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Bioökonomie, ahoi – Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ – Stopp in Bad Bevensen vorerst verschoben

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Jeder kennt Popcorn aus dem Kino oder aktuell zumindest vom Filmabend auf dem heimischen Sofa. Worauf die meisten von uns aber wahrscheinlich nicht gekommen wären: Auch auf Popcorn kann man sitzen. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Hocker aus ganz gewöhnlichem Styropor, besteht in Wirklichkeit aus sogenanntem Popcorngranulat. Dessen Herstellung funktioniert im Prinzip genauso, wie wenn wir den Snack zu Hause in einem geschlossenen Topf selber machen: Unter Druck und Wärmezufuhr entsteht aus Mais der neuartige Werkstoff, der verleimt zu Dämmplatten, Füllmaterial und vielem mehr werden kann. Seine Vorteile: Er brennt nur schwer, wiegt wenig, dämmt gut und ist biologisch abbaubar.

Den Hocker und andere Produkte aus Popcorngranulat zum Anfassen gibt es auf der ‚MS Wissenschaft‘, einem circa 100 Meter langen Binnenfrachtschiff, das schon seit 17 Jahren statt Schüttgut oder Containern wechselnde Ausstellungen über Flüsse und Kanäle schippert. Die Exponate an Bord kommen direkt aus der Forschung und sind in der Regel interaktiv, also zum Mit- und Selber-Machen. Das mobile Science Center bringt sie jährlich zu etwa 80.000 Menschen in mehr als 30 Städten in Deutschland und Österreich.

Die Ausstellungsstücke waren aber in der Regel schon vor der Tour einmal auf Reisen. Sie stammen von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen überall in der Bundesrepublik. Auswahl und Anreise koordiniert Projektleiterin Beate Langholf: „In Vorbereitung der aktuellen Ausstellung fragen wir wissenschaftliche Institutionen an, sie zu dem jeweiligen Thema arbeiten, ob die Lust und Interesse haben, sich mit einem Exponat zu beteiligen. Und das ist, glücklicherweise, auch sehr häufig der Fall, sodass wir viele gute und spannende Exponat-Vorschläge bekommen. Da setzen sich tatsächlich die Forschenden selber hin und überlegen, wie man ihre Forschung so darstellen kann, dass das die breite Öffentlichkeit interessiert.“

Eine Ausstellungsagentur übernimmt dann die konkrete Ausgestaltung des Schiffsinneren und bestimmt, welches Exponat seinen Platz wo im Laderaum der ‚MS Wissenschaft‘ bekommt, damit am Ende alles ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Leben bringen aber später in die fertige Ausstellung vor allem die sogenannten Lotsen, erklärt Beate Langholf. Sie begrüßen die Besucherinnen und Besucher, geben Führungen und beantworten Fragen zu den Exponaten. Außerdem sind sie für deren Wartung und Reinigung verantwortlich. Natürlich ist aber auch noch eine richtige Schiffscrew, bestehend aus Kapitänsehepaar und Steuermann, an Bord, die dafür sorgt, dass das Schiff auch heil von A nach B kommt.

‚Wissenschaft im Dialog‘ ist die gemeinnützige Organisation, die hinter dem schwimmenden Science Center steht. Seit ihrer Gründung 2002 setzt sie sich von Berlin aus für den Austausch mit und über aktuelle Forschung in Deutschland ein. Michael Siegel managet dort die Aktionen rund ums ‚Wissenschaftsjahr‘, zu denen auch das Ausstellungsschiff gehört. „Die ‚Wissenschaftsjahre‘ sind eine gemeinsame Initiative von ‚Wissenschaft im Dialog‘ und vom ‚Bundesministerium für Bildung und Forschung‘. Dabei handelt es sich um Mottojahre. In deren Rahmen können sich dann alle Akteure des jeweiligen Themas einbringen, Projekte vorschlagen und diese dann mit Unterstützung des ‚Wissenschaftsjahrs‘ durchführen.“

Da im letzten Jahr wegen Corona nicht alle Veranstaltungen wie geplant umsetzbar waren, ist aus dem ‚Wissenschaftsjahr 2020‘ zum Thema Bioökonomie nun ein Doppeljahr geworden. Auch die ‚MS Wissenschaft‘ geht in diesem Frühling ein zweites Mal mit einer Mitmach-Ausstellung zum Thema auf die Reise. Michael Siegel verrät, was sich hinter dem Begriff ‚Bioökonomie‘ verbirgt: „Es geht um eine globale Umstellung der Wirtschaft von erdölbasierten Rohstoffen auf nachwachsende Rohstoffe und das betrifft natürlich nicht nur Verkehr und Benzin sondern auch zahlreiche andere Gebiete wie zum Beispiel Kunststoffe. Das ist natürlich ein Thema, das sehr weit in die Gesellschaft hinein ragt, das auch gut zu aktuellen Diskussionen rund um Nachhaltigkeit, Klimaschutz und so weiter passt.” Wie wichtig ein Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist, habe das vergangene Jahr noch einmal deutlich gezeigt.

In einer Nicht-Corona-Saison bietet ‚WiD‘ auf der ‚MS Wissenschaft‘ etwa auch Diskussionsveranstaltungen und Schülerworkshops an. Aktuell muss das natürlich kürzer kommen als normal: Die erlaubte Besucherzahl ist begrenzt auf 30. Außerdem gibt es die üblichen Sicherheitsmaßnahmen an Bord: Masken, Abstand, Desinfektion.

Leider wurde der Halt in Bad Bevensen Corona-bedingt verschoben und kann hoffentlich nachgeholt werden. Wir informieren Sie online über neue Termine!

Wer dennoch die Ausstellung in einem Corona-Jahr nicht in Persona besuchen kann oder möchte, der hat auch noch die Möglichkeit, ganz gemütlich mit einer Schüssel Popcorn von zu Hause aus einen virtuellen Rundgang zu starten. Die Online-Version der Ausstellung finden Sie unter https://ms-wissenschaft.de/de/digitale-ausstellung/.

[Katharina Hartwig]