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Feuilleton

Im Ziel Sommerakademie: Zwölfter Jahrgang mit furiosem Konzert beendet

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Am Ende gab es traditionell viele Dankesworte. An die Geld spendenden Unterstützer. An diejenigen, die zehn Tage lang alles am Laufen halten, allen voran Birgit Alpers-Meyer, die vom Vorsitzenden des Trägervereins Sommerakademie, Dr. Theodor Elster, zwölf weiße Rosen erhielt – für jedes Jahr eine. „Wir sind glücklich und froh“, bekannte er, dass diese Sommerakademie Meisterklassen für Klavier- und Streicherunterricht, von der Geige bis zum Kontrabass, beinhaltet und zusätzlich noch Konzerte für uns bereithält. „Leider ohne Zugaben!“ Aber: jetzt die gute Nachricht, die 13. Internationale Sommerakademie kommt ganz bestimmt, wie Hinrich Alpers versichert. In der Zeit vom 14. bis 24. Juli 2022!

Aber vielleicht muss man an dieser Stelle auch einmal einen Teilnehmer zu Wort kommen? Ich habe mit Lukas Rudolph gesprochen. Kontrabassist, 27 Jahre alt, aus Saarbrücken und das vierte Mal bei der Akademie dabei. Warum kommt er? Was schätzt er an diesen zehn Tagen?

Man muss dazu wissen, dass Lukas Rudolph seit drei Jahren fest angestellt ist bei der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken/Kaiserslautern. Was also will so ein Mann unter Studenten?

Die Antwort ist deutlich: „Ich komme wegen Nabil Shehata“, sagt er. Mit ihm, dem Kontrabassdozenten, habe er, obgleich zeitversetzt, beim selben Professor studiert. „Und bei ihm, Shehata, wollte ich immer Unterricht haben, weil ich ihn für einen der Besten halte.“ Außerdem könne man sich als Musiker immer weiterbilden, denn „die Arroganz, ich bin fertig, darf man nicht entwickeln.“ Und man könne sich bei der Akademie ausprobieren, sagt Rudolph, weil man „nebeneinander spielt und nicht gegeneinander.“ Wenn das keine Komplimente sind für dieses Format, das sich seit seinen Anfängen ständig gestreckt und gehäutet hat?

Was bei diesem „Miteinander“ herauskommt, davon zeugte das zweite Abschlusskonzert. Es ist unmöglich, jemanden auf ein Siegerpodest zu stellen. Das wollte die Sommerakademie noch nie. Jeder Zuhörer wird seine eigenen Präferenzen gehabt haben. Meine war die Japanerin Sawako Kosuge (29), die aus der Partita für Violine solo E-Dur (BWV 1006) das Präludium spielte. Wofür sie jubelnden Applaus bekam.

Als weiteren Höhepunkt kann man ohne Zweifel das Kontrabasskonzert fis-moll op. 3 von Serge (eigentlich Sergej) Koussevitzky (1874 bis 1951) benennen. Die Anfangsfanfare klingt hier wie Schostakowitsch, und eine erahnte Referenz an den „Hummelflug“ von Rimskij-Korsakow will man auch hören. Das hochromantische Werk mit so kleinem Orchester, ohne Bläser und ohne Dirigenten zu spielen – das ist Meisterleistung! Großartig unerschrocken, zwischen Lyrismen und rhythmisch Markantem gehörte der Solopart Rune Kristian Shhiölde, dem 19-jährigen Norweger, Yosuke Motoyama (28) aus Mainz und Lukas Rudolph (27). Bravo! Für alle Solisten und dieses wunderbare Ensemble „Compagnia Musicale“ mit Konzertmeisterin Dorothea Fiedler-Muth.

Sie alle warfen sich den Partituren bedingungslos zu Füßen, ließen die grazile musikalische Schönheit eines Mozart erblühen. Entführten in eine Welt des strömenden Klangs von Liszt und Chopin („Auf dem Wasser zu singen“ und Barcarolle Fis-Dur). Und bewiesen, dass Beethoven sowohl Impressionist als auch Expressionist sein konnte; jedenfalls in seiner vorvorletzten Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109, als er sich schon lange nicht mehr um den Publikumsgeschmack scherte.

Lieblingsmusik kann, das haben Kardiologen herausgefunden, gesund fürs Herz-Kreislaufsystem sein. Bis zu einem Viertel soll sie unsere Blutgefäße erweitern und Wohlbefinden erzeugen. So gesehen haben die zahlreichen Konzertbesucher sehr gesund gelebt an diesem Abend. – Auf ein Wiedersehen in einem Jahr!

Barbara Kaiser – 02. August 2021

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