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Mit Brillanz – der Schlussakkord

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14. Internationale Sommerakademie endet mit vielen Dankesworten

Dieses Allegro des Kontrabasskonzertes Nr. 2 h-moll von Giovanni Bottesini war der rechte Schlusspunkt unter die 14. Sommerakademie, die viele von diesen munteren Glanzlichtern sah. Als wollte der Solist Blai Gumi Roca (26/Spanien) das noch einmal dick unterstreichen, musizierte er ausgelassen, munter, mit einem spanischen Olé quasi. Davor hatten ihm Pin-Hua Lin (22/Taiwan) und Yuval Atlas (35/Italien) die ersten beiden Sätze zugearbeitet, sodass ohne vordergründiges Pathos, mit viel Sinn fürs Detail und die musikalische Rede das zahlreich erschienene Publikum ein würdiges Ende der zehn Tage voller Musik beklatschen konnte. 

v.l.n.r.: Blai Gumi Roca, Pin-Hua Lin, Yuval Atlas

Der Komponist Bottesini stand auch symbolisch für ein Merkmal der Akademie, denn man lernt immer wieder etwas dazu  – oder kannten Sie den Mann vorher? Er lebte von 1821 bis 1889 und wurde der „Paganini des Kontrabasses“ genannt. Er legte sein Examen mit nur 18 Jahren ab und  bekam ein Preisgeld obendrauf. Später trat er mit Hector Berlioz zur Weltausstellung in Paris auf (1855) und dirigierte im Jahr 1871 die Uraufführung von Verdis „Aida“, weil er eben gerade der Leiter des Opernorchesters Kairo war. Ein umtriebiger Mann also, der sehr hörenswertes romantisches Schwelgen zu Papier brachte. Das Kammerorchester Wratislavia unter seiner Leiterin Roksana Kwasnikowska – und  nun wieder zurück zur Akademie – tat einiges für diesen opulenten Klangrausch (der eigentlich ein Sinfonieorchester verlangt).

Natürlich gab es auch wieder die obligatorischen Dankesworte an diesem letzten Abend. Die sind immer nötig. In Zeiten, wo meist nur zählt, was sich auch rechnet, dankt man vor allem den Sponsoren und Geldgebern. Der Vorsitzende des Vereins Sommerakademie, Dr. Theodor Elster, tut das immer sehr charmant und glaubwürdig, weil die Veranstaltung ohne Stadt und Landkreis Uelzen, die Kirchengemeinde, die Musikschule, die Dozenten und all die vielen, vielen ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund nicht stattfinden könnte. So ist es aufrichtiges Bedürfnis, Dank zu sagen für ein großes Engagement, das diese Reihe trägt. Da die Sommerakademie im Jahr 2024 vom 18. bis 28 Juli bereits das 15. Mal stattfindet, kann man wohl von einer Reihe reden.

Dank an alle Dozenten, hier: Nabil Shehata

Der aufgeräumte, fröhliche Abend hatte begonnen mit dem Violinkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 219). Die viel beschäftigte Sara Ferreira (25/Portugal), Benjamin Hofmann (22/ Dt.) und  Mok Ryeon Cho (23/Südkorea) teilten sich in die drei Sätze. Ferreira begann mit einer gewissen Kühnheit, jedoch frei von protzenden Effekten. Das Adagio konnte man nur beseelt nennen. Und Satz drei war ein achtsam und fein ausbalanciertes Miteinander mit dem Orchester.

Für die Zwischenrufe zur Neuen Musik sorgte zunächst Rebekka Siimer (25/Estland), die „Fratres für Violine und Klavier“ („Brüder“) ihres Landsmanns Arvo Pärt interpretierte. Sie schuf ein luftiges Klangbild des vertrackten harmonischen Gebildes, das ein flirrendes, nicht uninteressantes Etwas war. Manchmal düster, hin und wieder auch dissonant, jedoch mit einem versöhnlichen Ende.

Danach spielte Shangyi Han (19/China) von Bela Bartók die Etüden op. 18 Nr. 2 und von Igor Strawinsky op. 7 Nr. 4. Das Versunkene war bei ihr nicht zu dunkel, das Sprühende nicht zu ausufernd. Vor allem bei Strawinsky erinnerten die burlesk schnellen Läufe und Phrasierungen an einen Harlekin.

Danach wurde es wieder mozärtlich: Quanlin Wang (23/China) durfte für den 3. Satz aus dem Klavierkonzert c-moll KV 491 am Flügel Platz nehmen. Es war ein zauberhaftes Allegretto, prägnant synkopisch. Das hatte Rasanz und Farbe, die junge Frau gab ihren Part mit Elan, Klarheit und Spielwitz. – Nun ist es also (schon) wieder vorbei. Das Ereignis, das in jedem Sommer in diesem Landkreis ein künstlerisches Ausrufezeichen setzt. Diejenigen der 55 Teilnehmer, die sich mit Auftritten präsentierten, taten das auf luxuriösem musikalischem Niveau. Sie blieben nichts schuldig, was Musik lebendig macht. Und weil es meist vergebliches Mühen ist, die Stimmung der Auftritte in ein rezensorisches Fazit einsperren zu wollen, sei hier einfach noch einmal „Bravo!“ gesagt. Und: Auf Widdersehen bis nächstes Jahr.

Roksana Kwasnikowska

Barbara Kaiser – 14. August 2023