Die heute 45-Jährige wurde in Waiblingen geboren. Sie studierte in den USA, an der Penland School of Arts and Crafts, und am Chicago Art Institute. Dazu in Murano, einer Glashauptstadt überhaupt. Sie sei eine leidenschaftliche Glasmacherin, sagt sie, weil man dabei fokussiert sein muss. Denn was kann man mit diesem Rohstoff nicht alles machen! Dabei ist der bloß ein bisschen Quarzsand, also Siliziumdioxid. Soll´s farblos werden, mischt man Mangandioxid dazu, zur Eintrübung ein Quäntchen Calciumphosphat. Mit Farbstoffen verträgt sich die Masse, mit zahlreichen anderen Verbindungen auch. Man kann sie walzen, gießen, blasen, ziehen. Schmelzen wird das ganze Gemisch zwischen 500 und 1650 Grad. Gerade diese Valenzen und Imponderabilien jedoch machen es schwierig und faszinierend zugleich. Die alten Ägypter haben vor 3500 Jahren schon Glas geschmolzen, später beherrschten die Phönizier die Glasbläserei. Beim Stichwort Glas fällt einem neben Murano Jablonec ein oder Swarowski. Oder Böhmisches und Thüringisches, Zierliches oder Technisches, zwischen Christbaumkugel und Auflaufform.
Simone Fezer hat sich, seit sie eine Sommerakademie im Bayerischen Wald besuchte, das Glas zum Werkstoff erkoren. Sie brauche eine „gewisse Intensität um sich herum um sich zu interessieren“ – die Bedingung war auf diesem internationalen Symposium offenbar gegeben, denn was die Künstlerin inzwischen aus ihrer Werkstatt in die Welt entließ, sind intensive Arbeiten, die überwältigen. Sie sind fragil und doch widerständisch, schwebend und verwurzelt, dystopisch und utopisch. Auf jeden Fall aber sind sie raumgreifend und immer ein Plädoyer für die Schönheit. Sie wolle immer die Komplexität aufzeigen, die den Dingen immanent ist, sagt Simone Fezer im Gespräch. Und: Sie sei immer noch auf der Suche nach dem Punkt, aus dem alles komme. Gefunden habe sie ihn noch nicht.
Das ist wohl schon immer das Anliegen der Menschen, der Künstler zumal. „Daß ich erkenne was die Welt im Innersten zusammen hält…“ wünschte sich schon Goethes Faust, und er war damit nicht der Erste. Simone Fezers Arbeiten drehen sich nicht dreimal um sich selbst und verweilen dann doch am eigenen Bauchnabel. Sie forschen nach Verwurzelung (auch traditioneller) – ganz viele Arbeiten tragen diesen Titel, zwinkern dem Betrachter aber auch manchmal zu. Zum Beispiel bei „Wer im Glashaus sitzt“, „Es grünt so grün“ oder „Eine Schale für Dornröschen“. Letzteres ist eine Arbeit in Grün, Ranken gleich. Jedes Röschen daran hätte es in den Kitsch gezogen.
Die Künstlerin ist zwar preisverwöhnt, bleibt aber in der Lage sich zu fragen, ob man daraus einen Anspruch ableiten darf. So begibt sie sich weiter auf die Suche, mit einem Interesse für Prozesse, Zusammenhänge und Übergänge. Mit dem Preis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes ist eine Ausstellung verbunden. Die wird im November im Lüneburger Kunstverein zu sehen sein. Man darf gespannt sein. Und vielleicht reaktiviert auch die Stadt Uelzen ihren Internationale Caspar-Lehman-Glaspreis, der im Jahr 2002 das erste und einzige Mal verliehen wurde. Das soll hier unkommentiert stehen bleiben.
[Barbara Kaiser]