„Einundzwanzig, zweiundzwanzig“ abzuzählen ist eine gute Methode, beim Autofahren den 2-Sekunden-Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden einzuhalten. Dessen plötzliches Bremsen brächte einen derart „auf Vordermann“, wie es sich niemand wünschen kann. Mäßigung beim Tritt aufs Gaspedal lässt, im doppelten Wortsinn, locker ans Ziel kommen.
Je nach Tonfall ist der Ausdruck „einundzwanzig… zweiundzwanzig…“ auch ein Signal für zu Ende gehende Geduld – oder eine Selbstaufforderung zur Besonnenheit und Zügelung des eigenen Temperaments. „Ich zähl´ bis drei“, mahnen Eltern ihre Kinder, um einer Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Sei es zum Aufstehen, zu Bett Gehen oder Aufräumen. Geduldige, mit Bruchrechnung vertraute Eltern zählen dann allerdings: „Eins… zwei… zweieinhalb… zweidreiviertel…“, um dem Nachwuchs etwas Zeit zur Besinnung zu geben, sich innerlich umzustellen.
Solch verhaltenes Verhalten erinnert den eifrigen Kirchgänger und Bibelleser an den Advent, genauer gesagt an die den gläubigen Juden, Muslimen und Christen noch bekannte Prophezeiung der An- bzw. Wiederkunft des Messias, des Weltenrichters – hier wiederum an die Aussage des Petrus in seinem zweiten Brief dazu: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung (seines Kommens) … sondern er hat Geduld mit euch, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen…“
„Da müsste doch gleich ein Donnerwetter dreinschlagen!“, mag zwar der Ungeduldige ausrufen angesichts des Unrechts in der Welt. Und auch das ist prophezeit, dass der Messias nämlich kommt „wie der Blitz“ – unerwartet und erschreckend schnell, wie manch ein Fahrzeug im Rückspiegel oder im Gegenverkehr. „Gottes Mühlen mahlen langsam…“, heißt es andererseits seit Friedrich Logau im Volksmund. Und das ist, nach der Aussage des Petrus, zu unserem Glück. Geduuld, mit zwei u geschrieben, ist genauso lang wie Langmut, welches, weniger künstlich gedehnt, das angemessenere Wort in diesem Zusammenhang ist.
Bei einer kleinen Umfrage unter Uelzener Kommunalpolitikern wünschten sich vor der letzten Wahl einige Bewerber unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit mehr menschliches, respektvolles und lösungsorientiertes Miteinander. Ihr Wort in Gottes Gehörgang sowie in ihrer eigenen Erinnerung! Geduld zum Zu- und Hinhören trägt hier sicherlich zum Gelingen bei. Langmut in Entscheidungs- und Entwicklungsprozessen ebenso. Bei ihnen und bei uns – über den Jahreswechsel 21/22 hinaus.
Bei aller Liebe und in diesem Sinne: Hochachtungsvoll