Die A-Dur-Tonart verbreitet einen unwiderstehlichen Silberglanz, malt den dahin schießenden Fisch und den still gleitenden Fluss. Vermutlich spiegelt dieses Stück Musik auch die für den Komponisten glückliche Sorglosigkeit der Sommerwochen 1819, aber die Partitur ist doch so viel mehr als gehobene Unterhaltungsmusik, für die sie damals genommen wurde. Der poetische Text bekam durch Schubert eine klare musikalische Fassung.
Auch die Bassisten bekamen zu tun und absolvierten ihre Parts in schöner Lässigkeit. Zum Mann am Flügel muss man nichts sagen, der ließ sich durch all die Triolen und Sechzehntel nicht beirren und verbreitete den nötigen Charme. Forellen-Idyll. Im Andante gaben alle Akteure den unruhigen Modulationen – der böse Fischer tritt auf und „macht das Bächlein tückisch trübe“ – Kraft und Ausdruck. Im schönsten und bekanntesten Satz, der „con variazioni“, realisierte das Ensemble den wohllautend fülligen Sound in präziser Artikulation und bewies Gestaltungsvermögen. Hier wurde nichts zelebriert oder nur dechiffriert, sondern mit überzeugender Hingabe musiziert.
Das Spiel war eine heitere Kumpanei. Uneitel, in fesselnder Dichte, vor allem in Satz vier ein lautmalerisch-assoziatives Musizieren. Zwischen schwebend changierender Helle, animierter Zartheit und feinster Durchsichtigkeit der Linien und Strukturen.
Solisten, ob Sänger oder am Instrument, sind ja nicht zwingend gute Kollektivspieler. Diese Gewissheit konnte der Zuhörer in den Konzerten der Sommerakademie schon immer ins Reich der falschen Befürchtungen verweisen. An diesem Kammermusikabend brachte das Quintett durch lückenlose Übereinstimmung Sinnenzauber in die Noten, fesselte bis zum Final-Jubel.
Ach ja, und dann gab es noch das Klavierquartett Es-Dur KV 493. Stephan Picard (Geige), Jakob Nierenz (Violoncello) und Sheila Arnold (Klavier) umrahmten die Studentin Sophie Kiening (20/Berlin) an der Bratsche. Sie lieferten eine sehr akzeptable Leistung, auch wenn für mein Ohr der Spannungsbogen mitunter abriss.
Und als „Pausensnack“ erklangen das Zwischenspiel und das Vorspiel zu „Carmen“; Sie wissen schon, mit der berühmten Torero-Ermächtigung, diesmal jedoch für vier fröhliche Kontrabässe. Aber neben dem Hindemith und dem Schubert verblassten diese Auftritte in der Erinnerung. Großes Pardon, aber vielleicht hat es der eine oder andere Zuhörer so empfunden wie ich.
Barbara Kaiser – 29. Juli 2021