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Rainshelter-Forschung

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Fotos: Sascha Fobbe

Schutz vor Regen, um Wasser zu sparen

Wer auf dem Schulweg zwischen Hamerstorf und Suderburg unterwegs ist, wundert sich vielleicht über die große Stahlkonstruktion, die aussieht wie ein Gewächshaus, aber weder Dach noch Wände hat. Das ist der neue Rainshelter auf dem Versuchsfeld der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen. Seit 2008 untersucht die LWK hier, wie viel zusätzliche Beregnung notwendig ist, um Ernteerträge zu steigern. Auf einem offenen Feld lässt sich aber nicht herausfinden, in welchem Wachstumsstadium die Pflanzen wie viel Wasser wirklich benötigen, weil Trockenphasen nicht simuliert werden können.

Mit dem Rainshelter geht das nun. Das ist praktisch ein großes Gewächshaus, bei dem Wände und Dach aus Planen bestehen, die normalerweise immer geöffnet sind. Nur bei Regen fahren die Planen innerhalb von zwei Minuten automatisch aus. Somit bekommen die Pflanzen wirklich nur genauso viel Wasser, wie sie durch künstliche Beregnung erhalten sollen.

Dr. Jürgen Grocholl, Leiter der Bezirksstelle Uelzen der LWK, wünschte sich schon vor 15 Jahren solch eine Halle, es scheiterte aber immer an den Kosten – immerhin alles in allem 400.000 Euro für Halle, Brunnenbau und Stromanschluss. Erst mit unterschiedlichen Fördergeldern (u. a. der LEADER Heideregion Uelzen), durch Unterstützung des Fachverbands Feldberegnung und mit Eigenmitteln der LWK konnte das Projekt finanziert werden. Im August des letzten Jahres wurde der 1500 Quadratmeter große Rainshelter eingeweiht. Es handelt sich um bewährte Technik aus dem Gewächshausbau, der für die Versuchsbedingungen angepasst wurde, das gilt auch für den Gießwagen. „In dieser Form und zu diesem Zweck ist das einmalig“, erklärt Grocholl, mindestens in Deutschland, vielleicht sogar europaweit. Der Vorteil des Rainshelters gegenüber einem Gewächshaus: Es herrscht dasselbe Klima wie im Freien. Sogar der Boden ist noch so, wie er vor dem Bau der Halle war, und von Oktober bis April bleiben Dach und Wände offen, so dass im Frühjahr dieselbe Bodenfeuchte herrscht wie auf dem Acker nebenan.

In der ersten Versuchsreihe in Kooperation mit der Uni Kiel wachsen Winterweizen und Kartoffeln. Das hat gute Gründe: Zum einen hat die Uni schon diverse Untersuchungen zur Düngung von Weizen durchgeführt und kann auf ihren Modellen aufbauen, zum anderen gehören Kartoffeln zu den Nutzpflanzen, die viel Wasser brauchen und hier in der Region angebaut werden. „Die Versuche im Rainshelter gehören zu den teuersten, deshalb bauen wir hier nur hochwertige Kulturen an“, erklärt Grocholl. Ziel ist es, mit möglichst geringem Wasserverbrauch die größtmögliche Ernte einzuholen, „more crop per drop“, wie Grocholl sagt, also mehr Ertrag pro Wassertropfen.

In regelmäßigen Abständen messen Beschäftigte der Uni Kiel den Wachstumsfortschritt der Pflanzen. Zum Schluss werden Weizen und Kartoffeln ganz normal abgeerntet. Ein kleiner Teil wird für Untersuchungen gebraucht, der Großteil geht in den Handel. Im nächsten Jahr werden wieder Kartoffeln und Winterweizen angebaut, dann aber auf der jeweils anderen Hälfte der Fläche. Danach endet diese Versuchsreihe, was ab 2025 im Rainshelter angebaut wird, steht noch nicht fest. Aber es werden noch einige Versuche folgen, die Halle wird etwa 20 Jahre halten, die Planen müssen vermutlich nach 10 Jahren ausgetauscht werden.

Einen Stromausfall sollte es in der Anlage besser nicht geben, dann gehen Dach und Wände nicht zu und die Beregnung funktioniert nicht mehr. „Bislang ist das aber nicht passiert“, sagt Grocholl. Ein richtiger Gewittersturm ab Windstärke 7 wäre auch nicht gut: Dann müssten die Planen eingefahren werden – nicht, weil die Planen den Wind nicht aushielten, sondern zum Schutz der Gebäudekonstruktion, erklärt Grocholl: „Es ist wichtiger, dass das Gebäude heil bleibt, als dass die Versuche gerettet werden.“

Angesichts des Klimawandels mit immer heißeren Sommern und längeren Trockenphasen werden effiziente Bewässerung und das Schonen von Ressourcen immer wichtiger. Die Erkenntnisse aus den Versuchen sollen Berater der LWK dann den Landwirten näherbringen, somit sieht sich die LWK auch hier als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. „Wir sind alle gefordert, mit Ressourcen sparsam umzugehen“, sagt Grocholl. Durch die Versuche im Rainshelter will die LWK dazu einen weiteren Beitrag leisten.

[Sascha Fobbe]

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