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Adebar ist wieder da

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Fotos: Dirk Marwede

Zehn Jahre Störche auf dem Nest der Kirchweyher Schmiede

August 1918: Noch donnern die Geschütze, noch verbreitet sich Not und Leid in der Welt, noch weiß niemand, dass sich der Erste Weltkrieg seinem Ende entgegenneigt. Genau da machen sich die Störche von Nestau auf zu ihrem Flug gen Süden. Es sind die letzten Störche für nahezu ein ganzes Jahrhundert, die im Landkreis Uelzen brüten.
Genau 96 Jahre soll es dauern, bis wieder ein erstes Nest auf einem Schornstein nahe Uelzen gebaut wird. Wobei – ein richtiges Nest ist es nicht, es handelt sich eher um den Versuch eines Nestbaus auf der seit Jahren leer stehenden Schmiede unweit des Friedhofs von Kirchweyhe. Für einen „normalen“ Nestbau wäre es sowieso zu spät, denn die beiden Störche, die ein paar erste Zweige im Jahr 2014 auf der Spitze des Schornsteins niederlegen, kommen erst im Juli an. Sie probieren sich einfach aus und verlassen das Dorf und ihr angefangenes Nest schon bald. Doch der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die sich inzwischen im zehnten Jahr befindet, ist gelegt.
Was 2014 mit ein paar Zweigen begann, ist zu einem imposanten Nest in knapp 15 Metern Höhe geworden. Im April 2015 treffen innerhalb von einer Woche ein Storchenmännchen und ein Storchenweibchen ein, und es gibt erstmals Nachwuchs in dem Nest im Süden des Dorfes. Gespannt verfolgen die Kirchweyher das Geschehen und freuen sich über die beiden Jungstörche, die im Mai schlüpfen. Bis heute sind es insgesamt 18 Jungstörche, die erfolgreich ausgebrütet wurden. Während das Storchenmännchen in den vergangenen Jahren keine Beringung aufwies, konnte die Herkunft des Weibchens anhand deren Beringung geklärt werden – es stammt aus einem Nest in der Nähe von Dannenberg.
Dass gerade in Kirchweyhe Störche erfolgreich brüten, grenzt eigentlich an ein Wunder, denn der gesamte Süden des Dorfes bietet keine Möglichkeit zur Futtersuche, befindet sich dort doch die Hansestadt Uelzen. Die Lage spitzt sich in der letzten Zeit weiter zu, denn auch das Gelände neben der Justizvollzugsanstalt, das in den vergangenen Jahren von den Störchen gern zur Futtersuche genutzt wurde, ist inzwischen mit einer Photovoltaikanlage zugebaut und wo sich einst Felder befanden, entsteht gerade das Gewerbegebiet Störtenbüttel Nord. Bleiben den Störchen in erster Linie die Wiesen an der Ilmenau, die knapp einen Kilometer weiter westlich liegen.
Dass die Störche gelernt haben, mit den Menschen zu leben, zeigt sich am Kirchweyher Beispiel. So nutzen die Störche in den heißen und trockenen Sommern zum Beispiel die aufgestellten Wasserbehälter, deren Inhalt eigentlich für die Blumen gedacht ist, um Wasser aufzunehmen. Scheu kennen sie nicht.
Wurden einige der Jungstörche aus Kirchweyhe in den vergangenen Jahren beringt, so ist das im Moment nicht mehr möglich, fehlt es doch an fachkundigen Vogelfreunden, die die Adebare beringen dürfen. So werden wohl auch die drei Jungstörche, die in diesem Jahr geschlüpft sind, unberingt bleiben.
Die Kirchweyher Storchen-Erfolgsgeschichte der letzten zehn Jahre ist auf einer Storchentafel am ehemaligen Schmiedegebäude dokumentiert. Wer die Störche beobachten möchte, für den bietet sich die Storchenbank, von der sich ein schöner Blick auf das Nest in luftiger Höhe bietet, in unmittelbarer Nähe an.
Überhaupt scheint der Landkreis Uelzen für Störche in den letzten Jahren attraktiver geworden zu sein, denn auch an anderen Orten haben sich Störche niedergelassen. Eine Besonderheit ist dabei das Storchennest in Lüder, haben sich dort doch ein Schwarz- und ein Weißstorch zusammengefunden, um ihren Nachwuchs großzuziehen.

[Dirk Marwede]

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