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Nachhaltig Uelzen

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Mach mich schön

Selten habe ich so viele schöne Gesichter gesehen wie bei der Fernsehreportage über Keti Koti im Tropenmuseum in Amsterdam. Keti Koti ist ein Feiertag in Surinam, der an die Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1863 erinnert. Keti Koti bedeutet „Zerbrochene Ketten“ und wird am 1. Juli gefeiert. Ich bin Niederländer und Surinam war bis 1954 eine niederländische Kolonie in Südamerika. Im 17. und 18. Jahrhundert verschleppten die Niederländer*innen Sklaven und Sklavinnen aus Afrika in ihre Kolonie, um die Plantagen zu bewirtschaften. Was das mit Uelzen und mit Nachhaltigkeit zu tun hat?
Wir sehen in den letzten Jahren in Uelzen viele fremde Gesichter. Dunkle Gesichter. Frauen mit Kopftuch. Haben wir diesen Menschen gegenüber eine Bringschuld, wie die Niederlande gegenüber Menschen aus Surinam? Auch wenn wir es nicht mit Menschen aus Kolonien zu tun haben, auch wenn sie aus einer Gegend kommen, mit der wir nichts zu tun hatten, wir wissen, dass unser Reichtum und unsere Macht auf den Schultern anderer Länder gebaut wurde. (West-)Europa ist nicht so reich und mächtig geworden, nur weil wir so fleißig sind und die Anderen faul. Wir wissen, dass das nicht so ist. Die fremden Gesichter auf unseren Straßen repräsentieren auch das Problem der Ungleichheit auf dieser Erde. Das bedeutet nicht, dass alle fremden Menschen nett und gut sind. Das bedeutet auch nicht, dass es keine Probleme gibt, wenn sie zu uns kommen. Es bedeutet aber, dass ein wenig Bescheidenheit uns gut anstehen würde. 

Das gute der Keti Koti Feier war, dass zwischen den vielen Musikauftritten alle Probleme benannt wurden. Alles wurde angesprochen – ohne Verbissenheit. Ohne Vorwurf. So war die Feier ein Brückenschlag zwischen den Welten. Und dann diese Gesichter. Gerührt. Still. Überschwänglich. Alle strahlten. Alle waren stolz. Die Anerkennung war überall spürbar. Ein großes Fest mit viel Musik in einem großen Museum in Amsterdam – im Fernsehen mit prominenten farbigen Moderatorinnen. So ernst. So leichtfüßig. Großartig.
Noch nie ist mir so deutlich geworden, wie wichtig Anerkennung ist. Diese „fremden“ Menschen waren kurz und vielleicht, hoffentlich auch nachher nachhaltig „bei uns“ zu Hause. Wir alle brauchen das. Auch wir brauchen solche Momente der Bestätigung, denn auch bei uns ist viel Identität verloren gegangen. Die Keti Koti Feier war für mich ein Beispiel, wie wir miteinander umgehen könnten. Mit fremden Menschen. Mit uns selber. Und das hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun. 

Leg mein Gesicht frei
Leg mein Gesicht frei, mach mich schön.

Ich hab´ Gesichter, mehr als zwei,
Augen, die tasten vor im Blinden,
Herzen aus Angst, die vor Angst vergehn.
Leg mein Gesicht frei, mach mich schön.
(Huub Oosterhuis)

[Gerard Minnaard]

Veranstaltungs-Tipp: Erntedank-Fest am 1. Oktober

Am Sonntag, dem 1. Oktober, von 11 bis 17 Uhr möchten wir, der Woltersburger Mühle e.V., gemeinsam mit Bio-Betrieben aus Groß Thondorf mit Euch feiern und einfach DANKE sagen.
Es wird Federweißer, Zwiebelkuchen, Kürbissuppe und Kartoffeln mit Quark geben, von 14.30 bis 16.30 Uhr sorgt die Mockingbird Jazzband für die passende musikalische Untermalung. Wir sehen uns an der Woltersburger Mühle!

Stiftung Nachhaltig Uelzen
Die „Stiftung Nachhaltig Uelzen“ will eine Transformation der Region Uelzen in Richtung mehr Gerechtigkeit, Frieden, Nachhaltigkeit und Geschwisterlichkeit stärken. Sie will Menschen, Organisationen und Betrieben einen Raum geben, sich mittels Zustiftungen, Spenden oder zeitlichem Engagement an dieser Aufgabe zu beteiligen. Sie will sich mit allen anderen Kräften verbünden, die das Gemeinwesen der Region lebenswerter gestalten wollen.

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