Wildkatzen
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Foto: Foto: Deutsche Wildtier Stiftung/M. Radloff
Auf leisen Pfoten zurück im Landkreis Uelzen
Bevor wir über die freudige Nachricht reden, dass Wildkatzen sich in den heimischen Wäldern auch um Uelzen herum wieder vermehrt ansiedeln, müssen wir eine Sache klären: Wildkatzen sind etwas anderes als verwilderte Hauskatzen.
Die europäische Wildkatze ist eine heimische Tierart, die einen festen und wichtigen Platz in unserem Ökosystem hat. Die scheuen Tiere haben nichts zu tun mit Hauskatzen, die oft, als Streuner bekannt, auf Bauernhöfen und in Siedlungen vom Menschen zurückgelassen, ihr Leben fristen.
Echte Wildkatzen leben verborgen in unseren Wäldern, bevorzugt an Waldrändern oder in dicht bewachsenen kleinen Wäldchen, wo sie in Brombeerhecken oder Totholzhaufen Schutz finden. Sie ernähren sich in der Hauptsache von Mäusen. Eher selten stehen auch Eidechsen, Insekten und Vögel auf ihrem Speiseplan. Nicht zuletzt aufgrund von vielen Aufforstungs- und Rekultivierungsprojekten der vergangenen Jahre ist es möglich, dass diese ehemals heimische, aber bedrohte Tierart nun wieder Fuß in den Wäldern um Uelzen fasst.
Zuerst nur sporadisch nachgewiesen, gab es die ersten Haarfunde bereits in 2017. Im vergangenen Jahr nun konnten sogar mehrere Tiere mithilfe von DNA Analysen im Wald um Breitenhees und das Bornbachtal nachgewiesen werden. Aber auch in anderen Wäldern, wie den Wierener Bergen, beweisen regelmäßige Sichtungen und Aufnahmen von Wildtierkameras, dass die Wildkatzen wieder da sind. Kater haben Streifgebiete von bis zu 30 km2. Die Weibchen nutzen mit bis zu 10 km2 deutlich kleinere Gebiete. Eine ausgewachsene, gesunde Wildkatze bekommen live die wenigsten Menschen je zu Gesicht. Die Tiere sind Meister im Verstecken und der Tarnung, nachtaktiv und scheu. Anders kann es da mit den Jungtieren aussehen, welche meist im April bis Mai zur Welt kommen. Der Nachwuchs ist oft neugierig und es kann vorkommen, dass man bei Spaziergängen diese kleinen Wildtiere erspäht. Die Unsicherheit, ob es sich um verwilderte Hauskatzenwelpen handelt oder um ein Jungtier einer echten europäischen Wildkatze, ist oft groß. Im Zweifelsfall gilt jedoch immer, zuerst einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Der lokale Jäger, Förster oder Mitarbeiter des BUND oder NABU kann bei der Identifizierung helfen. Auf keinen Fall darf ein Wildkätzchen einfach aus dem heimischen Wald mitgenommen werden – eine Rückführung oder spätere Auswilderung ist zwar in seltenen Fällen möglich, aber die Mitnahme führt fast immer zum Tod der hochgradig empfindlichen Jungtiere.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Wildkatzen und wildfarbenen Hauskatzen ist z.B. ein dickerer, kürzerer Schwanz bei der Wildkatze. Am Wildkatzenschwanz befinden sich in der Regel weniger Ringe als bei getigerten Hauskatzen. Der dunkle Aalstrich auf dem Rücken der Wildkatzen endet bereits an der Schwanzwurzel – bei den meisten wildfarbenen Hauskatzen erstreckt er sich über den gesamten Schwanz. Bei Jungtieren sind jedoch all diese Merkmale nur bedingt oder wenig ausgeprägt – es gilt daher Zurückhaltung vor Aktionismus, besonders bei Sichtungen in entlegenen, siedlungsfernen Gebieten. Die gestiegene Population gibt zwar grundsätzlich Anlass zur Freude, aber gleichzeitig ist es noch ein langer Weg für die wundervollen Tiere, bis die Lage wirklich entspannt ist. Auch wenn sich die wilden Waldbewohner bereits seit einigen Jahren einen Teil ihrer Lebensräume zurückerobert haben, ist die Wildkatze nach wie vor bedroht. Auf der Roten Liste des Bundes wird sie noch immer als „gefährdet“, in einigen Bundesländern sogar als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. [Natalie Engel]
Mehr Infos zur Wildkatze
• www.bund.net
• www.niedersachsen.nabu.de
• www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/wildkatze
Die Deutsche Wildtier Stiftung schreibt alle zwei Jahre einen Forschungspreis aus, um sich den Herausforderungen rund um unsere Wildtiere auch auf wissenschaftlicher Ebene zu stellen. Forschung kann dabei helfen, Zusammenhänge zwischen Mensch und Wildtier besser zu verstehen und, wo nötig, Schutzmaßnahmen effizienter einzusetzen.