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Feuilleton

Mit Synkopen und Groove

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Im siebten St.-Marien-Sommerkonzert saß Lilo Kunkel aus Würzburg an der Orgel

Am Ende hielt sich die Organistin an die alte Regel: Beende ein Konzert immer mit etwas Beeindruckendem! Und so endete ihr „Romance in the dark“ benannter Auftritt mit dem gleichnamigen Stück von Big Bill Broonzy (1903 bis 1958), dem schwarzen Musiker aus einer armen Familie mit 17 Kindern, der vor allem im Country-Blues unterwegs war. Da groovte es zum Abschluss munter, da bedienten viele Register die Imagination, was wohl bei dieser „Romanze in der Dunkelheit“ alles passieren könnte…

Jazzinspirierte Orgelmusik hatte der Gast aus dem Süden Deutschlands mitgebracht. Vielleicht war sie dabei ein bisschen zu sehr in die Dunkelheit, die Dämmerung abgetaucht, denn die meisten Noten kamen zwar synkopisch-flott daher, aber man hätte in den Arrangements mehr machen können.

Der Schwung des Beginns „The midnight sun will never set“ von Quincy Jones (Die Mitternachtssonne geht nie unter) hielt leider nicht, was er versprach. Dabei war dieser Auftakt vielversprechend: Der Sound und Drive der Hammond-Orgel, zünftige Partymusik. Tanzbar oder zumindest geeignet, die Finger mitschnipsen zu lassen.

Danach wurde es eintöniger: „Round midnight“, „Midnight train“, „Midnight mood“, „Dream dancing“ „Crépuscule with Nellie“ (Dämmerung mit Nellie). Wirklich ganz schön düster.

Aufhorchen ließ dann wieder Cole Porters „In the still of the night“ – das war nämlich ein Tango. Sofort war der Beifall danach eifriger. Ehe Lilo Kunkel ihre Zuhörer wieder in die Finsternis stieß. Bis hin zum besagten Abschluss, der mit den 45 Minuten versöhnen konnte, wenn man dazu bereit war.

Wie gesagt, das Ganze hätte die Welt des strömenden Klangs inspirierter vorstellen können. Vor allem aber abwechslungsreicher in den Registern. Mancher Titel war auf dezente Weise aufregend und es fehlte nicht an Entschiedenheit, die Orgel zu spielen. Was fehlte, war eine gewisse Originalität. Ein Witz, eine Verbeugung vor einem Großen, eine Intonation, die ein „Aha“ zur Folge hatte. Das Programm war sehr melancholisch und in seiner Zusammenstellung ein wenig fantasielos. Schade. Denn einige wenige Noten erfrischten wie der Sommerregen vor der Tür.

Am Samstag, 19. August 2023, treffen sich zum 8. Sommerkonzert Erik Matz an der Orgel und Fabian Zocher mit der Trompete. Das Programm heißt „Orgel plus“ – man wird es sehen, wie viel Mehrwert der Zuhörer schöpfen kann.

Barbara Kaiser – 13. August 2023