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BAUMFACHWERK – Wie lebt und stirbt ein Baum?

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Und warum sind Verletzungen immer fatal?

In letzter Zeit habe ich ­viele Leserbriefe erhalten, die sich mit dem Erhalt von selbst geschädigten Bäumen be­fassten. Grundsätzlich be­grüße ich solche ­Reaktionen sehr, denn auch mir liegt sehr viel am Erhalt von Bäumen, selbst wenn sie ­Vorschädigungen aufweisen. Allerdings haben mich die Begründungen, warum gerade diese Bäume nicht gefällt werden sollen, zum Nachdenken gebracht. Denn sie sind nicht schlüssig und beruhen auf einem falschen Vergleich.

Bäume leben und sterben eben anders als Menschen oder Tiere. Ein Säugetier (dazu zählen wir als Menschen) altert durch die verringerte Fähigkeit der Zellen, sich zu teilen. Irgendwann kommt es dadurch zu Organversagen und wir sterben. Bäume hingegen bauen sich alljährlich ein neues Versorgungssystem auf. Eigentlich sind selbst uralte Bäume in Teilen immer auch nur ein Jahr alt. Ältere Baumteile sterben ab, werden versiegelt und bilden das „Skelett“ des Baumes. Im Kambium werden während der Vegetationsphase neue, unspezifizierte Zellen gebildet, die sich erst später zu den spezifischen Zellen ausbilden, die der Baum gerade braucht. Es werden neue Rinde, neue Leitungsbahnen, neue Markstrahlen, neue Wurzeln und neue Triebe gebildet. Durch dieses Lebenskonzept könnte ein Baum das ewige Leben erreichen. Dass dies nicht so ist, wissen wir alle. Aber warum stirbt ein Baum dann?

Pflanzen sind die einzigen Lebewesen, die sich ihre Nahrung selbst erzeugen. Vereinfacht gesagt, wird aus Wasser und Kohlendioxid unter Hinzunahme von Lichtenergie Zucker hergestellt, welcher dann für den Aufbau weiterer Nahrungsstoffe (z. B. Eiweiß und Fett) verwendet wird, um weitere Zellaufbaustoffe herzustellen. Diesen Vorgang nennt man Photosynthese. Die Produkte der Photosynthese stellt der Baum während der warmen Jahreszeit her und lagert sie für den Austrieb und das Wachstum im nächsten Jahr ein. Wird ein Baum beschädigt, z. B. durch die Wühlmaus, die die Wurzeln anknabbert oder den Menschen, der Kronenteile abschneidet oder Wurzeln abgräbt, verbraucht der Baum eben einen Teil dieser Energie, um diese Schädigungen zu kompensieren. Aber: Ein Baum kann Schädigungen oder Verluste nicht einfach reparieren oder heilen. Er kann sie nur durch Neuaustrieb ersetzen. Der Schaden bleibt sein ganzes Baumleben vorhanden, anders als die Wundheilung beim Menschen. Durch die Öffnung des Baumkörpers kommt es zu einem Befall von Schädlingen (Pilze, Bakterien oder Viren) und er muss zusätzlich Energie aufwenden, um diesen Befall zu bekämpfen. Diese verbrauchte Energie fehlt dem Baum letztendlich für den Neuaustrieb, irgendwann ist seine Energiebilanz ins Negative gerutscht und der Baum stirbt ab.

Ein weiteres Missverständnis ist das Reaktionsvermögen des Baumes, denn er reagiert in der Regel sehr zeitversetzt. Wenn man z. B. durch Bauarbeiten an dem Baum die Wurzeln verletzt oder abgräbt, dann wieder Erdboden aufschüttet, ist die Schädigung für uns Menschen nicht mehr sichtbar und der Baum sieht immer noch vital aus. Nach ein paar Jahren erinnert sich niemand mehr an die Schädigung, doch der Baum bildet „plötzlich“ mehr Totholz oder stirbt ganz ab. Auch ein Jahrzehnt später kann diese Schädigung die Ursache sein. Der Grund ist, dass er, als immobiles Lebewesen, nicht einfach seine Koffer packen und einen besseren Standort suchen konnte. Ihm bleibt nur, vor Ort mit den veränderten Gegebenheiten klarzukommen, alles für die Kompensierung einzusetzen, aber letztendlich verbraucht er dabei irgendwann seinen Energievorrat. Ein Baum stirbt immer an der Summe seiner Verletzungen und nicht am Lebensalter.
Wir Menschen haben sehr viele Gründe, einen Baum in seinem Wachstum zu begrenzen: Die Verkehrssicherheit, Gebäudeschutz oder Baumaßnahmen verlangen Schnittmaßnahmen. Aber wir sollten immer das Lebewesen Baum im Auge behalten und, wenn möglich, einen Kompromiss finden und unseren Eingriff so gering wie möglich halten. Dazu bedarf es unbedingt fachliches Wissen und Augenmaß. Wenn Sie Fragen zu Ihrem Baum haben oder in seinen Lebensraum eingreifen müssen, stehen wir jederzeit zur Verfügung. Wenn Sie ein Gutachten brauchen, ist es notwendig, die Fragestellung präzise zu formulieren. Es ist etwas anderes, die zukünftige Reaktion des Baumes zu beurteilen oder die aktuelle Standsicherheit.

Thorsten Kruse-Neuls
BaumFachWerk
Heideweg 2
29574 Ebstorf

Telefon: 0173-6326178
E-Mail: info(at)baumfachwerk.de

https://www.baumfachwerk.de