Uelzener Festival feiert nach zwei Jahren Corona-Pause fünfjähriges Jubiläum
Die Legende besagt, der Weg aus dem Organisations-Team dieses Festivals führe direkt in die große Politik. Das liegt daran, dass der maßgeblich an der Gründung beteiligte Jakob Blankenburg heute tatsächlich als SPD-Abgeordneter im Bundestag sitzt. Im diesjährigen Orga-Team von Aufstehen gegen Rassismus ist zum Beispiel die 18-jährige Malin Seedorf vertreten. Sie bringt die Ziele des jungen Festivals folgendermaßen auf den Punkt: „Ein Bewusstsein schaffen dafür, dass gerade rechtes Gedankengut und die politische Richtung wieder stärker werden und da ein klares Zeichen gegen setzen – und gegen Rassismus.“
Mit diesem Leitgedanken schafft das Team alljährlich ein neues Angebot für Jugendliche und andere Interessierte. Jeder ist willkommen und soll sensibilisiert werden für die Themen, um die sich AgR dreht. Offiziell getragen wird das Festival vom Verein Uelzen bleibt bunt. Der ist allerdings mehr eine Zweckgeburt, musste vorrangig aus administrativen Gründen her. Eigentlich steht hinter Aufstehen gegen Rassismus nämlich ein vielfältiges Bündnis regionaler Partner, welche sich in je unterschiedlichem Maß an Planung und Durchführung beteiligen. Dabei sind etwa Jusos, Grüne Jugend, mehrere gewerkschaftliche Jugendorganisationen, aber auch Privatpersonen, der Kirchenkreis und – last but not least – das Uelzener Bündnis gegen Rechts.
Nach zwei Jahren Corona freuen die Veranstalter sich, nun auch endlich das fünfjährige Bestehen nachfeiern zu können. Der 68-jährige Frank Heinrich ist schon beim Aufstehen gegen Rassismus dabei, seit es 2016 aus der Taufe gehoben wurde. Entsprechend erinnert er sich an die Ursprünge, als eine heute wohlbekannte Rechtsaußen-Partei neu auf dem Wahlzettel stand: „Es gab dann zwei gleichzeitige Entwicklungen in Uelzen: Die eine war das Bündnis für Demokratie und Toleranz.“ – Da schlossen sich die oben genannten Akteure unter dem Schirm ihrer gemeinsamen Werte zusammen. – „Und parallel dazu hatte eben der Jakob Blankenburg die Idee, praktisch unter dem gleichen Stichwort, dieses Festival zu organisieren.“ Da war der Weg zur Fusion nicht weit. Und weil sich zeitgleich auch ein bundesweites Netzwerk lokaler Aufstehen gegen Rassismus-Festivals etablierte, war es auch der Anschluss des Uelzener Events an diese Entwicklung nicht.
In diesem Jahr steigt die lokale Ausgabe des Festivals am 27. August auf dem Albrecht-Thaer-Gelände. Da sich das Festival in erster Linie an junge Leute richten soll, sind auch sie es, die innerhalb des Teams bei der inhaltlichen Planung die Zügel in der Hand halten. Und aufgrund der Tatsache, dass viele Schulabgänger für Studium oder Ausbildung aus Uelzen weggehen, sind das jedes Jahr wieder ganz unterschiedliche Charaktere. Abwechslung ist damit garantiert. Malin Seedorf und ihre Mitstreiter*innen 2022 wollen sich jedenfalls nicht lumpen lassen: Zum Programm im großen Zirkuszelt gehören etwa Workshops, Diskussionen und Poetry Slam. Auf dem Festival-Gelände wird es Food Trucks geben, Multimedia-Präsentationen, Breakdance, Ausstellungen und Infopavillons. Auch Beherzt, die regionale Gruppe gegen völkische Siedler, soll mit einem Stand dabei sein. Und die große Bühne bespielt die lokale Band Stepdragon vor Love, The Twains, dem Rapperinnen-Duo Mariybu und Wikiriot sowie Headliner Booz. „Das ist zentral, dass wir jungen Menschen hier ein kulturelles Angebot machen, was nicht nur Spaß macht, sondern auch einen ernsten Hintergrund hat und dass wir die entsprechenden Bands eingeladen haben, die eben auch hinter dem Inhalt stehen, den wir dort auf dem Festival vertreten“, sind sich Frank Heinrich und Malin Seedorf einig – nämlich Aufstehen gegen Rassismus, gegen Intoleranz und Demokratiefeindlichkeit.