Seite lädt...

Allgemein

Im Einsatz für Bodenbrüter

teilen

Jägerschaft setzt sich mit Rebhuhnprojekt für Biodiversität ein

Es steht nicht gut um das Rebhuhn: Eine Datensammlung des „European Bird Census Council“ ergab, dass der Bestand des Rebhuhns europaweit in den Jahren zwischen 1980 und 2015 um 94 Prozent zurückgegangen ist. Eine schlechte Nachricht für die Artenvielfalt, zurückzuführen in diesem Fall primär auf die Umwandlung der Agrarlandschaft in flurbereinigte und mit großen Maschinen bearbeitete Flächen ohne Grünstreifen.
An dieser Situation möchte die Jägerschaft des Landkreises Uelzen etwas ändern: Mit dem „Feldhuhnprojekt“, angestoßen vom Hegering Bienenbüttel, sollen auf ausgewählten Nutzflächen rund um Bienenbüttel, Gollern und Bevensen – und später in weiteren Teilen des Landkreises – insbesondere Rebhühner, aber auch Fasane neu angesiedelt und als Population erhalten werden. Rebhühner gelten in Europa und Deutschland – übrigens anders als in Asien – als „extrem gefährdet“.
„Wir als Jägerschaft im Landkreis haben schon seit rund 30 Jahren freiwillig auf die Bejagung dieser Tiere verzichtet“, sagt Bettina Heukamp von der Jägerschaft des Landkreises Uelzen e.V. Erholt haben sich die Bestände dennoch nicht. Deshalb soll weiter nachgeholfen werden.
Dabei gilt es, die zwei größten Problembereiche für Bodenbrüter im Blick zu behalten: Den gefährdeten Lebensraum und die Bedrohung durch Prädatoren, also: Tiere, auf deren Speiseplan diese Hühnerarten stehen. Eine Verbesserung des Lebensraumes kann beispielsweise durch das Anlegen von mehrjährigen Blühstreifen erreicht werden, die zugleich ein dringend für die Aufzucht der Küken benötigtes Insektenreservoir liefern. Mit dem so genannte „Prädatorenmanagement“, also der Bejagung von Fressfeinden wie Füchsen und Mardern soll die Überlebens-
chance der Feldhühner, insbesondere in der Aufzuchtphase, vergrößert werden. „Unser Ziel, das wir mittelfristig für die etwa kommenden zehn Jahre anpeilen“, sagt Heukamp, „ist eine Population, die sich selbst trägt“. Und davon profitiert letztlich das gesamte lokale Ökosystem – insbesondere alle Bodenbrüter, beispielsweise auch die seltenen Kiebitze, und alle anderen Niederwildarten. „Wir hoffen auch auf Anreize für die Landwirtschaft, entsprechende Blühstreifen anzulegen“, so Heukamp.

Eine dritte bestandsschützende Maßnahme ist die Auswilderung. Leicht ist das Vergrößern der Populationen allerdings nicht: Nur Jungvögel aus autochthonen Beständen werden ausgewildert, also Nachkommen von Elterntieren aus der Region, da diese an die spezifischen Gegebenheiten, wie z. B. Insektenvorkommen, bereits angepasst sind. Auch sollen natürlich keine Krankheiten eingeschleppt werden, und die Eigenschaften der Wildform sollen erhalten bleiben. „Natürlich haben wir auch Veterinäre, die das streng kontrollieren“, ergänzt Bettina Heukamp, die immer wieder auch mit Kritik an dem Projekt konfrontiert ist. Hier besteht eine Kooperation mit der Feldhuhnstation in der Prignitz und dem Jagdverband Pritzwalk, die an der Aufzucht beteiligt sind.
In einigen Wochen, wenn die Balzzeit beginnt, sollen zahlenmäßige Erkenntnisse zum bisherigen Erfolg der Anlaufphase der letzten zwei Jahre ermittelt werden: mit Klangattrappen werden Balzrufe simuliert und die entsprechenden Antworten der im Revier lebenden Rebhühner entlang vorab festgelegter Wegstrecken (Transekten), also räumlichen Einteilungen, protokolliert. Dies ist eine gängige Methode unter Ornithologen zur Erfassung von Wildvögeln. Auf diese Weise soll nun über Jahre weiteres Datenmaterial gesammelt und die Entwicklung der Bestände erfasst werden.
Bis dahin heißt es Daumendrücken – und für alle, die zwischen Feldern und entlang von Grünstreifen im Frühjahr unterwegs sind: „Rücksicht nehmen und auch Hunde an der Leine führen, damit die Brütenden nicht aufgescheucht werden“, plädiert Bettina Heukamp. [Janina Fuge]

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel