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Hilfe für Baby-Tiere

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Hochsaison für Päppler

Die Natur sprießt – nicht nur alles Grün, sondern es ist auch die Zeit, in der Jungtiere geboren werden und der Vogelnachwuchs zu Schlüpfen beginnt. Seit einigen Wochen hat die Hochsaison deshalb auch wieder gestartet für alle, die verwaiste, verletzte, verlassene Tierkinder päppeln. 

Natalie Engel ist eine von jenen, die sich dieser aufreibenden Aufgabe über lange Jahre gewidmet haben. Kitze, Fuchswelpen, Hasenjunge, Vogelbabys – unzählige von Ihnen hat die als Grafikdesignerin arbeitende Engel selbst in aussichtslosen Situationen schon zu einem guten Leben verholfen. Das jedoch braucht vor allem zwei Dinge: Wissen. Und Zeit. Von beidem viel, denn diese mitunter winzigen Lebewesen haben einen schnellen Stoffwechsel, müssen alle paar Stunden gefüttert werden und vor allem eines ist wichtig: Keines von ihnen darf sich zu sehr an den Menschen gewöhnen, denn das wäre in natürlicher Umgebung in aller Regel tödlich. 

Für Natalie Engel hat es mit Wildschweinbabys angefangen, Rehe kamen dazu, Waschbären, die sie unglaublich schätzt, obwohl sie als invasive Art nicht wieder ausgewildert werden dürfen und damit häufig Problemfälle werden, Raben – und an einen Greifvogel, der an der B4 gegen einen LKW geflogen war, kann sie sich noch besonders gut erinnern: „Das Tier hat dann eine Zeitlang auf dem Grundstück des Nachbarn gelebt, wir haben ihn gemeinsam wieder ausgewildert – das war schon spektakulär“, erinnert sie sich. 

Germany, Hamburg | 2015 05 | A Squirrel at Wild Animal Centre Hamburg / Wildtierstation Hamburg.

Als aktive Päpplerin ist Natalie Engel nicht mehr im Einsatz, zu aufwändig und zeitintensiv sei das Ganze – leider, denn die Pflegemöglichkeiten für hilfsbedürftige Tierkinder im Landkreis Uelzen sind begrenzt. Sicherlich ist das Uelzener Tierheim ein erster Anlaufpunkt, professionelle Versorgung bekommen die Wildtiere und Vogelkinder jedoch in den Nachbarlandkreisen (siehe unten). Tieren zu helfen, ist für Natalie Engel ein ganz wichtiges Anliegen im Leben, aktuell engagiert sie sich ehrenamtlich bei der Uelzener Katzenhilfe. Die Wildtiere sind jedoch ihr spezielles Herzensanliegen. „Natürlich sind es Tiere, die Instinkten folgen“, sagt sie – „aber manchmal möchte ich tatsächlich auch einfach glauben, dass sie merken, dass man ihnen hilft.“ Ein schwieriger Spagat sei dabei zu bewältigen, denn an sich hindern Emotionen eher bei der Arbeit, die ja gerade bei Wildtieren von Fachverstand geprägt sein muss. Und dennoch: „Gerade die Menschen, die helfen, sind jede, die emotional und empathisch sind“, sagt Natalie Engel. 

Und für all diejenigen, die mit offenen Augen durch die Natur gehen, sind hier einige Tipps und Adressen zusammengestellt, um Hilfsbedürftigkeit zu erkennen – und gleichzeitig das Richtige zu tun. 

Welche Tiere brauchen Hilfe? 

Um zu erkennen, wer Hilfe braucht, hat das Wildtierzentrum Lüneburg einige Fragen zusammengestellt: Ist das Tier verletzt? Verhält sich das Tier untypisch für seine Art? Wie lange haben Sie die Situation beobachtet? Welche Jahreszeit haben wir? Handelt es sich evtl. um ein Jungtier? Sind andere Tiere seiner Art in der Nähe, z.B. Elterntiere? Um welche Tierart handelt es sich? Gibt es etwas, das die Situation beeinflusst haben könnte (z.B. Sturm, Fensterscheibe, Straße, Katze, Hund, Rattengift, kaputtes Nest, etc.)?

Bei Wildtieren (also: Rehe, Füchse, Waschbären, Hasen etc.) gilt: Das Tier mitzunehmen, ist nicht erlaubt, es muss der Jagdpächter um Erlaubnis gefragt werden. Dieser ist im Zweifel über die Polizei erreichbar. 

Wichtige Einzelheiten: 

Fuchswelpen: Fuchswelpen sind ab einem gewissen Alter oft alleine unterwegs und sehr neugierig. Im Zweifelsfall nur mitnehmen, wenn die Mutter überfahren aufgefunden wurde.

Kitze: Kitze werden von ihrer Mutter über den Tag im hohen Gras abgelegt und nur sehr selten gesäugt. Keinesfalls anfassen! Der menschliche Geruch (oder der eines Hundes) verhindern, dass die Mutter das Kitz wieder annimmt.

Feldhasen-Babys: Feldhasen-Nachwuchs liegt mitunter wenig versteckt an Feld- oder Straßenrändern. Diese Tiere sind nur in Ausnahmefällen von den Müttern verlassen, daher keinesfalls anfassen oder mitnehmen. Die Mutter kommt nur morgens und abends zum Säugen. 

Vogel-Kinder: Wichtig zu unterscheiden ist, ob es sich um einen Nestling (unbefiedert oder leicht befiedert und nur auf den Beinen sitzend statt hüpfend) oder Ästling (hüpfend, befiedert, Gefieder eventuell noch nicht voll ausgeprägt) handelt. Nestlinge brauchen in aller Regel Hilfe, Ästlinge nicht. Fachkundige Hilfe suchen, bis dahin keinesfalls etwas zu trinken eingeflößen (Erstickungsgefahr).

Dachs in der Box

Transport und kurzzeitige Unterbringung

Eng, dunkel und ruhig – das ist die Devise für eigentlich alle Wildtiere, um weiteren Stress zu vermeiden. Kartons mit Luftlöchern, auf dem Boden Handtuch oder Haushaltspapier – damit kann man nicht grundsätzlich falsch liegen. „Greifvögel dürfen auf keinen Fall im Käfig transportiert werden, sie können sich sonst das Großgefieder zerstoßen“, rät das Wildtierzentrum Lüneburger Heide.

Nächste Adresse für (un)befiederte und fellige Notfälle 

Wildtierhilfe Lüneburger Heide (angeschlossen an die Tierklinik Embsen): www.wildtier-hilfe.de, Telefon: 0160-290034, 0170 / 806 783 0

NABU-Schutzzentrum Leiferde: 05373-6677; Nabuartenschutzzentrum@t-online.de, nabuzentrum-leiferde.de

Facebook-Gruppen: Wildvogelhilfe-Notfälle und Wildtier-­Notfälle. Diese Gruppen haben ein extrem großes Netzwerk und durchgehend sind Menschen online, die wohnortnah Adressen nennen können. Fotos der gefundenen Tiere ermöglichen schnelle Bestimmung der Art und eine Einschätzung, ob und welche Hilfe notwendig ist.

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