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Hilfe auf vier Pfoten

Was mir zuerst an Beate aufgefallen ist? Ihre Sensibilität und diese besondere Einheit mit den Hunden.
Zuerst war mir das muntere Trio im Ilmenaupark begegnet. Da ich mit unserer Undercover-Therapeutin auf vier Pfoten – Pfiffigenie – dort auch beinahe täglich unterwegs bin, war es unausweichlich, dass wir uns eines Tages kennenlernen würden. Ins Gespräch gekommen sind wir jedoch zuerst vor unserem kleinen Stadtatelier für kreative Inklusion (Emofotologie/ehrenamtliche Selbsthilfefotografie u.v.a.). Seither besucht uns das unzertrennliche Trio mehrere Male die Woche. Das passt in vielerlei Hinsicht, weil Beate auch unglaublich kreativ ist. Sie malt farbenfrohe Bilder, die sich scheinbar im Gegensatz zu ihrem schwarzen Humor präsentieren, und entwickelt für sich, für ein Leben als Contergangeschädigte, alltagstaugliche Hilfsmittel. Am meisten behilflich sind ihr allerdings Wenga und Emil. Die aufmerksamen Hunde reichen Beate Gegenstände zu, helfen beim Ausziehen und bei vielem mehr…

Beate trainiert mit Wenga und Emil (Miniatur American Shepherd und Kleiner Elo Glatthaar) jede Woche auf dem Hundeplatz des Schäferhundevereins in Bad Bodenteich und übt auch daheim. Sie lobt dabei viel mit der Stimme und dirigiert auch mit den Füßen. Dass Wenga und Emil ihr mit Freuden helfen, ist nicht nur auf unseren Beweisfotos unübersehbar. Doch genauso wichtig sind Wenga und Emil auch für die Psyche: „Sie sind meine Seelenhunde.“

Emil reicht das Schlüsselbund an.

Natürlich diskutieren wir mit Beate auch über die allgemeine Barrierefreiheit. Wir sind uns einig, dass die bautechnischen Behinderungen „nur“ eine Sache sind: „Es wäre beispielsweise praktisch, würden sich automatische Türöffner überall auf Kniehöhe befinden. Wie bei der Kreisvolkshochschule in Uelzen. Das würde Menschen ohne Arme, Rollstuhlfahrer*innen und auch Kindern das Leben erleichtern.“ Aber: „Die Barrieren in den Köpfen sind oftmals noch schwieriger zu überwinden.“
Uns wird nicht selten von anderen Mitmacher*innen und Besucher*innen von Ansagen berichtet wie: „Wieso beantragen Sie einen Spezialrollstuhl? Als Schwerstbehinderte brauchen Sie Ihre Wohnung doch nicht zu verlassen. Sie können sich doch alles online bestellen und liefern lassen.“ „Behinderte sollten keine Haustiere haben. Die armen Tiere.“ Das sind nur zwei Beispiele von leider vielen. Daher sind wir dankbar, dass uns das Barftgaans-Team immer wieder die Möglichkeit gibt, über Außenseiter-Themen zu berichten. Aber insgesamt dürfen wir aus Erfahrung sagen: Die Uelzener*innen sind freundlich und hilfsbereit.

Wenga öffnet den Reißverschluss, an dessen Zipper sich eigens dafür ein Schnurknoten befindet.

Doch wir sind uns auch einig: Es wird Zeit, dass helfende Hunde überall Einlass finden. Es kann nicht sein, dass Wenga und Emil, die offensichtlich unersetzliche Hilfe leisten, nicht mit in alle Behörden o. ä. Institutionen hineindürfen. Ich habe es vielleicht gelegentlich erwähnt: Auch unser Fropsfräulein Pfiffigenie (Pfotomodel, Schaufenster-Live-Actrice, „Kundenstopperin“ …) betätigt sich diesbezüglich seit einiger Zeit als Türöffnerin und hat bereits u. a. eine Einladung ins Rathaus erhalten. Wir bleiben dran, an diesem wichtigen Thema.

Was das Pfotoshooting mit Beate betrifft: Es ist wichtig, dass so ein Termin wirklich allen Beteiligten Freude macht und natürlich bestimmen die Tiere und auch das Wetter das Tempo. Beate und ich hatten uns am Vortag in Ruhe besprochen und die Hunde kennen den Vorplatz von unserem kleinen Stadtatelier. Sie wissen, dass es dort auch immer Wasser und Leckerchen gibt. So hatten wir binnen einer halben Stunde alles im Kasten. Dass die Konzentrationsdauer aller nicht überstrapaziert worden ist, verraten die Beweisbilder.
[Brigitte Schulz]

Hintergrund

Der Contergan-Skandal war einer der aufsehenerregendsten Arzneimittelskandale in der Bundesrepublik Deutschland und wurde in den Jahren 1961 und 1962 aufgedeckt. Das millionenfach verkaufte Beruhigungsmedikament Contergan, das den Wirkstoff Thalidomid enthielt, konnte bei der Einnahme in der frühen Schwangerschaft Schädigungen in der Wachstumsentwicklung der Föten hervorrufen. Contergan half unter anderem auch gegen die typische morgendliche Schwangerschaftsübelkeit in der frühen Schwangerschaftsphase und galt im Hinblick auf Nebenwirkungen als besonders sicher. Bis Ende der 1950er Jahre wurde es gezielt als rezeptfreies Beruhigungs- und Schlafmittel für Schwangere empfohlen. Es wurde vom 1. Oktober 1957 bis zum 27. November 1961 vertrieben und wurde aufgrund von möglichen Nebenwirkungen auf das Nervensystem ab dem 1. August 1961 rezeptpflichtig.
Durch die Einnahme von Contergan kam es zu einer Häufung von schweren Fehlbildungen (Dysmelien) oder gar dem Fehlen (Amelie) von Gliedmaßen und Organen bei Neugeborenen. Dabei kamen weltweit etwa 5.000 bis 10.000 geschädigte Kinder auf die Welt. Zudem kam es zu einer unbekannten Zahl von Totgeburten.
Anfang 2016 gab der Bundesverband Contergangeschädigter auf seiner Internetseite an, dass in Deutschland noch etwa 2.400 Contergangeschädigte leben.
Quelle: Wikipedia

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