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Perspektivwechsel ohne Eile Unterwegs auf dem Hanse-Wendland-Radweg

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In unseren Breitengraden eine Radtour über zwei bis drei Tage zu planen, dazu bedarf es schon ein wenig Arglosigkeit. Selbst die Sommer zeigen sich gerne unwirsch mit viel Wind oder mega heiß. Mitunter lohnt es sich tatsächlich, Bedenken beiseite zu schieben und das Rad startklar zu machen. Denn direkt vor der Nase liegt seit letztem Jahr ein neuer, teilweise bereits gut beschilderter Radwanderweg: der Hanse-Wendland-Radweg.
Rund 160 km, zwei Bundesländer, drei Landkreise, drei Städte – die Route ließe sich ganz pragmatisch in Zahlen fassen. Mit dem Fahrrad wird sie zum Erlebnis. Quasi direkt vor der Haustür geht es los von Uelzen über Lüchow nach Salzwedel und zurück. Nicht schnurstracks, sondern auf einem sorgfältig ausgewählten Weg, der – durchweg gut befahrbar – neue Perspektiven auf die Region ermöglicht.

Kurz hinter Klein Liedern geht es quer durch die Feldmark. Richtung Molbath (das NABU-Biotop ist für Natur- und Vogelfreundinnen und -freunde einen Abstecher wert, siehe Seite 20) und Klein Malchau nach Rosche. Nach einer Stippvisite in der trutzigen Feldsteinkirche in Dalldorf ist der Landkreis Uelzen passé: Willkommen in der Niedersächsischen Elbtalaue (Biosphärenregion) – und in der Clenzer Schweiz. Hier kichern versierte Radler. Ungeübte können bei den smarten Steigungen durchaus ins Schwitzen kommen. Eine kurze Rast im Findlingspark – wahlweise unter freiem Himmel oder schützendem Holzdach – sorgt für Erholung und Einblicke in die Geschichte: Hier finden sich irdene Zeugen, die auf die Spuren der letzten Eiszeit verweisen. Danach geht es begab nach Clenze und auf Alleen, durch weite Felder und schattenspendende Wälder durch Bösen, Bischof, Schlanze, Diahren und pittoreske Rundlinge Richtung Lüchow – und weiter nach Salzwedel. Zeit bekommt eine ganz neue Dimension. Mit dem Auto ist die Entfernung zwischen den beiden Städten flugs in 20 Minuten überbrückt. Bei der Landpartie auf zwei Rädern lassen sich Zeit und Raum viel bewusster wahrnehmen: über Woltersdorf, Schweskau, Volzendorf und Klein Chüden, entlang an einigen Sehenswürdigkeiten, beispielsweise dem ehemaligen Aufklärungsturm auf dem Thurauer Berg oder dem Kolonnenweg, über Bundesland- und Landkreisgrenze.

Von Salzwedel führt der Weg aus der Stadt entlang der Jeetze über eine Holzbrücke durch sattes Grün und ruhige Straßen. 15 Kilometer weiter südwestlich liegt Thylsen. Ein Stopp sei hier empfohlen. Dort finden sich die Überreste eines ehemals prächtigen Renaissance-Schlosses: eine verwunschen wirkende Ruine, umrankt von Grün. Mit diesen Bildern im Hinterkopf geht es über Schnega und Bad Bodenteich zu einem Abstecher an der Schleuse in Esterholz – und dann schließt sich der Kreis.

Der Hanse-Wendland-Radweg führt durch vertraute Gefilde – und dennoch: So manches am Wegesrand dürfte Menschen aus der Region überraschen. Auf der Radreise lässt sich herrlich der Alltag ausblenden: Verwunschene Weiler, schnaubende Pferde, endlos weit erscheinende Wiesen und Felder, stolz wandelnde Graureiher, ein freundliches „Mojen Mojen“ im Rundling, regionale Leckereien in den Städten, urige Zeitzeugen und unverhoffte Einblicke in die Natur und Kultur. Und auf diese Art und Weise werden Ähnlichkeiten, Verbindendes, aber auch Unterschiede in den drei Landkreisen unterwegs erlebbar.

[Kathrin Arlt]

Die Karte für den Hanse-Wendland-Radweg mit vielen Infos (Streckenbeschaffenheit, Entfernungsangaben einzelner Abschnitte, Steigungen und die Beschreibung 18 ausgewählter Sehenswürdigkeiten) ist in den Tourist-Informationen in Uelzen, Lüchow und Salzwedel und im Internet unter www.radregion-uelzen.de erhältlich. Super praktisch: Hier lassen sich auch die GPS-Daten herunterladen – für eine Orientierung unterwegs via Smartphone.

Für Quereinsteiger*innen: Über die Bahnhöfe in Salzwedel, Schnega, Wieren, Stederdorf, Uelzen und Bad Bodenteich lässt sich die Strecke per ÖPNV „abkürzen“.
Verpflegung: Lebensmittelgeschäfte lassen sich fast ausschließlich in den Städten und wirklich, wirklich großen Ortschaften antreffen. Also Proviant und Getränke einpacken. Zudem locken Restaurants, Kneipen und Cafés mit ausgesprochen leckeren, teils auch regionalen Genüssen.

Übernachtung: Für drei gemächliche Radel-Tage bieten sich Lüchow und Salzwedel zum Nächtigen an. In den Kreisstädten und teilweise auch in den Dörfern finden sich Hotels und Gasthäuser für eine entschleunigte Rad-
reise.