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Feuilleton

Nach dem Umzug – Das Museum hat ein Konzept und es geht voran

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In Uelzen gibt es ja viele Baustellen. Solche, die einen als Autofahrer verzweifeln lassen, weil sie ihre Sperrschilder gefühlt seit Jahren vor sich hertragen. Solche, die einen als Naturschützer einfach nur wütend machen, weil man dem Verkehrsteilnehmer offenbar die simpelste Verkehrsregel „rechts vor links“ nicht zumuten mag und den x-ten Kreisverkehr baut, für den viele Bäume ihre Leben lassen müssen. Nebenbei: In anderen Städten setzt man Bäume nach Bauarbeiten um, wie man beispielsweise in Jena 40 (!) Linden wieder einpflanzte. Es gibt in dieser Kommune aber auch Baustellen, die fernab der Wahrnehmung von statten gehen. Der Umzug des Museums zum Beispiel.

Im Chaos der Kartons fanden in den Räumen an der Bahnhofstraße Ende März die Gespräche statt für zwei Stellen: Für einen Projektbearbeiter und für eine fundierte museumspädagogische Arbeit. Der Stadtrat hatte damals am Abend zuvor gerade die finanzielle Deckungslücke von 200.000 Euro mit einer Gegenstimme beschlossen. Das sorgt für Planungssicherheit. Die Baumaßnahmen zu Brand- und Einbruchsschutz sind ebenfalls abgeschlossen, das Konzept steht, das Einräumen ist in vollem Gange.

Nach einem Eröffnungstermin befragt, hebt Dr. Ulrich Brohm, der Museumsleiter, die Augenbrauen. Natürlich will er sich nicht festnageln lassen, obwohl es ja heutigen Tags offenbar normal ist, Termine nicht einzuhalten. Aber: Er würde gerne im Frühjahr 2023 eröffnen. Dann ist auch Corona vertrieben und das Leben könnte sich normalisieren, es sind immerhin noch fast zwei Jahre bis dahin.

Der Umzug verlief angenehm unaufgeregt und verlässlich. „Spektakuläres haben wir nicht gefunden“, resümiert Brohm. Insgesamt zogen 15.000 Objekte mit Inventarnummern, in Kisten nach Materialgruppen wie Glas, Holz, Metall verpackt, um. Auf insgesamt 700 Quadratmetern wird die neue Dauerausstellung entstehen. Die gruppiert sich mit sieben Stationen im Kreis, in der Mitte bleibt Platz für jeweilige Sonderausstellungen. Das neue Museum wird einem Farbkonzept folgen und Medienstationen sollen Inhalte vertiefen.

Wozu braucht man ein Museum? Dinge überleben uns. Aber sie brauchen, damit wir uns noch einmal in die Nähe ihrer einstigen Bedeutung fühlen können, eines immer währenden, erzählenden Gedächtnisses. Aus erfolgreich Veraltetem, dem kalten Material, muss der Funke des längst erloschenen Lebens geschlagen werden.
Es ist der Stadt zu danken, dass sie mit der Möglichkeit, diese Stätte für Geschichte ins Zentrum geholt zu haben, für die Annäherung an eigene Wurzeln bessere Voraussetzungen schafft. Denn man kann nicht leben ohne den Vergleich, den die Vergangenheit anbietet, ohne dass man fragend bleibt und nicht heutige Klugheit über alles schüttet. Die Wahrheit einer Zeit muss der darauffolgenden immer als Irrtum oder gar Lüge erscheinen – um dem nicht zu erliegen, ist die Beschäftigung mit eigener Geschichte wichtig, ja unerlässlich.

[Barbara Kaiser]

Schon geputzt und archiviert.