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Wer kräht denn da? – Hühnerglück im eigenen Garten

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Bei Barftgaans-Grafikerin Friederike Kohnke und ihrem Freund Lukas Löbert leben seit dem letzten Frühjahr sieben Hennen und ein Hahn im Garten. Im Barftgaans-Interview berichten sie über ihre Erfahrungen als junge Hühnerhalter.

Barftgaans: Hallo Rike, hallo Lukas. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, über das erste Jahr mit euren eigenen Hühnern zu erzählen. Wie kam es eigentlich dazu?

Rike: Das war Lukas’ Idee. Unsere Nachbarn haben einen großen Bauernhof, auf dem die Hühner frei herumlaufen. Es macht Spaß zu beobachten, wie sie scharren und picken oder die Kinder mit ihnen spielen. Hühner sind schon drollig. Außerdem ist es toll, dass man eigene Eier hat und genau weiß, was die Hühner gefressen haben und wie sie gehalten wurden.

Lukas: Für uns war der Einstieg ziemlich leicht, denn unser Nachbar hat mir viel erklärt und gezeigt, worauf es ankommt. Allgemein kam das Thema Hühnerhaltung in unserem Umfeld gut an und wir wurden mit Rat und Tat unterstützt. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick kann man den Hühnerstall samt Ausstattung selber bauen. So haben wir zum Beispiel einfach die alte Scheune an unserem Haus dafür umgestaltet.

Barftgaans: Es ist also gut, anfangs Kontakt zu erfahrenen Hühnerhaltern zu suchen. Wo kann man sich am besten informieren, wenn man keinen so netten Nachbarn hat, wie ihr?

Lukas: Natürlich gibt es viele gute Internetseiten, auf denen man sich einen ersten Überblick verschaffen kann. Aber es ist immer besser, direkt mit jemandem zu sprechen, der lange Erfahrung mit Hühnern hat. Die erste Anlaufstelle wäre der Geflügelzüchterverein vor Ort. Zwar sind die Vereine oft unterschiedlich ausgerichtet, helfen Neulingen aber gerne bei allen Fragen. Besonders wichtig ist es, sich über die rechtlichen Aspekte der Hühnerhaltung zu informieren – Tierseuchenkasse, nötige Impfungen, Stallpflicht bei Geflügelpest und so weiter.

Hühnerhaltung hat viele Facetten: Da gibt es die traditionelle bäuerliche Haltung mit voller Nutzung, Züchter von bestimmten Rassen oder Farbschlägen oder einfach Menschen, die nur ein paar Hühner als „Haustiere“ haben. Die Möglichkeiten sind vielfältig und jeder kann seinen eigenen Weg finden. Man sollte sich dadurch nicht beirren lassen. Es ist vollkommen in Ordnung, sich einfach an den Tieren zu erfreuen und sein eigenes Ding zu machen.

Barftgaans: Beim Geflügelzüchterverein kann man auch die Küken bzw. Jungtiere kaufen, wenn man selbst niemanden kennt, der junge Hühner abgibt. Oder gibt es noch weitere Möglichkeiten?

Rike: Ja, es gibt auch den Verein „Rettet das Huhn“, der Gnadenhoftiere aus der Massentierhaltung weitervermittelt. So kann man Hühnern, die mit nicht mal zwei Jahren aus der konventionellen Nutzung herausfallen, noch ein schönes Leben ermöglichen. Die Hennen werden 5-7 Jahre alt und legen natürlich weiterhin Eier, nur eben ein bisschen weniger.

Und noch ein guter Tipp für alle, die sich noch nicht ganz sicher sind: Beim „Hühner-Mietservice“ kann man für ein paar Wochen Hühner in einem mobilen Stall mit Auslauf in seinem eigenen Garten betreuen, um erstmal auszuprobieren, ob man auf Dauer Spaß daran hat. Niko Riggers von Leihhuhn.de aus Wunstorf vermietet zum Beispiel seine wunderschönen Zwergseidenhühner.

Barftgaans: Was gefällt euch besonders gut am Leben mit eigenen Hühnern?

Rike: Es ist toll, ihnen im Garten zuzuschauen, wie sie scharren, ein Sandbad nehmen und nach Futter suchen. Hühner haben eine faszinierende, nuancierte Sprache mit ganz unterschiedlichen Lauten, um sich gegenseitig etwas mitzuteilen. Es ist unheimlich spannend, ihr Sozialverhalten zu beobachten. Wir haben zum Beispiel einen sehr fürsorglichen Hahn. Wenn er Futter gefunden hat, ruft er seine Hennen und überlässt ihnen fast immer den Leckerbissen, statt ihn selbst zu fressen.

