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Good Spell – Kleine Geschichte der Gospelmusik

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Durch den Kinofilm ‚Sister Act‘ kam in den 90er Jahren eine Gospelwelle nach Europa, die bis heute anhält. Gospelmusik hat mit ihrer Botschaft und ihrer Ausdrucksform eine ganz besondere Energie. Wenn wir an die Begriffe ‚Gospels‘ und ‚Spirituals‘ denken, haben viele von uns ein Bild von sehr lebendigen, aber auch gefühlvollen und zu Herzen gehenden religiösen, amerikanischen Liedern vor Augen bzw. im Ohr.

Ursprünge in Afrika
Ab 1619 wurden mehrere Millionen Männer, Frauen und Kinder vor allem aus Westafrika zwecks schwerer Sklavenarbeit nach Nordamerika verschleppt. Dort mussten sie auf Baumwoll-, Tabak- und Zuckerrohrplantagen unter unmenschlichen, harten Bedingungen ihr elendes Dasein fristen.

Kleinste Vergehen wurden außerdem von den Plantagenbesitzern streng und brutal geahndet. In der Leidensgeschichte von Jesus Christus konnten diese Sklaven sich jedoch wiederfinden und damit eine der wenigen, ihnen erlaubten Ausdrucksmöglichkeiten nutzen, um ihre Anliegen zu formulieren. Die Basis dieser Musik bildete in den Anfängen der Spirituals der christliche Glaube mit der guten Nachricht, Englisch ‚Good spell‘, kurz ‚Gospel‘, vom Gott der Liebe und des Vergebens.

Die Suche nach Freiheit
1739 und später kam es immer wieder zu kleinen und größeren Sklavenaufständen aufgrund der harten Arbeitsbedingungen. Die Suche der Sklaven nach Freiheit fand ihren musikalischen Ausdruck dann auch häufig in dem Motiv der Sehnsucht nach einem besseren Leben oder der Erlösung im Himmelreich.

Spezielle Worksongs, deutsch: ‚Arbeitslieder‘, waren damals Lieder von Afroamerikanern, die als Sklaven vor allem auf den Baumwollfeldern spontan bei der Arbeit gesungen wurden. Ein Vorsänger, der ‚Leader‘, gab eine spontan erfundene Melodielinie vor und die arbeitende Gruppe, der ‚Choir‘, antwortete unmittelbar darauf. Dadurch entstand ein starker Rhythmus, der den Arbeitsablauf leitete. Dies führte zu einer verstärkten Konzentration für jeden Einzelnen und sorgte zum anderen für eine bessere Koordination der gemeinsamen Bewegungsabläufe und steigerte so das Durchhaltevermögen.

Abschaffung der Sklaverei und Entwicklung in der Neuzeit
Mit der Abschaffung der Sklaverei 1865 versuchten die befreiten Sklaven in den USA in der Gesellschaft anzukommen. Sie organisierten sich aber auch vermehrt selbst in eigenen Kirchenverbünden.
So entstanden eigenständige schwarze Kirchen, und die afrikanische Religiosität vermischte sich mit der christlichen Lehre. Da Musik, Tanz und Gesang untrennbar mit dem afrikanischen Alltag verbunden waren, wurden sie zu einem wichtigen Bestandteil der schwarzen Gottesdienste.
In der rhythmischen Zwiesprache des Predigers mit der Gemeinde, dem ‚Call and Response‘, entwickelten sich spontan Lieder, die einen Bibeltext als zentrales Element hatten. Diese Spirituals wurden auch im Alltag gesungen. Sie entstanden in freier Improvisation und wurden mündlich überliefert.
Typisch war ein fließender Übergang von Predigt zu Musik: Die mit gehobener Stimme vorgetragene Predigt eines Laienpredigers wurde von der Gemeinde mit Moans, d.h. Ausrufen wie Amen oder Oh Lord begleitet, die nach und nach in einen meist synkopisierten gemeinsamen Rhythmus übergingen, der durch Schrittfolgen oder Klatschen verstärkt wurde. Auf dieses rhythmische Fundament konnten nun einzelne Gemeindemitglieder ihre Calls, d.h. emotionale Aussagen oder Bibelstellen rufen, die von dem Rest der Gemeinde mit Responses beantwortet, d.h. ergänzt oder teilweise wiederholt wurden.

Im Jahr 1867 wurde die erste Sammlung von Spirituals unter dem Titel ‚Negro Spirituals‘ veröffentlicht. Sie stammt von Thomas W. Higginson, der diese Balladen während des amerikanischen Bürgerkrieges sammelte. 1948 gelang der US-amerikanischen Gospelsängerin Mahalia Jackson mit ‚Move on a Little Higher‘ in den USA und Europa ein erster großer Hit und machte auch in Deutschland Gospel zunehmend populär.

Gospel geht um die Welt
Mit dem berühmten, von Queen Esther Marrow 1991 gegründeten, Harlem Gospel Singers Chor sowie anderen bekannten Gospel-Chören war der Siegeszug der Gospelmusik weltweit nicht mehr zu stoppen. Ihre Auftritte in zahlreichen Kirchen und Konzertsälen begeisterte zunehmend das Publikum auf der ganzen Welt. Eine große Bedeutung für die moderne Gospelmusik hatte Andraé Crouch (*1 Juli 1942, + 8. Januar 2015), ein US-amerikanischer Gospelsänger, Chorleiter, Arrangeur und Musikproduzent. Er gilt als Wegbereiter der zeitgenössischen, modernen Gospelmusik mit einer Mischung aus traditionellem Gospel, R+B, Funk, Soul, Jazz und Popmusik.
Von ihm stammen die Arrangements zu den Filmmusiken wie ‚König der Löwen‘, ‚Free Willy‘, ‚Die Farbe Lila‘ u.v.a. Der von ihm geschaffene Gospelchorsound ist auch auf weltbekannten säkularen Musikproduktionen zu hören z.B. bei Stevie Wonder, Chaka Khan, Michael Jackson, Elvis Presley, Paul Simon u.v.a.
Mittlerweile berühmte Gospel-Pop-Songs sind heutzutage ‚Lean on me‘ von Bill Withers, ‚His hand in mine‘ von Elvis Presley oder auch ‚Kyrie‘ von der Band Mr. Mister sowie ‚The Prayer‘ von Celine Dion und Andrea Bocelli.
Einige dieser bekannten Songs wird auch das neue Chor Projekt ‚Gospel Pop Chor Uelzen‘ aufgreifen: Es soll am 19. Mai starten. Dabei zählen vor allem die Freude am Singen und die Gemeinschaft. Voraussetzung für die Teilnahme sind allerdings Intonationssicherheit und geringe Notenkenntnisse. In diesem Workshop wird an 6 Übungsabenden plus einem Abschlussabend gesungen und gegospelt.
[Harald Kujus]

Veranstaltungsort ist das Christus Zentrum Uelzen.* Erfahrene Chorleiter inkl. Vocal Coach leiten den Workshop.
Spendenbeitrag: 20 Euro.
*Der Kurs findet vorbehaltlich und auf Basis der aktuellen Corona Vorgaben statt.
Anmeldung erforderlich, auch für Rückfragen per E-Mail gern unter: gospelpop_ue@gmx.de
Anmeldeschluss ist 16. Mai 2021

 

Harald Kujus ist Gründer des Music Labels ‚Deep River Records‘ für Gospel Pop Musik. Dort werden vor allem unbekannte Musiker, aber auch Profis vom Songwriting bis hin zur fertigen CD/Tonträger unterstützt. Er ist seit vielen Jahren in verschiedenen Musikprojekten aktiv‘