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Steinschlangen und WANDERSTEINE – Ilmenau Stones – bitte bei Facebook posten

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Vielleicht sind sie dem einen oder der anderen schon aufgefallen: bunt bemalte Steine auf Mauern, an Blumen, auf Treppen oder Wegen. Wer sich die Mühe macht, sie aufzuheben und umzudrehen, findet ähnliche Texte wie diesen: „Ilmenaustones – bitte bei Facebook posten und neu auslegen“. Woher die Idee kommt, Steine zu bemalen und auszulegen, ist nicht ganz geklärt, es gibt zwei Versionen: Ein an Krebs erkranktes Mädchen in England bemalte Steine vom Krankenbett aus und ließ sie auslegen. Andere behaupten, der Trend käme aus den USA. Seit 2019 breitet er sich auch in Deutschland von Norden immer weiter nach Süden aus. Allein im Kreis Uelzen gibt es mindestens fünf Facebookgruppen: BämsenStone (Bad Bevensen), Ilmenaustones (Bienenbüttel), #sudistones (Suderburg), Uelzen Stones und Uhlenstones (beide Uelzen).

Seit ein paar Monaten werden aber an einigen Stellen auch bei uns Steinschlangen gebildet, z.B. in Bienenbüttel. Angefangen hat alles mit der Kita-Schließung wegen der Corona-Pandemie Mitte März. Kita-Leiter Heiko Metzler wollte den Kontakt zu den Kinder halten, zwei Kollegen kamen auf die Idee, eine Steinschlange zu initiieren. „Ich dachte erst, das hat doch jedes Dorf schon, aber die Kollegen haben nicht locker gelassen“, erinnert sich Metzler. Er rief die Kinder zu Hause an, damit sie Steine bemalen und auslegen und nutzte auch die sozialen Medien, um die Idee weiterzutragen. Anfangs zählte er jeden Morgen die Steine auf der Mauer an der Michaeliskirche gegenüber der Kita. Schnell kamen ein paar Hundert zusammen, 500 war das Ziel. Allerdings wurde die Schlange zwischendurch auch wieder kürzer – Passanten nahmen Steine mit, obwohl auf Tafeln darum gebeten wurde, sie liegen zu lassen. „Der Kopf der Schlange war nach zwei Tagen schon weg. Eine Frau postete bei Facebook ein Bild mit dem Stein, ich habe sie daraufhin angeschrieben – sie hatte die Tafel offenbar nicht gesehen und hat den Schlangenkopf zurückgebracht.“ Inzwischen hat sich Metzler damit abgefunden, dass immer mal wieder Steine verschwinden.

Insgesamt wuchs die Schlange aber immer weiter. Als Mitte April die Kita wieder ­öffnete, malten die Kinder dort. „Wir durften aber keine Ausflüge machen wegen Corona, deshalb konnten wir die Steine nicht zusammen auslegen. Das haben dann die Eltern übernommen, wenn sie ihre Kinder abholten. Sie machten oft Fotos, die dann über die sozialen Medien verbreitet wurden.“ Auch in der Ilmenaustones-Facebookgruppe sind viele der Bilder. Metzler findet es aber auch schön, dass Passanten einfach stehenbleiben und sich über die bunten Steine freuen – und dann vielleicht selbst malen und einen dazulegen. „Ich habe schon oft mit Leuten gesprochen, die auch den Platz ganz toll fanden; die Kirche steht ja sehr zentral an einem Kreisverkehr, die Steinschlange sieht man sofort.“ Von Käfern über Muster, Autos gibt es alles. Auch einen Stein, der an den erst kürzlich von einem Polizisten getöteten Afroamerikaner George Floyd erinnert.

Inzwischen ist die Schlange schon auf knapp 600 Steine angewachsen. Metzler will sie auf jeden Fall aufheben. Sollte sie nicht auf der Kirchenmauer bleiben können, soll sie aufs Kita-Gelände umziehen – auch als Erinnerung an die Corona-Zeit. „Die Pandemie hat ja was mit uns gemacht, nicht nur Schlimmes, sondern auch Gutes, wie eben die Idee mit der Steinschlange. Ich finde den kreativen Gedanken daran toll“, sagt Metzler.

[Sascha Fobbe]