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Foto: Dirk Marwede

Das neue Uelzen Museum hat sich viel vorgenommen

Das Uelzen Museum in der Bahnhofstraße befindet sich (fast) auf der Zielgeraden. Die Umbauarbeiten gehen voran, das Konzept steht. Auf was können sich Museumsbesucher freuen? Die Barftgaans hat mit Projektleiterin und Kulturanthropologin Almuth Kölsch sowie Museumspädagogin und Kulturwissenschaftlerin Garnet Grünhagen gesprochen.

Es riecht nach Farbe, die Musik vom Baustellenradio ist – wenn auch leise – bis ins Büro zu hören. Die Wände wollen von den Malern gestrichen werden. Dies nicht irgendwie, sondern nach einem ausgeklügelten Farbkonzept. Almuth Kölsch und Garnet Grünhagen haben das fertige Bild schon vor Augen. „Es ist eine echte Herausforderung, die Uelzener Stadtgeschichte auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche lebendig werden zu lassen“, sagt Almuth Kölsch, „aber auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, ist der Platz im Vergleich zum Museum Schloss Holdenstedt kaum weniger geworden. Letztlich spielt das auch keine Rolle, denn die Besucherinnen und Besucher werden ab Frühling 2023 hier eine komplett andere Ausstellung erleben.“ Stadtgeschichte in neun Kapiteln wird es werden und dabei kann doch nur ein Teil der gesammelten 14.000 Objekte präsentiert werden. „Viele der Gegenstände werden erstmals im Museum Uelzen gezeigt,“ macht Almuth Kölsch neugierig auf das, was zu sehen sein wird. Dabei ist die Innenarchitektur genau auf die Dauerausstellung zugeschnitten, bietet neun Themen Raum, tief in die Uelzener Stadtgeschichte einzutauchen.

„Wir wollen ein Ort der Diskussion sein“, so Garnet Grünhagen. Besonders gut lässt sich das am Themenbereich „Menschen in Uelzen“ festmachen, dem ein Ausstellungsbereich gewidmet sein wird. Rund 20 Portraits werden dort zu sehen sein. „Dabei geht es nicht um eine Platzierung wie etwa bei einer Top Ten. Wir wollen die Vielfalt der Gesellschaft aus Geschichte und Gegenwart zeigen und wir wissen zugleich, dass sich wohl ein jeder fragen wird, warum gerade diese Person und nicht eine andere vertreten ist“, ist Almuth Kölsch auf die Reaktion der Besucher gespannt. War es nicht schwierig, Menschen herauszufiltern, die in der Ausstellung zu sehen sein werden? „Da ist es vielleicht gut, dass wir beide nicht aus Uelzen stammen und dadurch einen unvoreingenommenen Blick auf die Menschen in der Stadt haben“, sagt Garnet Grünhagen und, „am Anfang dieses Ausstellungsabschnitts wird es übrigens einen Spiegel geben, an dem jeder Besucher ein Selfie von sich machen kann, das dann in einem Bilderrahmen an der Wand auftaucht. Damit wollen wir zeigen, dass jeder ein Teil dieser Gesellschaft ist.“ Interaktion spielt überhaupt eine entscheidende Rolle im Museum, denn immer wieder wird zum Mitmachen aufgefordert, wie etwa im Bereich der Archäologie, wo aus Scherben ein Krug wieder zusammengesetzt werden kann oder an anderer Stelle, wo die Frage aufgeworfen wird, für welches Thema der Betrachter im Rahmen einer Demonstration auf die Straße gehen würde.

Die Vorfreude auf die Eröffnung der Ausstellung ist bei Almuth Kölsch groß.

„Unser Ziel ist es, alle Altersgruppen mit dem Uelzen Museum zu erreichen. Wir wollen nicht einfach nur Objekte ausstellen, sondern die Idee, die dahintersteckt, transportieren. Da ist das erste Handtuch, das jemand im Notaufnahmelager am Bohldamm als Erstausstattung bekommen und bis heute aufbewahrt hat, sicherlich spannender zu bewerten als ein Ölgemälde ohne Uelzen Bezug“, ist sich Almuth Kölsch sicher.

Garnet Grünhagen ergänzt: „Es wird spezielle Angebote für Schulen, angepasst an die verschiedenen Klassenstufen, geben, wir suchen die Interaktion aber auch mit Vereinen und Betrieben, planen Führungen, die speziell auf die Interessen der jeweiligen Gruppen zugeschnitten sind, Sonderaktionen, mit denen wir auch nach außerhalb gehen, wie etwa das Museum im Koffer, sollen Jung und Alt für das Museum und damit für die Geschichte der Hansestadt Uelzen begeistern. Neben dem Hundertwasserbahnhof und anderen Uelzener Sehenswürdigkeiten wollen wir ein weiteres touristisches Ziel, aber auch ein Besuchermagnet für alle Uelzener werden.“ „ Sonderausstellungen im Kernbereich des Museums sollen dazu beitragen“, wünscht sich Almuth Kölsch, deren Lieblingsobjekt übrigens eine weiße Schale aus der ehemaligen Stadt-Halle ist, die sich einst im selben Gebäude an der Ecke Bahnhofstraße/ An der Rosenmauer befand.

Warum müssen die Uelzener noch so lange auf die Eröffnung warten? „Innerhalb von zwei Jahren aus einer Sparkasse ein Museum erstehen zu lassen, ist eine echt sportliche Leistung. Da müssen Förderzusagen eingeholt, dem Brandschutz Rechnung getragen, über 500 Umzugskartons gepackt und wieder ausgepackt, eine Ausstellungs- und ein Raumkonzept erstellt werden. Sollen die Vitrinen abschließbar sein oder nicht? Was sagen die Leihgeber dazu? Maler, Tischler und Elektriker müssen ihre Arbeit erledigen, ein neuer Fußboden muss rein, Ausstellungsstücke herausgesucht und mit entsprechenden Texten versehen, Mitmachaktionen geplant und vorbereitet werden…..Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.“ Vieles von dem, was Almuth Kölsch da beschreibt, ist schon geschafft und die Freude auf die Eröffnung groß. Spannend bleibt es auf jeden Fall.

Für die letzte einstündige Baustellenführung am Freitag, 9. Dezember, 16.30 Uhr mit Almuth Kölsch sind übrigens noch Plätze frei. Um eine Anmeldung wird unter Telefon (0581) 389 11 82 oder info@museumsverein-uelzen.de gebeten.  

[Dirk Marwede]

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