Bis es soweit ist, gibt es eine Melange aus fröhlichen und traurigen Spots. Es wird totenstill und jetzt auch wirklich kälter bei dem Bericht, man habe die Schlittenhunde töten müssen. Dabei war man doch kurz zuvor noch fröhlich gewesen mit Sophie Aouami, Kristina Brons, Martin Greif, Kristin Norvilas und Quatis Tarkington. Hatte zur Musik von Arne Imig und Bendedikt Schnitzler (was für ein Wahnsinnsbanjosound!) die Füße nicht stillhalten können. Hatte sich amüsiert bei den kleinen Kabbeleien und der Tatsache, dass sie im ewigen Eis Shakespeare spielen und sich die fünf mitgenommenen Bücher immer wieder vorlesen. Dass keiner die „selbstgezimmerte Hoffnung“ boykottiert.
Vielleicht verstehen sich die Spieler auch als Störenfriede unserer Seelenruhe. Bei allem Klamauk, bei aller Unbekümmertheit, allen ausgelassenen Übertreibungsmomenten. Wie die Pinguine Jive tanzen, ist ein Kabinettstück der Theaterkunst! Und die Spielfreude und die Fähigkeit, umzuschalten, innezuhalten, ja, auch zu schockieren, das macht dem Ensemble kein billiges Boulevardtheater nach. Das sich zu oft mit dem schlechten Geschmack in Sachen Unterhaltung verbrüdert.
Und auch wenn Lebensgeschichten komplexer sind als das Klischee es verträgt – „Patience Camp“, das „Lager der Geduld“, ist ein Stück, dem man mit leichtem Erschrecken zusieht. Es prüft die Fähigkeit des Menschen, im Verlust Mensch zu bleiben. „Menschen können vieles aushalten“, heißt es am Schluss, „es kommt aber darauf an, wie sie es miteinander aushalten.“ Und die Frage bei der Rettung, ob auch alle da seien, diese Frage sollten wir uns derzeit auch ab und zu stellen lassen. Oder wen haben wir zurückgelassen in Zeiten der gebotenen Distanz? Wie viel Ballast schleppen wir mit aus der Zeit des letzten Jahres?
Morgen ist Premiere. Gespielt wird bis Ende August. Karten und Termine unter www.jahrmarkttheater.de
Barbara Kaiser -28. Juli 2021