport gerade in den letzten Jahren einer zunehmenden Beliebtheit, gerade unter jungen Leuten, so auch bei einer Gruppe Jugendlicher um Tamino Pohle, Melvin Miklis und David Ripke, die über das ,,Trick Scooter Fahren‘‘ zum Dirt Jumpen gekommen sind. Allerdings war das Potenzial der Spots in Uelzen sehr begrenzt, weshalb die Gruppe bald bis nach Hannover fahren musste, um im Training voranzukommen. ,,Nach einem Jahr aktiven Fahrens war es ohne lange Wege nicht mehr möglich besser zu werden, da Uelzen keine Möglichkeiten geboten hat‘‘, berichtet Tamino Pohle. Da diese Fahrten aufgrund des großen Zeit- und Kostenaufwands nur selten machbar waren und selbst angelegte Bahnen im Wald ohnehin nicht mehr ausreichten, entschloss sich die Gruppe bereits im November 2017 auf die Stadt zuzugehen, um das Projekt vorzustellen und für Unterstüzung zu werben.
Wie aus der Idee Realität wurde
Darufhin trug die Gruppe das Konzept auch der lokalen Arbeitsgruppe Leader erfolgreich vor. So konnte die Finanzierung der 100.000 Euro Gesamtkosten mit 57.000 Euro zu einem gro-ßen Teil durch die Leaderförderung gedeckt werden. Die jungen Initiatoren ließen sich auch nicht lumpen und sorgten für Unterstützung durch gut zehn Unternehmen und trugen so etwa 5.000 Euro bei. Die verbleibenden Kosten deckte die Stadt aus ihrem eigenen Haushalt, nachdem die Politik durch gelungene Argumentation der jungen Initiatoren überzeugt war. Dabei halfen auch die gut 50 Unterschriften, die die Jugendlichen unter Bekannten und anderen Fahrern gesammelt haben und bewiesen, dass das Projekt Dirt-Bike-Bahn Zukunft hat.
Die Planungen der Abteilung für Grünflächen und Umwelt in Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege, dem Postsportverein und dem Kreisportbund Uelzen liefen in ständiger Absprache mit den Jugendlichen, um eine wunschgemäße Umsetzung zu ermöglichen. ,,Ich fand das damals ziehmlich mutig, die Jungs waren etwa 14 Jahre alt und haben ein unwahrscheinliches Durchhaltevermögen bewiesen, den langen Planungs- und Umsetzungprozess mitzubegleiten‘‘, erinnert sich Christine Tietz, die Leiterin der Abteilung Grünflächen und Umwelt, der Hansestadt Uelzen. Der zunächst angedachte Standort direkt am Oldenstädter See erwies sich jedoch schnell als zu schwer zu erreichen, als dass eine Anlieferung der nötigen Bodenmengen ohne Mehr- und Folgekosten möglich gewesen wäre. Deshalb fiel die Wahl auf die ehemals bewaldete Fläche an der Straße Zum See.
Nach gut drei Jahren Planung war es endlich soweit: Im Früh-jahr 2021 begannen die Arbeiten auf der rund 5.000 Quadratmeter großen Fläche an der Straße Zum See in Oldenstadt. Im Frühjahr wurde zunächst das durch den Borkenkäfer geschädigte, ehemalige Forstgelände neben dem Sportplatz vollständig ge-räumt und für die Bauarbeiten aufbereitet. Im Sommer begann dann der eigentliche Bau der Bahn durch die Bikepark- und Trailbaufirma Turbomatik. In den Herbstferien wurden die Arbeiten mit einen Feinschliff abgeschlossen, bei dem auch Jugendliche aus ganz Uelzen mit anpackten. So wurden mit Schaufel und Harke grobe Löcher in der Bahn geschlossen, die beim Arbeiten mit dem großen Bagger übriggeblieben waren. Abschließend wurden die Fahrspuren ein letztes mal geglättet und mit der Rüttelplatte verdichtet.
Die kleinen Ausbesserungsarbeiten werden in Zukunft durch die Fahrer selbst übernommen, die dafür Werkzeug bereitgestellt bekommen. Um den Rahmen solcher Maßnahmen gering zu halten, sollte die Bahn nicht bei Nässe befahren werden, da sich im weichen Lehm schnell Kuhlen durch die Räder bilden. Außerdem gilt es beim Fahren auf der Bahn zu beachten, dass, anders als im Straßenverkehr, eine Helmpflicht besteht.
Treffpunkt Dirt-Bike-Bahn
Seit ihrer Eröffnung ist die Bahn gut besucht und hat bereits für ersten Dirt Jumper Nachwuchs gesorgt. Einige der jungen Fahrer sind gerade mal in der Grundschule. Man kann also davon ausgehen, dass so mancher Geschenkwunsch in Uelzen etwas anders aussieht als zuvor. Zeitgleich sind die eigentlichen Initiatoren selbst immer seltener in Uelzen, bringen sich aber wann immer es geht weiterhin ein und freuen sich über die vielen Besucher der Dirt-Bike-Bahn.
Im Zuge der Eröffnung wurde die Dirt-Bike-Bahn zusätzlich als einer der drei Standorte für die BAXX-Boxen der Stadtjugendpflege gewählt. Die Boxen sind weitgehend offen gestaltete Schiffscontainer, die Raum für die bereitgestellten Gerätschaften zum Aufbereiten der Bahn und Sitzgelegenheiten für die Fahrer und Schaulustige bieten. Auf diese Weise entpuppt sich die Bahn zu einem wahren sozialen Treffpunkt, nicht nur für Radsportinteressierte. [Henning Tietz]
Kontakte
Wer selbst eine Projektidee hat und diese umsetzen möchte, kann sich so wie die jungen Initiatoren der Dirt-Bike-Bahn an die Hansestadt wenden:
Christine Tietz (Grünflächen und Umwelt):
Telefon: 0581 800-6370
Email: christine.tietz@stadt.uelzen.de
Christian Helms (Stadtjugendpflege):
Telefon 0581 800-6280
Email: christian.helms@stadt.uelzen.de