Lukas: Außerdem ist es natürlich sehr niedlich, wenn man Küken aufzieht.

Rike: Ja, wenn sie dann noch selbst von einer Glucke ausgebrütet werden, ist das sozusagen das „Sahnehäubchen“. Das klappt nämlich leider nicht immer. Man braucht dafür eine erfahrene Henne, die möglichst selbst schon auf natürliche Weise ausgebrütet wurde, und nicht im Brutkasten.

Lukas: Dann muss man sich allerdings auch überlegen, was man später mit den jungen Hähnen macht. Entweder man schlachtet sie selbst, oder verkauft sie. Denn mehrere erwachsene Hähne vertragen sich nicht immer.

Barftgaans: Wie habt ihr euch entschieden?

Rike: Ich finde unsere Hühner zwar echt niedlich, aber wir betrachten sie trotzdem eher als Nutztiere, weniger als Haustiere. Daher haben wir uns entschieden, die Hähne im Herbst zu schlachten, da hatten sie gerade angefangen zu krähen. Für mich war das nicht leicht, ich habe zuerst mit mir gehadert. Aber der Gedanke, dass sie ein tolles Leben hatten, frei im Garten laufen durften, nach Lust und Laune scharren und Käferlarven picken konnten, hat mich damit versöhnt. Es sind sozusagen Öko-Hühner aus erster Hand.

So wird das Fleischessen dann etwas ganz Besonderes, weil man sehr viel Wertschätzung dafür empfindet. Man isst nicht einfach irgendein Hähnchen, sondern merkt erstmal, was alles daran hängt: die ganze Existenz und Lebensweise dieses Tieres, und was für ein langer Prozess das ist.

Barftgaans: Was gibt es zum Thema „Hahn“ sonst noch zu beachten? Jeder kennt ja Geschichten über erbitterte Nachbarschaftsstreitigkeiten, weil der Hahn am Morgen zu laut kräht.

Lukas: Wenn man sich in seinem Stadtgarten einen Hahn anschaffen will, sollte man vielleicht wirklich lieber die Nachbarn vorwarnen. Aber auf dem Dorf ist das eher kein Problem. Wenn man kleinere Kinder hat, muss man vielleicht etwas aufpassen, denn es gibt Hähne, die leicht reizbar sind und auch mal hacken. Das muss aber nicht sein. Unserer ist, wie gesagt, ganz brav und lässt sich sogar hochnehmen.

Man kann aber auch eine Gruppe Hennen ohne Hahn halten. Dann übernimmt einfach eine dominante Henne die Aufgaben des Chefs, z.B. Wache halten und vor Raubtieren warnen.

Barftgaans: Für wen würdet ihr Hühner als „Haustiere“ im eigenen Garten empfehlen?

Rike: Eigene Hühner zu halten ist wirklich ein sehr schönes Hobby und gerade für Familien toll, weil die Kinder so ganz selbstverständlich lernen, sich um Tiere zu kümmern. Und sie erleben, dass Eier oder Fleisch eben nicht aus dem Supermarkt kommen. Gerade unter jüngeren Leuten ist seit einiger Zeit viel Begeisterung für das Thema spürbar. Wer gerne im Garten eigenes Obst und Gemüse anbaut und sich für bewusste Ernährung und Nachhaltigkeit interessiert, wird sicher viel Freude an seinen Hühnern haben.

Lukas: Wichtig ist natürlich, dass man genügend Platz hat und die Zahl der Hühner auf die eigene Gartengröße abstimmt. Denn je mehr Auslauf die Tiere haben, umso besser können sie sich selbst ihr Futter suchen, sind gesünder und natürlich auch glücklicher.

Für uns ist es auf jeden Fall das Richtige! Wir haben in unserem ersten Hühnerjahr einiges dazugelernt und freuen uns schon auf das nächste.

Barftgaans: Vielen Dank und weiterhin viel Spaß mit eurer Hühnerbande!

[Elisabeth Hofmann]

https://www.leihhuhn.de
Niko Riggers 
Leihhuhn.de
In der kleinen Südheide 21
31515 Wunstorf
Mobil: 0171 1439392
E-Mail: leihhuhn@gmx.de

Vermittlung von Legehennen
aus der Massentierhaltung :
Rettet das Huhn e. V.

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www.rettet-das-huhn.de