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Kulturelles Gedächtnis und Visitenkarte der Stadt

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Museum für Uelzen und Umland an der Bahnhofstraße neu eröffnet

Natürlich ist es guter Brauch, dass auf derlei Veranstaltungen wie der am Samstagnachmittag im Ratssaal Uelzen die Beteiligten, die Verantwortungsträger und alle Grußwortredner nur Lobeshymnen singen. Auf das Engagement, den überdurchschnittlichen Einsatz, das gute Miteinander und vor allem auf die finanzielle Unterstützung, die aus zahlreichen Quellen quoll. Und trotzdem war es anlässlich der Eröffnung des Museums Uelzen anders; die Worte waren wohlgesetzt, die Redner vorbereitet und mit der Materie vertraut, die Sympathie für dieses Mammutprojekt und die Hochachtung, dass es gestemmt wurde, von allen Seiten spürbar. Und eine gewisse Dankbarkeit griff Raum, dass es nun wirklich vollbracht war.

Nach dem einstimmigen Ratsbeschluss vor fünf Jahren (September 2018), den Museums- und Heimatverein in die Lage zu versetzen, die Immobilie an der Bahnhofstraße, die alte Sparkasse, zu mieten und dreieinhalb Jahre nach dem Auszug des Museumsbestandes aus dem Schloss Holdenstedt ist es Realität: Das Haus mit seiner Dauerausstellung und Platz für wechselnd Aktuelles ist eröffnet. Das macht sehr froh.

Natürlich ist das Kürzel „UE-MU“ eine phonetische Katastrophe, obgleich das Logo eine hübsche runde Sache ist. Ob es sich einbürgern wird, bleibt abzuwarten. Fakt jedoch ist, dass das Museum quasi nach Hause zurückgekommen ist: Ins Zentrum der Stadt, wohin ein Museum zur Stadtgeschichte auch gehört.

Was ist ein Museum? Ein Erinnerungsort? Ein Lernort? Ein Ort der Begegnung? Auf jeden Fall ist es ein riesiges Reservoire an Erfahrungen. Von Versuch und Irrtum, von Vorbildern und Verabscheuungswürdigem. Ein Museum sollte sich der Frage verpflichtet fühlen, wer denn „das siebentorige Theben“ erbaute und all die Kriege der Jahrtausende führte. Es sollte zwischen Tümelei und Identifikation unterscheiden, zwischen Patriotismus und Nationalismus. Und vieles mehr…

Alle Grußwortredner brachten das in irgendeiner Form zum  Ausdruck. Die Idee, das mit seinen Anfängen ins Jahr 1909 (Gründung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins) zurückreichende Museum in die Stadtmitte zurückzuholen, sei ein „Geniestreich“ gewesen und sei gleichzeitig „ein Glücksfall“, zeigte sich Bürgermeister Jürgen Markwardt überzeugt. Denn an der Lüneburger Straße hatte es einst residiert (1966), ehe es 1985 im Schloss Holdenstedt eröffnete. Damit jedoch entzog es sich mehr und mehr der Wahrnehmung der Bürger, Besuche durch Schulklassen waren eine logistische Aufgabe. Das kann sich mit dem neuen Standort jetzt alles ändern, Lehrer*innen werden keine Ausrede mehr haben, einen Museumsbesuch nicht einzuplanen!

Das Haus bietet Platz für „moderne und attraktive Museumsarbeit“, versicherte Dr. Alexander von Schwartz von der „Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg“, ein Förderer und Sponsor des Vorhabens. Und Anna Mohr von der Klosterkammer erinnerte sich noch einmal  ihrer Hochachtung, dass der Vorstand des Museums- und Heimatvereins die „Umzugssituation nie als Problem, sondern als Chance begriffen“ hätte.

Dr. Johannes Janssen von der Sparkassenstiftung versprach eine kontinuierliche Weiterförderung, weil das Ergebnis „überraschend großartig“ geworden sei.

Auf seine Aussage bezog sich am Ende auch Dr. Ulrich Brohm, der an diesem Tag sehr stolze Museumsleiter. Janssen hatte gesagt, dass das Konzept dieses neuen Museums den Begriff „Heimat“ nicht dem rechten Rand überlasse, sondern ihn in die Mitte der Gesellschaft zurückhole und für die Zukunft weiter entwickle. Das unterstrich auch Brohm: Zudem wolle man der Stadt und dem Umland „ein zusätzliches und attraktives Kultur- und Bildungsangebot zur Verfügung stellen“. Denn ein Museum sei das kulturelle Gedächtnis einer Stadt und deren Visitenkarte.

Nun bleibt zu hoffen, dass sich die Uelzener und die Landkreisbewohner identifizieren mit dieser Darstellung ihrer Geschichte. Dass Neubürger sich aufgeschlossen weiterbilden in diesem Haus und Touristen wie nebenbei ein bisschen  mehr erfahren über die Region, in der sie Urlaub machen. Die Voraussetzungen könnten günstiger nicht sein. – „Das Vergangene liegt nicht einfach hinter uns, sondern in uns“, sagte der Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie, Carl Gustav Jung. Was auch heißt, dass wir es bewahren müssen, das Vergangene. Weil man seine Geschichte sowieso nicht loswird, auch nicht, wenn man sie wegwürfe! Das ist nun wieder von Goethe. Es sind dem neuen Museum, dem „UE-MU“, viele Besucher zu wünschen Und vielleicht wird deren Zahl aus dem Jahr 1985, der Eröffnung des Museums im Schloss, die damals bei  20 000 lag, wirklich einmal wieder erreicht?

Barbara Kaiser – 26. November 2023