Am 20. März ist es genau zwei Jahre her gewesen, dass Karan und Rahul Pathak in ihrem Kinderzimmer das Projekt We Are Uelzen ins Leben gerufen haben. Die Idee dazu entstand bedingt durch Corona: Dem heute 28-jährigen Rahul, seines Zeichens Schauspieler, fehlte es an Aufträgen. Genauso erging es auch seinem vier Jahre jüngeren Bruder, der als selbstständiger Filmemacher arbeitet. Der war eigentlich gerade nach London gegangen, um dort sein Glück zu versuchen. Mit dem ersten Lockdown entschied er sich jedoch, seine Zelte dort abzubrechen und zu seiner Familie nach Uelzen zurückzukehren.
Beim Eintreffen hatte er allerdings eine Idee im Gepäck: Ein Online-Stadtguide, der Touristen wie Einheimischen helfen soll, sich zurechtzufinden und ihre Freizeit zu gestalten. Ein solcher hatte ihm nämlich in der britischen Metropole gute Dienste geleistet. „In London war klar: Wenn ich in Uelzen bin, setzen wir die Idee um“, berichtet er heute. Aus dieser Anekdote erklärt sich auch, warum das Projekt einen englischsprachigen Namen bekam.
Für die Pathak-Brüder war We Are Uelzen die perfekte Antwort auf die Frage, wie aus der Corona-Situation das Beste zu machen sei. Sie steckten alle Energie hinein und sich selbst hohe Ziele: „Wir wollen das Bild von Uelzen verändern“, erklärt Rahul. „Ich höre öfter Uelzener, die sagen, Uelzen hat nichts zu bieten.“ „Gerade in meiner Generation ist das ein Problem, dass man sich nicht gerne mit Uelzen identifiziert“, pflichtet Karan ihm bei. Ihrer Ansicht nach ein reines Imageproblem. Die Angebote sind da, nur sind sie nicht unbedingt bekannt. Dem wollen sie entgegenwirken. Karan ergänzt: „Die Inspiration ist, die Stadt zu modernisieren und so ein bisschen Großstadtfeeling nach Uelzen zu bringen.“ Auf der eigens erstellten Website landeten zuerst Filme, die Karan schon in und für Uelzen gedreht hatte. Doch Frisches, Selbstinitiiertes ließ nicht lang auf sich warten: Los ging es mit dem Video zu One Love, einem Song des lokalen Musikers Clint Ivy für Zusammenhalt und gegen die Einsamkeit während der Pandemie. „Wir wollten es schaffen, mithilfe des Internets ein Wir-Gefühl hervorzurufen“, erinnert Rahul. Aus einer Sportaktion im Ilmenau-Park mit einem örtlichen Fitnessstudio wurden die heutigen Vitaltage. Heute ist We Are Uelzen mit eigener Website und Inhalten auf Facebook, Instagram und TikTok vertreten. Die Brüder sind auch längst nicht mehr allein. Insgesamt arbeitet ein loses Team von über zehn Personen am Projekt mit. Seit Spätsommer 2020 hat We Are Uelzen eigene Geschäftsräume in der Fußgängerzone, seit letztem Sommer die gesamte Bahnhofstraße 41. Die offene Büro-Lounge im zweiten Geschoss mit moderner Einrichtung und Spielekonsole erinnert an New Work-Modelle großer Tech-Konzerne. Im ersten Stock hat unter anderem das Filmstudio Platz gefunden. „Eine kreative Atmosphäre ist wichtig“, so Karan. Wenn aus Geschwistern Businesspartner werden, bringt das natürlich auch Herausforderungen mit sich. Sie hätten sich gegenseitig noch einmal auf einer anderen Ebene kennengelernt. „Mit Meinungsverschiedenheiten ringt man immer wieder. Aber am Ende scheint die Sonne“, resümiert der Filmemacher. Man müsse auch neu lernen, im Privaten von der Arbeit abzuschalten, „vor allem wenn wir zu Hause sind mit unseren Eltern, dass es dann nicht um die Arbeit geht, sondern dass wir da einfach Brüder sind.“ Der Gründer hofft trotzdem, dass das alles noch größer wird: „Uelzen hat viel Potential. Wenn man Projekte angehen möchte, dann finden die auch statt. Es gibt kurze Wege. Das wollen wir weiterhin nutzen. Und, wenn wir es schaffen, dass man stolz über sich selbst sagen kann: ‚Hey, ich bin Uelzener. Uelzener zu sein heißt, ich bin Macher, ich bin Optimist und ich lebe in einer Stadt, die viel geschafft hat‘, dann wäre das cool.“