Beginnend mit dem Bach-Concerto D-Dur, hatten die Instrumentalisten die zahlreichen Zuhörer sogleich auf ihrer Seite. Stimmgewaltig-fröhlich das Allegro, zum Anbeten das Legato (Larghetto) mit Bachtrompete. Des Meisters Weckruf „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140) hätte es nicht bedurft: die Zuhörer waren hellwach.
Danach entführte das Ensemble ins Venedig der Renaissance mit Giovanni Gabrielis „Canzon XIV“ und in die Sowjetunion des Jahres 1954, wo Dmitri Schostakowitsch eine „Festliche Ouvertüre“ für den 37. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in nur drei Tagen komponierte.
Nebenbei: Dass die Moderation in diesem Falle so ignorant (oder arrogant?) war und von „Schikanen in Russland“ sprach, die den Komponisten wohl antrieben, schmälert mir immer den Musikgenuss. Im Oktober 1954 war Stalin schon eineinhalb Jahre tot und Schostakowitsch ein hochangesehener Künstler. Und das Land hieß immer noch Sowjetunion.
Mit der musikalischen Geschichte von „William and Mary“ – William III. von Oranien, der Ende des 17. Jahrhunderts Stadthalter der Niederlange war und nach dem Tod seiner Frau auch König von England, Schottland und Irland – strebte das Konzert seinem Ende entgegen. Der Brite Derek Bourgeois (1941 bis 2017) setzte für diese Liebesgeschichte die Noten, die ein vielstimmiges Spektakel sind. Flott und meist tonal.
„10 for Brass“ wussten das Ganze fein timbriert aufzuführen. In sehr kultiviertem Ton
erklang auch das Schlusspanorama, die für das Ensemble eigens von Steven Verheilst (*1976) komponierte „Fanfare“. Die klingt wie im Hollywoodfilm kurz vorm Happyend.
Und überhaupt: Wenn, wie in der Ankündigung versprochen, in diesem Konzert das „Best of“ aus elf Jahren zur Aufführung kommen sollte, dann müssen es Jahre voller Glanz gewesen sein. Eigentlich haben die Akteure damit gehalten, was sie damals, in Wichmannsburg, versprachen: Kammermusik auf hohem Niveau.
Am kommenden Samstag, 31. August 2021, sitzt Merle Hillmer für das 5. Sommerkonzert an der Orgel und spielt europäische Tänze aus fünf Jahrhunderten. 16.45 Uhr, St. Marien.
Barbara Kaiser – 25. Juli 2021