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Wir retten Lebensmittel

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Mit kleinen Schritten die Welt retten: Von sich selbst würde Sabrina Hansl das nicht behaupten, aber über sie schreiben lässt es sich mehr als recht. Die 29-Jährige ist zweifache Mutter, studierte Biologin, Gebärden-Dolmetscherin, Volkshochschuldozentin – und seit etwa einem halben Jahr auch noch engagierte Lebensmittel-Retterin.

Sie und ihre Freundin Mandy Nitsche sind die strippenziehenden Köpfe hinter der Facebook-Gruppe „Lebensmittelrettung – LK Uelzen“, der inzwischen 930 Leute angehören. Sie alle eint: Der Wunsch, so wenig Lebensmittel wie nötig wegzuwerfen – und nicht zuletzt auch jene „aussortierten“ Waren, deren Haltbarkeitsdatum naht oder die aus anderen Gründen nicht mehr verkauft werden sollen, aber noch lange unbedenklich zu genießen sind, Menschen zur Verfügung zu stellen, deren Leben damit einfacher wird.
„Natürlich gibt es die Tafel als großen Verein“, sagt Sabrina Hansl, „und wir wollen ihr auch keine Konkurrenz machen. Aber es bleibt so endlos viel übrig, dass die Tafel längst nicht alles holen und verteilen kann. Es wird immer noch so viel weggeworfen – und das wollen wir ändern, im Kleinen.“ Ein einschneidendes Erlebnis hat die junge Frau ebenfalls geprägt: Vor etwa zwei Jahren fand sie bei einem Stadt-Spaziergang mit ihrem kleinen Sohn einen bewusstlosen Wohnungslosen, rief den Rettungswagen – und erlebte, dass die Sanitäter nur noch den Tod des Mannes feststellen konnten. Sie erfuhr, dass sein mangelernährter Zustand wesentlich dafür war, dass er das Leben verlor. „Und das darf doch bei uns einfach nicht passieren, in unserem reichen Land kann es doch nicht sein, dass Menschen hungern und tonnenweise Lebensmittel vernichtet werden.“

Sabrina Hansl dachte es – und wurde aktiv. Sehr schnell fanden sich Unterstützer der Idee. Drei große Supermärkte aus dem Landkreis unterstützen die Lebensmittelrettung aktiv, stellen Waren bis zur Abholung an die Seite, anstatt sie im Container zu entsorgen. Landwirte der Region sind dabei, Bäcker – und die Initiative wächst. Mittlerweile gibt es einen „Verteiler“ an der Kirche in Suhlendorf, wo regelmäßig Lebensmittel abzuholen sind, jede Woche versorgen die Damen Hansl und Nitsche 50 bis 80 Leute, zudem während ihrer ehrenamtlich organisierten Ausgaben auf Parkplätzen der Stadt Uelzen oder, seit kurzem stationär: Jeden Mittwoch, 16.30 Uhr, bei der AWO in Bad Bevensen am Krummen Arm 15.

Mit Einzellieferungen werden auch Vereinigungen wie Hoffnung e.V. oder der Kinderschutzbund beliefert. „Wir retten jede Woche mehrere Hundert Kilo Lebensmittel“, bilanziert Sabrina Hansl, „und darüber freuen wir uns wirklich sehr und sind sowohl denen, die die Lebensmittel spenden als auch denen, die sie verwerten und engagiert wiederum verteilen, wahnsinnig dankbar.“

Mittelfristig gibt es viele Ideen, die Initiative wachsen zu lassen: Rezepte soll es eines Tages geben, immerhin geht es oft auch um die Verwertung von saisonalen Produkten. „Wenn man nicht weiß, was man mit vielen Köpfen Wirsing machen soll – da wollen wir auch Ideen bereithalten und so die Leute unterstützen, Dinge gut und idealerweise saisonal und regional zu verwerten“, erklärt Sabrina Hansl den Ansatz, auch eine Vereinsgründung ist in absehbarer Zeit geplant, um einen noch stabileren organisatorischen Rahmen zu schaffen.

Sabrina Hansl ist bis heute anhaltend beeindruckt ob des Einblicks in unseren Umgang mit Lebensmitteln: „Ich wusste ja, dass viel weggeworfen wird – aber dass es so viel ist, hätte ich niemals geahnt. Ich fasse mir da natürlich auch an die eigene Nase; aber letztlich bin ich sicher, dass wir alle unseren Konsum auf den Prüfstand stellen sollten“, sagt sie. Sie fängt damit an. Und darf damit sicherlich ein gutes Beispiel sein.

[Janina Fuge]

Wer beim Lebensmittelretten dabei sein will, ist in der Facebook-Gruppe „Lebensmittelrettung – LK Uelzen“ herzlich willkommen oder möge eine Mail schreiben an LebensmittelrettungUelzen@gmx.de.