Seite lädt...

Aktuelles Allgemein

Der Plastikfrei-Praxis-Test von Katharina Hartwig

teilen

Plastikfrei leben, das geht doch gar nicht“, hörte ich zu Beginn meines Experiments schon die Skeptiker in meinem Bekanntenkreis sagen. Also mussten als allererstes sinnvolle Regeln her. Dass das Ganze einen Monat dauern würde, war zwar relativ schnell klar. Was genau aber sollte eigentlich der Gegenstand des Selbstversuchs sein?
Auf meinen Laptop zum Beispiel, der immerhin zu einem großen Teil aus Plastik besteht, könnte ich, genau wie Kollege Marwede, als Studentin und Journalistin wirklich auf gar keinen Fall für längere Zeit verzichten. Das Gerät ist aber auch auf eine möglichst lange Nutzungsdauer ausgelegt, wenn nicht vom Hersteller, dann doch zumindest von meiner Seite. Er zählt bereits seine stolzen zwölf Jahre. Ich konkretisierte also: Mein Monat ohne Plastik sollte sich auf Verbrauchsgegenstände, insbesondere den Bereich Lebensmittel erstrecken.

Die zweite Einschränkung war eine räumliche. Alles, was ich in diesem Monat an Lebensmitteln zu mir nehmen und im alltäglichen Leben benutzen wollte, abzüglich der in Regel eins ausgenommenen Dinge, sollte auch innerhalb der Grenzen des Landkreises Uelzen erworben sein. Was ich hier nicht bekam, wollte ich auch nicht im Internet bestellen. Denn, dass man im Netz fast alles bekommt, ist ja kein Geheimnis, aber Online-Shopping und ewig lange Lieferwege können definitiv auch nicht die Lösung für eine gesündere Umwelt sein.

Zuletzt verlangte ich von meinen Alltagslösungen auch Praktikabilität. Was sich einen Monat lang durchhalten lässt, aber viel zu umständlich ist, um theoretisch auch langfristig beibehalten zu werden, das würde ich in meinem Plastikfrei-Experiment auch von vorneherein als Lösung ausschließen.
Obwohl ich im Vorfeld schon die Lage in verschiedenen Uelzener Supermärkten sondiert hatte, bin ich in den ersten Tagen meines Plastikfrei-Experiments täglich einkaufen gegangen. Denn, so meine erste Erkenntnis, die Frage ist meistens nicht, ob ich etwas ohne Plastik kaufen kann, sondern, wo ich es ohne Plastik bekomme. Bei einigen Dingen war ich regelrecht überrascht, sie zu finden, Klopapier in Papierhülle etwa. Leider gibt es aber tatsächlich nirgendwo in Uelzen alles, was ich zum alltäglichen Leben brauchte, an einem Fleck. Nach etwa eineinhalb bis zwei Wochen stellte sich dann aber eine neue Routine ein und ich konnte mich wieder wie gewohnt, nur noch einmal wöchentlich für etwa ein bis zwei Stunden mit dem Thema Einkaufen beschäftigen.

Die zweite Lehre aus meinem Experiment ließe sich etwa mit: ‚Weniger ist mehr‘, überschreiben. Tatsächlich habe ich in meinem plastikfreien Monat nicht mehr Geld ausgegeben als in anderen, was viele Leute von ökologisch bewusstem Einkauf jeder Art grundsätzlich zu erwarten scheinen. Ich habe aber, zugegeben, auch insgesamt weniger unterschiedliche Produkte einkaufen müssen, beziehungsweise können. Besonders im Kosmetik-Bereich ist mein heimisches Arsenal sehr zusammengeschrumpft, was ich aber als angenehm befreiend empfand. Make-Up konnte ich mir, im wahrsten Sinne des Wortes, für den Monat komplett abschminken.

Manche Haushaltsprodukte sind, wie ich lernte, richtige Allrounder. Meine Oma hätte mich wahrscheinlich für diese „Entdeckungen“ ausgelacht. Natron etwa gehört zu diesen Alleskönnern. Es steht bei DIY-Rezepten für so Unterschiedliches wie Zahnpasta, Gesichtsmasken oder Klo-Tabs auf der Zutatenliste. Von letzteren war ich übrigens nachhaltig beeindruckt, genauso wie vom selbstgemachten Bad-Reiniger aus Essig und Zitronenschalen. In Zukunft werde ich da sicherlich nicht mehr auf die Chemie-Keulen aus dem Supermarkt zurückgreifen. Und auch andere Tricks, Produkte und Alltagshelfer sind definitiv zum Beibehalten. Das Lebensgefühl, plastikfrei einfach mal auszuprobieren, kann ich auf jeden Fall empfehlen. Bleiben Sie sauber!

[Katharina Hartwig]